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Swarzenski, Georg; Weiller, Jacob H. [Bearb.]
Nachlass Frau Jacob H. Weiller, Frankfurt am Main: Plastik des Mittelalters und der Renaissance, alte und moderne Gemälde, Handzeichnungen, Keramik, Wachsbossierungen, Miniaturen, Silbergegenstände, alte Möbel, Kronleuchter, Stoffe und Teppiche; Versteigerung Dienstag, 21. Oktober 1930 — Frankfurt am Main, 1930

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53430#0007
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Die Sammlung Jacob H. Weiller stammt aus einer Zeit, in
der es in Frankfurt Strafen gab, wo ein Haus neben dem anderen
einen Kunstbesitz enthielt, der Beachtung verdiente oder sogar
rühmlich bekannt war. In ihrem Äußeren kaum voneinander unter-
schieden, trugen die Häuser auch in ihrer Einrichtung, trotz der
stark abgestuften gesellschaftlichen Schichtung, den einheitlichen
Charakter einer herrschenden Konvention, und es war eigentlich
ihr künstlerischer Inhalt, der ihnen das besondere Gepräge und die
persönliche Eigenart gab. Oft waren es einzelne Kunstwerke, in
vielen Fällen aber auch ganze Sammlungen von bedeutendem
Umfang.
Das Haus des Bankiers Jacob H. Weiller gehört zu denen,
die eine eigentliche, grofje Sammlung enthielten, und es war die
Frau des Hauses, die als ihre Schöpferin anzusehen ist. Von Ju-
gend auf mit künstlerischen Neigungen begabt, in regem Verkehr
mit einem Kreis von Künstlern und Schriftstellern, die in ihrem
Hause sich versammelten, durch Reisen und durch das Studium
der Museen und Ausstellungen erwarb sie sich beträchtliche Kennt-
nisse und Erfahrungen auf verschiedenen künstlerischen Gebieten.
Sie wurde zu einer der regsamsten und unterrichtetsten Samm-
lerinnen in ganz Deutschland, und unter den Frankfurter Samm-
lungen, die in den drei bis fünf Jahrzehnten vor dem Krieg ent-
standen, wurde die S ammlung We i 11 e r b ald üb er F rankfurt hinaus
bekannt. Mit ihrer Auflösung verschwindet eine der letzten Samm-
lungen, die den Ruf Frankfurts auf diesem Gebiete mitbestimmt
haben.
Der Schwerpunkt liegt in den Werken gotischer Plastik. Für
dieses weite Gebiet enthielt die Sammlung so vielgestaltiges Ma-
terial, dalj sie geradezu musealen Charakter hatte. Hier sind die
meisten Werke durch gelegentliche Ausstellungen bekannt und
haben zu einem großen Teil auch den Eingang in die kunstgeschicht-
lidie Literatur gefunden. Den Kern bildet die reichhaltige Samm-
lung deutscher Holzskulpturen, für die in Frankfurt schon zu einer
Zeit Interesse bestand, als die Sammeltätigkeit auf diesem Gebiet
noch nicht zu einer verbreiteten Mode geworden war. Um diesen
 
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