Produkt dieses Jahrganges und das Vorgefühl des Genusses, mit dem der Kollege in sein
Zinnkrüglein sieht, konnte eben nur von einem Grützner wiedergegeben werden. Karl Hage-
meister's, des noch lebenden markanten Vertreters der großen Zeit um Leibi und Trübner,
realistisch mit breitem Pinsel hingesetzte, die Tradition nicht verleugnende „Brandung" ver-
dient sehr der Beachtung. Louis von Ilagn's „Venezianisches Fest" aus 1881 vereint in sich
die Ergebnisse der Studienreisen nach Frankreich und Italien; bewegte, ungezwungene Kom-
position vereint sich mit hohen malerischen Werten und begründet, daß diesem Künstler
eine noch viel höhere Berücksichtigung seitens der Allgemeinheit entgegengebracht werden
müßte. Karl Haushofer, der Sohn Maximilian Haushofer's trat nur wenig an die Oeffcntlich-
keit; obwohl mit bedeutenden künstlerischen Fähigkeiten begabt, verwandte er den größten
Teil seiner Zeit zu geologischen Studien. Die „Landschaft mit Bergsee" kann den Einfluß des
Vaters nicht leugnen. Heinrich Heinlein ging auf Veranlassung seines Vetters August Riedel,
— des sogenannten römischen Riedel —, mit diesem nach München und schloß sich Carl
Rottmann und Christian Morgenstern an. Die Studienreisen nach Italien übten auf ihn einen
bestimmenden Einfluß aus. Seinen Bildern haftet von dieser Zeit, selbst bei der deutschen
Landschaft, immer etwas Klassisches an. Dieses tritt auch bei den gegenwärtigen Bil-
dern zutage. Bei dem Bilde „Der Kochelsee" vermutet man einen Landschaftsausschnitt aus
dem Süden vor sich zu haben. Dieses Bild behandelt eine Episode aus des Künstlers jungem
Eheleben. Es müßte eigentlich als Dichterbild bezeichnet werden, den des Künstlers Dichter-
geist hat zweifellos hier den Pinsei geführt. Die Vorfreuden auf das bevorstehende höchste
Glück brachte er durch den diskret im Schilfe stehenden Meister Abardar zur Geltung. Die
junge am Ufer sitzende, Blumengewinde bindende Frau sieht liebevoll auf ihren über den See
fahrenden Gatten. Das „Motiv aus den Apeninnen" gewinnt bei großzügigster Auffassung
des Landschaftichen noch besondere Bedeutung durch die figürliche Staffierung. „Schloß
Tirol" und „Motiv vom Walchensee" zeigen ebenfalls den Einschlag auf das Klassische. Adolf
Hengeler's „Kleine Gratulantin" entbehrt nicht des Humoristischen und gehört der Zeit an, in
der der Künstler die beliebten Auslugbilder schuf. Von dem Braunschweiger Rudolf Heniie-
berg, bekannt durch die „Wilde Jagd" der Schack-Galerie, berühren Arbeiten nur selten den
Markt. Das gegenständliche Bild dürfte als eine in Paris entstandene Studie zu dem oben
erwähnten Bild anzusprechen sein. Charles Hoguet's „Wilderer" läßt uns diesen Künstler
von einer bisher nicht bekannten Seite kennen lernen. Peter Kälmän's „Des Künstlers Frau
in Niederländischem Kostüm" und „Des Künstlers Töchterchen als Dachauerin" weisen bis in
die kleinsten Details die bei diesem Künstler so sehr geschätzte Technik auf. Hier kann sich
aber auch die Hand des Gatten und Vaters nicht verleugnen. Hugo Kauffmann's „Das neue
Wiegenpferd" ist 1874, also in den ersten Jahren seines Münchener Aufenthaltes, entstanden;
zeigt dieses Bild bereits die Einflüsse der Münchener Schule, so tritt doch vor allem das Stu-
