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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister aus ausländischem, norddeutschem u. Münchner Besitze: darunter aus den Nachlässen Dr. Richard Paulus und G. H. Kotschenreiter ; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München: Dienstag den 11. Juni 1929, Mittwoch den 12. Juni 1929 — München, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.20507#0005
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ACHFOLGER zu sein ist schwer, insbesondere, wenn der Vorgänger
eine dominierende Stellung eingenommen hat. Immer wird auf das
Vergangene zurückgegriffen und dieses als das Beste, den Nach-
folgern Unerreichbare bezeichnet werden. Diese Tatsache findet
auch oftmals in der Kunst Anwendung. Der Kunstfreund und
Sammler hegt stets den Wunsch, nur immer wieder besseres auf
dem Markte, in den Ausstellungen und auf den Auktionen vorzufinden. Die Ver-
steigerung der Sammlung von B. am 23. April wurde dem eben erwähnten Wunsche
gerecht, die Beteiligung war eine ungemein starke, die Preise überstiegen in vielem
die gehegte Hoffnung.

Unter Hinweis auf das eingangs Gesagte wird vielleicht bei der gegen-
wärtigen Auktion als Nachfolgerin der vorerwähnten ein Gradmesser Anwendung
finden, der eine Einstufung der gegenwärtigen Auktion zu unrecht bringen könnte.
Es muß aber vor allem unterschieden werden zwischen einer geschlossenen, also
nach einem Willen und einem Grundsatz geschaffenen Sammlung und solchen, die
aus verschiedenem Besitz in einem Katalog zusammengeschlossen werden. Diese
letzteren bieten den Vorzug, daß sie von verschiedenen Richtlinien aus und unter
wechselndem Geschmack entstanden, in gleichem Maße wieder aufgenommen und
oft als begehrte Ergänzungen willkommen geheißen werden. Sie bieten aber auch
noch den weiteren Vorteil, daß sie dem geringer bemittelten Kunstfreunde es er-
möglichen, sich an diesen Auktionen zu beteiligen und sich ein kulturelles Gut
ohne großen Aufwand von Mitteln beschaffen zu können, was zur Verbreitung der
Kunst in die weitesten Schichten beiträgt und zu Nacheiferungen Anlaß gibt.

Wie der nachstehende Katalog ergibt, befinden sich in dieser Auktion aber
auch Werke, die vom Sammler- und musealen Standpunkte aus Interesse er-
wecken werden.

Von der älteren, insbesondere Münchener Schule sind zu erwähnen: Hein-
rich Bürkel's Campagnabilder, die sich nicht nur durch die Schilderung, sondern
auch durch die feine Abwägung der Beleuchtung besonders bemerkbar machen. Der
Hamburger Hermann Beckmann ist mit einem „Buchenwald", Maximilian Haus-
hofer mit einem „Bergsee" aus 1831, Kaspar Kaltenmoser mit einer belebten Kom-
position „Die kleine Friseuse" aus 1848, der selten vorkommende Mainzer Philipp
Kieffer mit einem „Knabenbildnis" aus 1824, der Hamburger Karl Georg Koester,
der seine Tätigkeit zur Zeit Dorner und Dillis in München ausübte, mit einer
„Partie vom Inn", A. Hanno, ebenfalls Hamburger von Geburt, mit zwei Bildnissen
des „Grafen Palaviccini und des Oberst Rüdesheim" aus königl. bayerischem
Besitz zu nennen. Albert Lang, der heute 82jährige, als letzter Überlebende aus
dem engsten Kreise um Marees, dessen Zusammenarbeit mit ihm, der Größten
einer — dem suchenden, an sich oft verzweifelnden und nur durch seine Freunde
immer wieder aufgerichteten Meister — ein halbes Menschenalter währte, hat die
„Abendklänge" wohl noch unter dem Einflüsse der Zusammenarbeit mit Marees ge-
schaffen; reine, einfachste Natur spricht aus diesem Werke, paradiesisch müßte man
es darum nennen. Adolf Lier's „Motiv aus der Aiblinger Gegend" ist bei kleinstem
Format besonders auf Einzelheiten eingestellt. Christian Morgenstern, der in
München ansässig gewordene Hamburger, ist mit einer „Mondnacht auf der See"
zu erwähnen. Moritz Müller, gen. Feuermüller, und der Wormser Friedrich Schön
haben Gottfried Schalcken studiert und behandeln beide, Motive mit besonders be-
tonter Beleuchtung, dieses wird bei des ersteren „Aus den Tiroler Befreiungs-
kämpfen" und des letzteren „Feuersbrunst im Dorf" bewiesen. Joh. Nep. Ott's
 
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