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Hugo Helbing [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister aus ausländischem und deutschem Besitz: Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 10. Februar 1927 — München: Helbing, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.49417#0009
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BUR schönen Sommerzeit war ich 1880 in Tivoli — eine glückliche Zeit für
mich und meine Frau. Wir wandelten fast immer unter den Oelbäumen und
blieben draussen bis spät in die Nacht — die so geheimnisvoll blau auf die
Erde niedersank. — Blau und still wurde mir so ziemlich gleichbedeutend
und als ich einige Jahre später das Bild aus der Erinnerung holte und malte
— wollte es mir nie genügen zum Ausdruck für meine Erinnerung bis es diesen hohen
Grad von stilleuchtendem Blau hatte. Es ist also nach der Farbenseite hin eine Stili-
sierung, die schon fast vom Natureindruck unabhängig ist, aber dabei bin ich gegen-
ständlich sehr treu bei dem Naturvorbild geblieben. — So schrieb Altmeister Thoma im
Februar 1905 an den Besitzer des Bildes „Abend in Tivoli“ über die Entstehung dieses
Bildes, aus dem Herzen kommend, noch bewegt von dem Gesehenen, dessen Erinne-
rungen den Geist des Meisters nicht ruhen lässt, bis er dem inneren Drängen nachgibt
und Herz und Geist seiner Palette anvertraut. Diese führten den Pinsel, sie mischten
die Farben, um vom Künstler Gesehenes neu erleben und entstehen zu lassen. Das geruh-
same Paar aus dem italienischen Volke am Rand der Anhöhe sitzend, verkörpert das
Ausruhen nach getaner Arbeit; es ist Abend, lass uns ausruhen, so scheint sich das
Paar zu sagen. Die Töne der Flöte des abseits stehenden Mannes dringen zum Aether, sich
dort mit dessen Bläue vereinend. Zufriedenheit heisst das Idyll. Mächtig strebt das „Silber-
horn“ in die Wolken, gebieterisch auf den Menschen schauend, bereit ihn abzuschütteln,
wenn er zu ungebetener Zeit auf seinen Scheitel treten will. Hans Thoma’s Können und
Wiedergabe der mächtigen Natur könnte nicht besser zum Ausdruck gebracht werden,
wie es gerade bei diesen Bildern geschieht; hier Friede und Erholung, dort gigantische
Macht und Kraft. Das kleine Aquarell „Tritonen auf dem Marsch“ ist dem reichen Sagen-
schatz des Meisters entnommen, der Marsch im Element der Tritonen, dieser Fabelmenschen
ist so recht zur Geltung gebracht, man wähnt das Stampfen der beflossten Füsse im Welten-

meer zu hören.
Auf Seite 527 seines Werkes über Moritz von Schwind führt Herr Direktor Dr.
Otto Weigmann ein Bild „Unterbrochene Jagd“ als Schwind „zugeschrieben“ an; der
Besitzer des Bildes, ein grosser Kunstfreund und Sammler, hatte dieses Bild stets nur
als Arbeit Schwind’s gekannt. Die grosse Gewissenhaftigkeit und die Vorsicht, mit welcher
Herr Dir. Weigmann das umfangreiche Material über Schwind verarbeitete, liess es ihm
geraten erscheinen, das Bild als „zugeschrieben“ zu bezeichnen, den vorurteilsfreien
Sammler dürfte dieses aber nicht beirren; die Frage, wer ist dann der Schöpfer des
Bildes und die Qualität desselben, sollten über das „zugeschrieben“ hinweghelfen.
Interessant ist diesesmal das ausgehende 18. und beginnende 19. Jahrhundert ver-
treten, darunter Namen, die den Markt nur selten berühren; wenn es sich auch nicht
immer um ganz bedeutende Werke handelt, so bieten dieselben doch Gelegenheit zum
Vergleich und insbesondere zur Lückenfüllung der Epochen. A. v. Bayer’s „Erwin von
Steinbach“, Hermann Dyck „Die Klosterküche“, L. Hofmann-Zeitz „Ave Maria“, E. Ihlee
„Krönung Maria’s — Kopie nach Raffael — eine herrliche Wiedergabe der bekannten
 
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