dium bei Anton Burger in Cronberg an erste Stelle, eine Arbeit, die sich Enhuber und De-
fregger anschließen darf. Fritz August von Kaulbach's „Frauenbildnisse" weisen stets die vor-
nehme Schilderung der Frauen der Gesellschaft auf. Ueber das künstlerische Interesse hinaus
wird Wilh. von Kaulbach's „Bildnis Franz Liszt' in jüngeren Jahren" Beachtung finden, han-
delt es sich doch um ein musikhistorisch interessantes Blatt. Albert von Keller's „Dame in
Balltoilette" — aus 1874 — entstammt dem Nachlasse seines Lehrers Arthur von Ramberg,
damit wäre dessen künstlerischer Wert eigentlich schon zensiert. Es ist aber doch notwendig,
noch ganz besonders zu betonen, daß es sich hier um eine außergewöhnliche Leistung handelt,
einem Mieris könnte das Gesicht der Dame entnommen sein. Friedrich Keller ist aus der
Folge seiner Steinbruchbilder hier mit einem monumentalen Werke von Galeriebedeutung ver-
treten; grau ist der Grundton des ganzen Bfldes, aus diesem heraus schuf er die realistisch
wiedergegebenen „Steinzieher" in der durch das Grau unwillkürlich auf einen kälteren Ton
gestimmten Sonne. Sein Bild „Im Pferdestall" aus 1875 trägt noch den typischen Charakter
der Münchener Schule und muß als besonders beachtenswerte Epochenarbeit vermerkt wer-
den. Joseph Kirchmair, der außer seiner Betätigung als Glasmaler sich auch mit Jagdmotiven
befaßte, stand sicher in Fühlung mit Max Haider; das hier wiedergegebene „Endlich er-
wischt" läßt dieses vermuten. Wilh. von Kobell's „Mainlandschaft mit Blick auf Aschaffen-
burg" ist in der Hauptsache auf die Perspektive eingestellt, muß aber auch vom historischen
Standpunkte aus beachtet werden. Karl Kronberger's „Schnupfer" birgt alle Vorzüge des
Zinnkrüglein sieht, konnte eben nur von einem Grützner wiedergegeben werden. Karl Hage-
meister's, des noch lebenden markanten Vertreters der großen Zeit um Leibi und Trübner,
realistisch mit breitem Pinsel hingesetzte, die Tradition nicht verleugnende „Brandung" ver-
dient sehr der Beachtung. Louis von Ilagn's „Venezianisches Fest" aus 1881 vereint in sich
die Ergebnisse der Studienreisen nach Frankreich und Italien; bewegte, ungezwungene Kom-
position vereint sich mit hohen malerischen Werten und begründet, daß diesem Künstler
eine noch viel höhere Berücksichtigung seitens der Allgemeinheit entgegengebracht werden
müßte. Karl Haushofer, der Sohn Maximilian Haushofer's trat nur wenig an die Oeffcntlich-
keit; obwohl mit bedeutenden künstlerischen Fähigkeiten begabt, verwandte er den größten
Teil seiner Zeit zu geologischen Studien. Die „Landschaft mit Bergsee" kann den Einfluß des
Vaters nicht leugnen. Heinrich Heinlein ging auf Veranlassung seines Vetters August Riedel,
— des sogenannten römischen Riedel —, mit diesem nach München und schloß sich Carl
Rottmann und Christian Morgenstern an. Die Studienreisen nach Italien übten auf ihn einen
bestimmenden Einfluß aus. Seinen Bildern haftet von dieser Zeit, selbst bei der deutschen
Landschaft, immer etwas Klassisches an. Dieses tritt auch bei den gegenwärtigen Bil-
dern zutage. Bei dem Bilde „Der Kochelsee" vermutet man einen Landschaftsausschnitt aus
dem Süden vor sich zu haben. Dieses Bild behandelt eine Episode aus des Künstlers jungem
Eheleben. Es müßte eigentlich als Dichterbild bezeichnet werden, den des Künstlers Dichter-
