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Otto Helbing Nachf. <München> [Hrsg.]; Otto Helbing Nachf. [Hrsg.]
Auktions-Katalog / Otto Helbing Nachf.: Griechische und römische Münzen, Römisch-Deutsches Reich, Österreich etc., Geistlichkeit, Mittelalter, China, Orden, Ehrenzeichen, Literatur: 19. August 1941 und folgende Tage — München, Nr. 83.1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.8981#0008

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Im vorliegenden 83. Versteigerungskatalog sind die antiken Münzen besonders bemerkens-
wert. Bei der schönen Erhaltung war die Abbildung fast aller Stücke geboten.

Den Sammlern chinesischer Münzen werden die nachstehenden Ausführungen des Herrn
Richard Schlösser (Verfasser des Werkes „Chinas Münzen") von Nutzen sein. Unter Nr. 2197 ff.
kommt eine kleine Partie chinesischer Münzen zur Versteigerung.

Die Zeitbestimmung bei chinesischen Münzen.

In der chinesischen Münzkunde spielt die Zeitrechnung, die von der europäischen erheb-
lich abweicht, eine wesentliche Rolle. Oft ist es schwierig und umständlich, das Ausgabejahr einer
Münze sicher zu bestimmen; in vielen Fällen ist dies überhaupt nur annähernd, in anderen gar
nicht möglich. Seit 163 v. Chr., wo Wen Ti der Han-Dynastie (206v.-208 n. Chr.) diesen Gebrauch
einführte, benutzen die Chinesen für ihre Zeitrechnung die Regierungsepochen der Kaiser, deren
Ehrennamen, „Nien Hao", allgemein gebräuchlich sind. Anfangs wurden diese Nien Hao von dem
Kaiser willkürlich nach irgendeinem bedeutungsvollen Ereignis bestimmt, und der einzelne Herr-
scher hatte während seiner Regierungszeit oft zehn oder noch mehr verschiedene Regierungs-
epochen aufzuweisen. Erst mit Beginn der Ming-Dynastie (1368—1644) wurde es üblich, für die
ganze Regierungszeit nur einen Ehren-Namen einzusetzen. Die Dauer der einzelnen Epochen ist
dadurch naturgemäß außerordentlich verschieden und schwankt von einem bis zu 60 Jahren.
Damit wird die Ubersicht sehr erschwert, und dies um so mehr, als viele Nien Hao nicht nur
doppelt, sondern selbst mehrfach wiederkehren. Zum Beispiel gibt es die Epoche T'ai P'ing,
„Erhabener Friede" nicht weniger als sechsmal.

Auf den Münzen erscheinen Nien Hao als Datierung zuerst im Jahre 256 in der Epoche
T'ai P'ing (256—257) des Herrschers Sun Liang des Königreichs Wu. Anfangs kommt dieser
Gebrauch nur vereinzelt und gelegentlich vor; erst in der T'ang-Dynastie (618—906) wird
er allgemein und dauernd eingeführt. Wo der Nien Hao auf einer Münze verzeichnet ist, läßt sich
damit die Zeitspanne ermitteln, innerhalb welcher die Münze ausgegeben ist, — es sei denn, daß
mehrere gleichnamige Epochen vorhanden sind, so daß es sich um mehrere Zeitspannen handelt,
die oft sehr verschiedenen Zeiten angehören, — oft um Jahrhunderte auseinander liegen, oft aber
auch nur wenige Jahre. — In solchen Fällen müssen noch andere Momente zur Bestimmung
herangezogen werden. Das einzelne Jahr der Ausgabe aus der Münze selbst zu bestimmen ist
nur in den Fällen möglich, wo diese selbst noch nähere Angaben darüber enthält. So war es
z.B. während der südl. Sung-Dynastie (1127—1279) einmal fast 100 Jahre lang üblich geworden,
auf der Rückseite der Münzen durch Zahlenangaben die einzelnen Jahre der Epoche namhaft zu
machen. Es gilt dies von dem 7. Jahre der Epoche Sh'un Hsi (1174—1189) des Kaisers Hsiao
Tsung (1163—1189), d. h. vom Jahre 1180 bis zum 8. Jahre der Epoche Hsien Sh'un (1265-1274)
des Kaisers Tu Tsung (1265—1274), d. h. bis 1272. —

Diesen Gebrauch hat man dann aber wieder fallen gelassen, und man hat sich für gewöhn-
lich mit der Angabe der Epoche begnügt, ohne das einzelne Jahr zu fixieren. In anderen Fällen,
wie z.B. in der Chili- (1115—1234) und in der Yüan- (1280—1367), auch in der Ming-Dynastie
(1368—1644) hat man das einzelne Jahr auf andere Weise festgelegt. Man hat neben dem Nien
Hao noch den sog. 60jährigen Zyklus angewandt. Dies ist ein aus uralter Vorzeit stammender
und gleichmäßig fortgesetzter Gebrauch, alle 60 Jahre mit einem sich stets gleichbleibenden
Turnus von 60 verschiedenen Jahresbezeichnungen neu zu beginnen. Die einzelnen Jahre tragen
je einen aus zyklischen Zeichen bestehenden Namen, die sich aus den zehn „himmlischen" und
zwölf „irdischen" Zeichen zusammensetzen. Diese 60 Namen liegen innerhalb des Zyklus ebenso
 
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