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Closs, Fritz [Bearb.]; Hugo Helbing [Mitarb.]
Sammlung Kunstmaler Fritz Closs † München: Ölgemälde moderner Meister des 19. und 20. Jahrhunderts; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München: Dienstag den 19. November 1929 — München: Helbing, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.57508#0007
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■RITZ C L O S S , der durch ein tragisches Geschick abberulen
wurde, war Maler, und ging aus der Schule Stuck hervor.
Die Öffentlichkeit mied er gefließentlich, da er nur seiner
selbst willen und dem inneren Triebe folgend der Kunst
huldigte. Nur dem engsten Familien- und Freundeskreis
waren seine Arbeiten und sein Können bekannt. Fritz Closs hätte
seine Arbeiten ohne Bedenken der Allgemeinheit verführen dürfen,
hätten sie doch der Kritik sicher Stand gehalten und zweifellos war
es auch nicht die Scheu vor der Kritik, sondern eine ehrliche Selbst-
beurteilung hielt ihn davon ab. Ihm, dem ein glückliches Geschick es
ersparte, des Erwerbes wegen malen zu müssen, schien die Zeit, wo er
sich der breiten Masse vorstellen sollte, noch nicht gekommen, seine
Leistungen sollten noch zu größerer Vollkommenheit gehoben werden.
In der heute so vielfach umstrittenen Zeit in Kunstfragen und
Leistungen sowohl, wäre es eigentlich Pflicht des Verewigten gewesen,
seine Arbeiten der Öffentlichkeit zugängig zu machen, zumal dieselben
beweisen, daß es möglich ist. die Lehren der älteren Münchener Schule
mit jenen der Jetztzeit zu verbinden, ohne dort abwegig zu werden,
oder hier ins Extreme zu verfallen. Und der damit geschaffene Mittel-
weg ist es, der beim Kunstfreunde und auch beim Künstler sicher be-
rechtigtes Verständnis gefunden haben würde. Es war daher erwünscht,
anläßlich der Ausstellung der Kunstsammlung Fritz Closs, auch einige
Werke seiner Hand der Besichtigung zugängig zu machen. Das vor-
nehme, gefühlsmäßige Empfinden für Kunst jeder Zeit und die
seelische Einstellung zu dieser, legte seiner Sammeltätigkeit keine
Zügel an, für ihn gab es nicht Zeit noch Richtung, nur die Leistung
und nicht der Name allein war ausschlaggebend und so kommt es,
daß sich in der Sammlung auch Arbeiten befinden, die ohne Zu-
schreibung seinem künstlerischen Empfinden genügten.
Arnold Böcklin’s „Verlassene Venus“, die erste Fassung zu der
von Professor H. A. Schmid, Basel, in dem bei Bruckmann erschienenen
Werke über Böcklin unter Nr. 155 aus dem Besitze des Prof. J. v. Kopf.
Rom, erwähnten „Verlassene Venus“, wird in einem ausführlichen
Briefe Prof. Schmid’s eingehendst behandelt, er schreibt über das
wohl 1850 bis 57 in Rom entstandene Werk und weist auch auf die

Verwandtschaft mit dem „Pan im Schilf“ hin.
Die Erwerbung dieses Werkes fällt in eine Zeit — 1911 —, wo
die Einreihung des Bildes in den Wirkungskreis Böcklin’s noch nicht
erfolgt war, also lediglich der seherische Blick und das tiefgründige
Empfinden den Sammler leiteten; heute steht ein Galeriewerk vor
uns. Hans Thoma’s Puttos in Wolken muß mit zur Serie der „Engels-
wolken“ gerechnet werden; ich möchte einen Sprung wagen und zu
Rubens überleiten, dessen Himmelsbübchen wohl entschieden von
 
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