geist hat zweifellos hier den Pinsei geführt. Die Vorfreuden auf das bevorstehende höchste
Glück brachte er durch den diskret im Schilfe stehenden Meister Abardar zur Geltung. Die
junge am Ufer sitzende, Blumengewinde bindende Frau sieht liebevoll auf ihren über den See
fahrenden Gatten. Das „Motiv aus den Apeninnen" gewinnt bei großzügigster Auffassung
des Landschaftichen noch besondere Bedeutung durch die figürliche Staffierung. „Schloß
Tirol" und „Motiv vom Walchensee" zeigen ebenfalls den Einschlag auf das Klassische. Adolf
Hengeler's „Kleine Gratulantin" entbehrt nicht des Humoristischen und gehört der Zeit an, in
der der Künstler die beliebten Auslugbilder schuf. Von dem Braunschweiger Rudolf Heniie-
berg, bekannt durch die „Wilde Jagd" der Schack-Galerie, berühren Arbeiten nur selten den
Markt. Das gegenständliche Bild dürfte als eine in Paris entstandene Studie zu dem oben
erwähnten Bild anzusprechen sein. Charles Hoguet's „Wilderer" läßt uns diesen Künstler
von einer bisher nicht bekannten Seite kennen lernen. Peter Kälmän's „Des Künstlers Frau
in Niederländischem Kostüm" und „Des Künstlers Töchterchen als Dachauerin" weisen bis in
die kleinsten Details die bei diesem Künstler so sehr geschätzte Technik auf. Hier kann sich
aber auch die Hand des Gatten und Vaters nicht verleugnen. Hugo Kauffmann's „Das neue
Wiegenpferd" ist 1874, also in den ersten Jahren seines Münchener Aufenthaltes, entstanden;
zeigt dieses Bild bereits die Einflüsse der Münchener Schule, so tritt doch vor allem das Stu-
dium bei Anton Burger in Cronberg an erste Stelle, eine Arbeit, die sich Enhuber und De-
fregger anschließen darf. Fritz August von Kaulbach's „Frauenbildnisse" weisen stets die vor-
nehme Schilderung der Frauen der Gesellschaft auf. Ueber das künstlerische Interesse hinaus
wird Wilh. von Kaulbach's „Bildnis Franz Liszt' in jüngeren Jahren" Beachtung finden, han-
delt es sich doch um ein musikhistorisch interessantes Blatt. Albert von Keller's „Dame in
Balltoilette" — aus 1874 — entstammt dem Nachlasse seines Lehrers Arthur von Ramberg,
damit wäre dessen künstlerischer Wert eigentlich schon zensiert. Es ist aber doch notwendig,
noch ganz besonders zu betonen, daß es sich hier um eine außergewöhnliche Leistung handelt,
einem Mieris könnte das Gesicht der Dame entnommen sein. Friedrich Keller ist aus der
Folge seiner Steinbruchbilder hier mit einem monumentalen Werke von Galeriebedeutung ver-
treten; grau ist der Grundton des ganzen Bfldes, aus diesem heraus schuf er die realistisch
wiedergegebenen „Steinzieher" in der durch das Grau unwillkürlich auf einen kälteren Ton
gestimmten Sonne. Sein Bild „Im Pferdestall" aus 1875 trägt noch den typischen Charakter
der Münchener Schule und muß als besonders beachtenswerte Epochenarbeit vermerkt wer-
den. Joseph Kirchmair, der außer seiner Betätigung als Glasmaler sich auch mit Jagdmotiven
befaßte, stand sicher in Fühlung mit Max Haider; das hier wiedergegebene „Endlich er-
wischt" läßt dieses vermuten. Wilh. von Kobell's „Mainlandschaft mit Blick auf Aschaffen-
burg" ist in der Hauptsache auf die Perspektive eingestellt, muß aber auch vom historischen
Standpunkte aus beachtet werden. Karl Kronberger's „Schnupfer" birgt alle Vorzüge des