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Hugo Helbing [Hrsg.]; Merzbacher, Gottfried [Bearb.]
Sammlung Prof. Dr. Merzbacher München und Beiträge aus anderem Besitz: orientalische Teppiche, Textilien, Waffen und Metallarbeiten, Antiquitäten, Möbel, alte Gemälde etc.; Versteigerung in der Galerie Hugo Helbing, München: Dienstag, 12. Okt., Mittwoch, 13. Okt. 1926 — München: Helbing, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.49406#0007
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VORWORT

Professor Dr. Gottfried Merzbacher (geb. 9. XII. 1843, gest. 14. IV. 1926)
x ’JL ist ein Mann von uns geschieden, dem echt deutsche Selbsterziehung, geweitet und
vertieft von einem durch die Erfahrung in überseeischen Ländern geschärften Blick, eine
ganz besondere Eigenart aufgeprägt hat. Die reichen physischen und geistigen Anlagen,
mit denen ein gütiges Geschick den auf seine wirtschaftliche Unabhängigkeit bedachten
Forscher in einem den Durchschnitt hoch überragenden Masse ausgestattet hatte, wusste
sein eiserner Fleiß derart auszuwerten, daß die Lebensbilanz dieses weit über die Gren*
zen seines Vaterlandes berühmt gewordenen Mannes auch vor der in die engsten Fält*
chen eindringenden Kritik zu Ehren besteht.
Erst wenn man diese Tatsachen würdigt, enthüllen die von Merzbacher in emsiger
Mühe angelegten Sammlungen ihr wahres Gesicht. Die Hauptmasse der naturwissen*
schaftlichen und völkerkundlichen Bestände sowie seine Bibliothek, eine Fundgrube der
Asien* Literatur, hat Merzbacher mit dem ihn auszeichnenden Gemeinsinn staatlichen
Instituten letztwillig überwiesen. Was hier zum Kauf ausgeboten wird, sind Dinge, die
er persönlich um sich zu haben wünschte, um seine ohnehin durch ein wunderbares Ge-
dächtnis belebten Erinnerungen an die mit wissenschaftlichen Reisen ausgefüllten Jahr*
zehnte seines ergiebigen Lebens in unmittelbarer Kraft wachzuhalten. Man begreift es,
daß ihm daran lag, von den Völkern, die er — nie als bloßer Globetrotter — kennen
lernte, die charakteristischen Belege für ihr kunsthandwerkliches Streben in seinen Besitz
zu bringen, um ihre Zeugenschaft für ethnographische Schilderungen und anregende
Unterhaltung von Mund zu Mund anzurufen. Die Art, wie er diese Gegenstände aus*
wählte, verrät einerseits seine Feinfühligkeit für das Echte, Typische, andererseits seine
richtige Einschätzung der Gefahren, die abseits unserer Zivilisation die Berührung
mit Europa nach sich zieht. Nicht die kulturhistorisch zu verfolgende Entlehnung zeitigt
hier die schlimmen Folgen, sondern das Hinübergreifen der maschinellen, verflachenden
Arbeitsweise in den durch Tradition geheiligten Bereich des bodenständigen Handwerks.
Unter den Töpfereien fallen durch ihren rassigen Charakter die im Handel beinahe
unbekannten Samarkand Heller (Nr. 16 ff.) auf; von den Metallarbeiten verdienen
die vornehmen Kannenformen (z.B.Nr. 100), ferner die in ihrem wirkungsvollen Dekor
sich abhebenden Lampen Nr. 11 und 123, von den Waffen die jetzt selten gewordenen
Ceylon=Säbel Nr. 82/83 besondere Hervorhebung. Die Textilien sind orientalische Ge*
brauchsware im edelsten Sinne des Wortes; es dürfte schwer halten, zum zweiten Male
in einem bürgerlichen Haushalt so ausgesuchte, nach Material, Farben* und Muster*
Zusammenstellung gleich eindrucksvolle Exemplare von asiatischen Knüpf* und
 
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