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Galerie Neupert <Zürich> [Editor]; Auktionator H. Messikommer <Zürich> [Editor]
Sammlung G. Henneberg, Zürich: Ölgemälde und Zeichnungen hervorragender Meister des XIX. Jahrhunderts (Kunstgegenstände) ; [Auktion 20. bis 25. Oktober 1919, Gemälde 20. - 22. Oktober] — Zürich, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.20249#0009
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DIE GÄLE R I E II ENNEBERG


Das Bildersammeln gehörte zu den Passionen des im Dezember 1918 siebzig-
jährig verstorbenen Grosskaufmanns G. Henneberg in Zürich. Als er sich gegen
Ende des letzten Jahrhunderts sein vornehmes Wohnhaus bauen liess, wurde das
erste Stockwerk von vorneherein als Gemäldesammlung eingerichtet. Von jener
Sammlung befinden sich nur noch wenige Stück in der heute zur Auktion ge-
langenden Galerie. Denn jener ersten umfangreichen Sammlung, der nichl zuletzt
eine Reihe von Werken Adolf Menzels das auszeichnende Gepräge verliehen
hafte, eniäussertc sich ihr Besitzer im Jahre 1903. Freilich, die schönen Säle und
Kabinette blieben nicht lange leer. Es entstand eine neue Galerie mit anderen
Akzenten; und sie ist bis in die letzten Lebzeiten Herrn Hennebergs gemehrt
worden. Mit Vorliebe hat er auf grossen deutschen Auktionen Erwerbungen ge-
macht. ln den Katalogen aller dieser Versteigerungen kannte er sich genau aus.
Heute bildet seine eigene Sammlung aufs neue den Gegenstand eines solchen
Kaialoges.

Deutsche und Schweizer Künstler haben sich in dieser Sammlung zusammen-
gefunden. Verschwindend klein nur ist die Zahl von Werken ausländischer Maler.
So trifft man eine kleine fein gesehene Landschaft Theod. Rousseaus, eine
sehr umfangreiche Alpcnlandschafl Gustave Do res, welcher französische
Künstler über seinem Ruhm als phanlasievollcr, geistreicher Illustrator auch als
Maler nicht vergessen zu werden verdient; weiterhin ein Blumensfiick Vincent
van Goghs, ein prachtvolles Stück kultiviertester Malerei aus des Künstlers
früherer Zeit; von Giovanni S e g a n t i n i ein ebenfalls seiner früherer Periode an-
gehörendes, plastisch präzises, helles Slillcben. Auch einige alte Bilder haben sich
aus den ehemaligen Galeriebestönden erhalten; eine besondere Bedeutung kommt
ihnen nicht zu. Am eindruckvollsten präsentiert sich das eigenartige Bild mit dem
sterbenden Mönch, die Arbeit eines spanischen Malers.

Die Münchener Kunst nimmt in der Sammlung einen grossen Platz ein.
L>ie bekanntesten Künstlernamen sind da beisammen, fast durchweg mit bezeichnen-
den, guten, ja vortrefflichen Werken. Die Landschaftsmalerei wird vertreten durch
Arbeiten von C h r. Morgenstern, der auf die ältere Münchener Landschafts-
malerei so stark cingewirkt hat, Schleich,Lier,Wenglein,Willroider.
Auf Schleich darf da noch ganz besonders hingewiesen werden. In dem Saal
der Galerie, in dem seine ungemein schöne Landschaft «Abendstimmung» in
nächster Nachbarschaft der «Siena-Landschaft» Hans Thomas, einer der
hervorragendsten Italien-Landschaften des auch im Süden so ehrlich deutsch
gebliebenen Künstlers, ihren Platz gefunden hatte, herrschte im übrigen die
markige, stimmungsvolle Landschafiskunsl des Schweizers Adolf Stabil,
der in München sein Künstlerleben verbracht hat und aufs engste zu
lener Landschafierschule gehört, die von der 1 entainebleauer Schule, vom
 
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