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Hugo Helbing <München> [Editor]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister aus nord- und süddeutschem Besitz: Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 11. Mai 1926 — München, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.20525#0007
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IH Zeit vom 20. Juni 19i6 bis i. April 1926 dürfte wohl zu den schwersten
Zeiten des geschäftlichen Lebens zu zählen sein, stand sie doch im Zeichen der
Umsaßsteuer — und für Kunstgegenstände der erhöhten Umsaßsteuerpflicht.
Bedingte die finanzielle Lage des Reiches einerseits, keine Möglichkeit außer
acht zu lassen, die eine Stärkung der Finanzen bedeutete, so bildete anderseits die Einhebung
und Kontrolle dieser neuen Steuern eine Arbeitsbelastung für Steuerzahler und Steuernehmer,
die gar oft Anforderungen an das Leistungsmöglichste stellten.

Gesetze bringen Härten mit sich; dieses läßt sich nicht vermeiden, insbesondere dann
nicht, wenn es sich um Steuermaßnahmen handelt; es darf aber ohne Ueberhebung gesagt
werden, daß die vollziehenden Stellen unter Wahrung des Gesetzes bemüht waren, Härten zu
mildem, wo dieses nur einigermaßen angängig war.

Ein Volk wird nach seinem kulturellen Stand gewertet; einen Teil der Kultur nimmt
die Kunst ein; die Schöpfer sowohl, wie die, diese Schöpfungen Genießenden vereinen sich
daher in der Hebung der Kultur. Nun verlangt aber Kunst unbedingte Freiheit; Fesseln
hemmen die Entwicklung, und Fesseln waren es, die der Kunst mit der Einreihung zum Luxus
angelegt wurden. Diese Fesseln sind nun in der Hauptsache gefallen, unbelastet kann der
Künstler schaffen, Ausstellung und Handel sind befreit von Verantwortung und mühevoller
Arbeit, und so können auch sie vermehrt Teil am Aufbau unseres Vaterlandes nehmen, gleich*
zeitig einem unserer höchsten kulturellen Güter, der Kunst, die Wege ebnend.

Dem Bestand des nachstehenden Kataloges kommt der Wegfall der erhöhten Umsaß*
Steuer — 63A% — erstmals zu statten. Da sich der Kaufspreis dadurch vermindert, darf
wohl der Hoffnung Raum gegeben werden, daß dieser Vorteil Einfluß auf die Kaufskraft
ausüben wird.

Die Kollektion umfaßt Arbeiten von Andreas Achenbach bis zu Heinrich v. Zügel.
Namen von bestem Klang wechseln mit Arbeiten, deren Erwerb auch den mit bescheidneren
Mitteln versehenen Kunstfreunden möglich ist. Von einer Besprechung der einzelnen Gemälde
soll hier Abstand genommen sein; troßdem läßt es sich aber nicht vermeiden, einiger Werke
Erwähnung zu tun.

Das Motiv „Aus Holland“ von Andreas Achenbach entstammt der Zeit von 1884 und
ist als besonders typische Arbeit dieser Zeit anzusprechen, die Naturstudie „Mondschein“ gehört
einer früheren Zeit an; Herrn. Baisch, der Schwager und Studienfreund Schönlebers, führt einen
seiner berühmten, die schwere Arbeit der Küstenbewohner charakterisierenden „Tauholer“
vor, sein in Dachau im Jahre 1869 entstandenes „Waldinneres“ könnte ebensogut als Ent*
stehungszeit „Barbizon“ haben, eine Betonung der Qualität erübrigt sich damit; Hans Best mit
„Neue Nachrichten“ und „Bauerntypen“ und Ch. Bokelmann mit seinem „Kirchgang“ zeigen
 
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