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Hugo Helbing [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister: aus ausländischem und deutschem Besitz; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 30. April 1927 — München: Helbing, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.53870#0005
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IE Presse hat mit großem Interesse das Resultat der „Sammlung Ludwig
1 Merkl“ verfolgt und sagt mit Recht, München als Kunstmarkt und die
' Münchener Schule haben durch die Erfolge dieser Auktion bewiesen,
1 daß sie ihre alte Zugkraft nicht verloren haben. Aber nicht nur dieses
' wurde bewiesen, es wurde auch bewiesen, daß vom reinen Standpunkte

der Sachwerte aus betrachtet, die Schaffung einer Sammlung eine gute Fundation bedeutet.

An diesen Faktor wird im allgemeinen wohl weniger gedacht, er entwickelt sich vielmehr
im Laufe der Jahre von selbst. Der Grundgedanke des Sammelns entspringt dem kulturellen
Bedürfnis, sich am Schönen, an der Kunst zu erfreuen. Das bewährte Zitat „Man erkennt
ein Volk an seinen kulturellen Gütern“ wird auch weiter unverändert fortbestehen.

Zerfällt bei einem Volke die Kultur, so zerfällt auch das Volk. Die kulturell und künstlerisch
so hoch stehenden Völker des Altertums haben dieses bestätigt. Die schweren Zeiten
der letzten Jahre drängten den Herzens wünsch der deutschen Sammler, sich aktiv an der
Kunst zu beteiligen, in den Hintergrund. Der zahlreiche Besuch der Ausstellungen zeigte
aber, daß das Interesse an der Kunst nicht verlorengegangen ist, die Mehrzahl mußte sich
eben mit dem Sehen der Lieblinge begnügen. Allmählich seßt aber auch die aktive
Beteiligung der Kunstfreunde wieder ein, je nach Möglichkeit werden kleinere und größere
Grundsteine zu Sammlungen gelegt und so darf wohl ohne Ueberhebung und ohne
falschem Optimismus gesagt werden, auch auf dem Gebiete des Sammelns beginnt sich
ein Aufschwung fühlbar zu machen und es ist ein hehres und erhebendes Zeichen, zu
sehen, wie durch die Nebelwand der freudlosen Jahre die Morgenröte der Zukunft dringt.
Ein kleiner Ueberblick über den nachstehenden Katalog soll sich auf jene Künstler
erstrecken, die zum Teil in der vorerwähnten Sammlung vertreten waren oder diesen sehr
nahe stehen. Die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts tätig gewesenen seien gemeinsam
genannt: Altmeister C. Spißweg’s „Einsiedler bei der Weinprobe“ ist eine verwandte Fassung
des noch aus der MärzsAuktion im vorigen Jahre erinnerlichen Bildes „Belauscht“, hat er
dort die Pointe der Humoristik auf die Beobachtung des weinkostenden, still genießenden
Einsiedlers durch einen entrüstet blickenden weltlichen Bruder gelegt, so betonte er in dem
gegenwärtigen Bilde das Genießerische des weinprobenden Einsiedlers, dem es nach langer
Zeit wieder einmal gegönnt ist, dem roten Rebensäfte zusprechen zu können; wohlig liegt
der erste Schluck auf der gehöhlten Zunge, um in behutsamem Schlürfen die Probe des
Gaumens zu bestehen. Die lüsternen Aeuglein im feisten Gesichte gemahnen an das
bekannte Lied „Frater Kellermeister“; der Wein scheint seine Probe gut bestanden zu
haben. — Aus der Schweizer Geschichte behandelt das Bild „Ritter Toggenburg“ das Erlebnis
eines Ritters dieses Geschlechtes; weltentfremdet hat er sich zurückgezogen, um in strenger
Abgeschiedenheit der Glanzzeiten seines vergehenden Geschlechtes zu gedenken, visionär
tritt das Stammschloß seiner Ahnen in der Dämmerung in Erscheinung. — „Faust und
Wagner“ eine Szene aus dem Leben des großen Mystikers hat C. Spißweg, wohl
 
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