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Hugo Helbing [Hrsg.]; Guggenheimer, Emil [Bearb.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister: Nachlass des geheim. Justizrates Dr. E. Guggenheimer, Berlin und aus anderem Besitze; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 18. Februar 1926 — München: Helbing, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.49420#0009
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it Geh. Justizrat Dr. E. Guggenheimer, Vorstand der Augsburg=Nürn-
berger Maschinenbaugesellschaft, ist eine Persönlichkeit dahingegangen,
deren Fehlen im wirtschaftlichen Leben und insbesondere in der Industrie
sich fühlbar machen wird. Eine unermüdliche, mit weitschauendem Blick

und organisatorischen Fähigkeiten ausgestattete Arbeitskraft, wohnte dieser markanten Säule

der Industrie inne.

Berufene Federn haben darüber berichtet; seine Schöpfungen werden dauernd ein Denkmal
bilden, ihm zum Ruhm und der Nachwelt zur Nacheiferung empfohlen. Das durch die rastlose
Tätigkeit bedingte, von dem Verewigten aber auf das Mindestmaß beschränkte Ausruhen,
konnte sich nur wieder in geistiger reger Betätigung auswirken. Geheimrat Guggenheimer
war der Kunst sehr zugetan. Sein geschulter Blick kam ihm auch hier zu statten, er wußte
Spreu vom Weizen zu sondern und so sammelte er nicht nur Bilder, sondern begehrte die
Kunst. Wenn ich zum Beweise hierfür nur die drei Jugendarbeiten von Lenbach: „Maler auf
dem Lande“, „Junge mit Milchschüssel“ und die beiden „Neapolitanerinnen“ erwähne, so ist
damit allein schon das Gesagte bestätigt. „Der Maler auf dem Lande“ bekundet ein Können
und ist eine Schöpfung in Freilicht, die den besten Arbeiten des realen Impressionismus zu*
gezählt werden darf. Die beiden „Neapolitanerinnen“ sind ein Ergebnis der mit seinem Lehrer
Piloty 1858 unternommenen Reise nach Rom und wurden wohl zu dem „Titusbogen“ geschaffen;
diese Naturstudie reiht sich künstlerisch dem vorgenannten Bilde würdig an. „Der Junge mit der
Milchschüssel“ ist im Jahre 1857 geschaffen, das Jüngste von den dreien und ist wohl bei Graefle
entstanden; dieses Bild ist der untrüglichste Beweis dafür, daß Kunst eine Gottesgabe ist, wie
könnte sonst ein 21 Jähriger der Urheber dieses Bildes sein.
Auch das Damenbildnis (Nr. 114) von Albert von Keller muß hier an geschlossen werden, ein
Bijout der Pariser Zeit, dessen Zeichnung, Modellierung und Details troß aller Feinheiten mit breitem
Pinsel geschaffen sind; das Bild dürfte wohl zu den bedeutendsten Arbeiten kleineren Formates
zählen, und so wäre noch manches andere der Bilder ganz besonders zu betonen, die aber
der Epochen wegen mit den noch weiters im Katalog enthaltenen Bildern erwähnt sind.
Vom Ausland sind zu nennen: Louis Apol „Winterlandschaft“, A. Asselbergs „Straße von
Marlotte“, Teophil de Bock „Dünenlandschaft“ und „Moorlandschaft“ — zwei besonders fein betonte
Landschaften —, J. Bosboom „Inneres einer gotischen Kirche“, R. Czernotzky „Stilleben“ — von
bekannter minitiöser Durchführung —, A. Mauve „Auf der Weide“, G. Michels „Laubwald“,
L. M. de Robbe „Sonnenuntergang auf der Weide“ — ein selten vorkommender Künstler —,
E. la Rochenoire „Auf der Weide“ — zeigt Verwandtes mit Spißweg —, van de Sande Backhuizen
„Herbstlandschaft“, der Schweizer Nazarener Melchior Paul De Schwanden, ein Zeitgenosse
und Freund Overbecks mit dem Bilde aus 1855 „Der Engel zeigt Moses vom Berge Sinai
das Land“, S. R.Verveer „Markt in Holland“, Jan Maerten Vrolyk „Viehweide in Holland“,
Ph. Zücken „Frühling in Holland“.
Von deutschen Künstlern seien hier die auf die Zeit König Ludwig I. zurückgreifenden
Künstler gemeinsam genannt: F. Bamberger „Griechische Landschaft“ und „Partie vom Starn*
bergersee“ — die erstere noch ganz im Geiste Rottmann’s entstanden und von stark klassischem
 
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