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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Sammlungen Rüttgers, München und Sönksen, London, Plön: europäische Porzellane und Fayencen, China-Porzellan, altes Kunstgewerbe ; Versteigerung in der Galerie Hugo Helbing, München: Freitag, 28. Okt., Samstag, 29. Okt. — München, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.15710#0008
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einige ernsthafte Sammler die Tradition im Stillen fortführten (Ostermann, Levy und
wenige andere) und für Auktionen eine lange Pause eintritt. Wenn heute die Samm-
lungen Rüttgers und Sönksen als zwei bedeutende Sammlungen von vorwiegend süd-
deutschem Porzellan bei Hugo Helbing zur Versteigerung kommen, so ist das ein
erfreulicher erster Auftakt nach längerer Pause und der Ausgang dieser Auktion wird
für die Zukunft des Porzellaninteresses in München entscheidend sein.
Daß beide Sammlungen gemeinsam versteigert werden, hat die Zweckmäßigkeit er-
geben. Die beiden Sammler haben ohne gegenseitige Berührung gesammelt. Es mutet
umso eigenartiger der glückliche Umstand an, daß sich die beiden Sammlungen viel-
fach ergänzen, sowohl allgemein nach der Art des Sammeins wie nach den Einzel-
stücken. Wiederholungen kommen fast nicht vor.

Justizrat Rüttgers, aus einer rheinischen (Aachener) Familie stammend, hat schon
als Student zu sammeln angefangen und blieb dann 50 Jahre bis zu seinem Tode
Sammler. Er war einer der allerersten Porzellansammler; still und ganz für sich hat
er gesammelt, mit Hirth und den anderen stand er nicht in Berührung. Von seiner
persönlichen Einstellung ausgehend mied er jede Beeinflußung. Sein eigentlichstes
Gebiet war und blieb das Porzellan, wenn er auch Bilder in bedeutenderem Aus-
maß und Möbel gesammelt hat. Er liebte leidenschaftlich alte Musik: Bach, Händel,
Mozart, Haydn. Aachen, die lebendige Sammlerstadt und die Uberlieferung einer
kunstverständigen Familie waren seinem Sammlertum — das ihm ein Ausgleich zu
seiner beruflichen Tätigkeit als sehr bedeutender Jurist war — wohl erster Antrieb.
Nicht so früh, etwa um die Jahrhundertwende, hat Sönksen (gest. 1926) zu sammeln
begonnen und zwar fast ausschließlich Porzellan. Während Rüttgers sehr viel auf
Münchner Versteigerungen erworben hat, führten Sönksen, einen gebürtigen Kieler,
seine often Reisen nach London, Wien, Hamburg und Amsterdam. An diesen Orten,
vornehmlich aber auch in München und Frankfurt, hat er gekauft, in München bei
Etbauer sein erstes Stück erworben. Still und gern zurückgezogen galt alle Beschäfti-
gung seiner freien Zeit seinen Porzellanen, die er, erst impulsiv, dann mit immer
größerem Bedacht sammelte, und dem Studium der einschlägigen Literatur, die er
lückenlos kannte.

So entstanden die beiden Sammlungen, zu denen nun der stattliche Katalog mit rund
300 Figuren vorliegt. Die größere Zahl hat die Sammlung Rüttgers. — Ich darf
hier hinweisen, daß die Provenienzbezeichnungen Rüttgers und Sönksen im Ka-
talog durchgehend den einzelnen Stücken beigesetzt sind und zwar abkürzend in
der Weise, daß bei Gegenständen aus der Sammlung Rüttgers am Schluß der Be-
schreibung ein R., bei solchen aus der Sammlung Sönksen ein S. beigefügt wurde.
Auch sei hier gleich gesagt, daß in diesem Katalog der Versuch gemacht wurde, alle
Reparaturen, auch solche ganz geringfügiger Natur, mit größter Sorgfalt aufzuzeigen.
Der Erhaltungszustand der Sammlungen ist tatsächlich ein durchaus guter. — Die

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