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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Sammlungen Rüttgers, München und Sönksen, London, Plön: europäische Porzellane und Fayencen, China-Porzellan, altes Kunstgewerbe ; Versteigerung in der Galerie Hugo Helbing, München: Freitag, 28. Okt., Samstag, 29. Okt. — München, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.15710#0007
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„So wurde er zum leidenschaftlichsten und glück-
lichsten Sammler, namentlich des deutschen Porzel-
lans, vor allem der Porzellantigürchen, der reizvollsten
und kokettesten Gattung der neueren Kleinplastik, die
er als Erster richtig erkannt hat".

Bode im Vorwort zum Hirth-Katalog.

München hat für Porzellan einen besonderen Namen. Das ist kein Zufall, liegt viel-
mehr tiefbegründet in der Geschichte der Porzellanentwicklung, die sich auf dem
engen Gebiet „Süddeutschland" so zahlreich und bedeutend abgespielt hat. Liegt in
der Bedeutung des Rokoko für Süddeutschland überhaupt und liegt in dem besonderen
Sinn des Süddeutschen für das Heiter-Charmante und wieder das Phantastisch-
Unwirkliche, das der porzellanen Welt „dieser wunderbaren kleinen Leute" zu eigen ist.
Das war der Boden auf dem das Auftreten bedeutender Sammler von Porzellan schon
in den ersten Zeiten der noch immer jungen Beschäftigung mit diesem liebenswür-
digen und besonders charakteristischen Zweig der Kunst des 18. Jahrhunderts leichter
als irgendwo geschehen konnte.

Bustellis Sommer- und Herbstfiguren auf dem Umschlag dieses Kataloges, auf Münchner
Boden entstanden, erinnern durch ihre Auktionsherkunft an die stolze Sammlung
Pannwitz (Versteigerung München, Helbing, 1905). Hirths glückliche Sammeltätigkeit
vollzog sich hier in München, anregend und erstmals aufklärend. Die Auktion Hirth
brachte für die Wertung der Porzellane erst die Basis. Und mit der Ausstellung des
Bayer. Nationalmuseums 1909, die etwa 3000 süddeutsche Porzellane zeigte, war ein
entscheidender Schritt nach der Richtung der exakten wissenschaftlichen Forschung
getan. Bisher ungekannte Schätze (z. B. Residenz München) wurden erstmals der
Öffentlichkeit gezeigt. Auf diesem Boden erwuchs dann ausgezeichnete wissenschaft-
liche Forschung. Ich brauche nur an Hofmanns Groß-Werke Nymphenburg und
Frankenthal zu erinnern.

So schien hier alles im besten Fahrwasser und das helle rassige Porzellan, das nach
der dunklen schwerfarbigen Verstaubtheit des ausgehenden 19. Jahrhunderts sieghaft
ans Licht gekommen war, schien der weitesten Liebe auch des breiteren Publikums
entgegen zu gehen. Da kam — es steht zu hoffen nur als zeitweise Unterbrechung --
der Krieg und nach dem Krieg das Schwinden der Phalanx der zielbewußten Sammler.
Berlin, das immer schon beste Porzellansammler besaß, tritt mit der großen Darm-
städter-Auktion, mit der Auktion Buckardt führend auf, während in München nur

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