GESCHICHTE UND STAND DER FORSCHUNG
Kaum eine vorgeschichtliche Kultur im süddeut-
schen Raum ist während des letzten halben Jahr-
hunderts ähnlich intensiv erforscht worden wie
die der Urnenfelderzeit. Dabei schälte sich erst
langsam der Begriff der süddeutschen Urnenfel-
derkultur als eigene Stufe, vorher als Übergangs-
stufe, als späteste Phase der Bronzezeit oder als
beginnende Hallstattzeit angesehen, heraus7. Un-
lösbar verknüpft mit diesen Forschungen sind die
Namen von Männern wie O. Tischler, P. Reinecke,
E. Vogt, F. Wagner, F. Holste, G. Kraft, W. Kim-
mig, W. Dehn, um nur einige der bedeutendsten
zu nennen8. Aufbauend auf diesen und anderen
Arbeiten ist es H. Müller-Karpes Verdienst, erst-
mals die Erscheinungsformen der Urnenfelderkul-
tur in weitgestecktem geographischen Rahmen
auf ihre chronologische Abfolge untersucht zu ha-
ben. Müller-Karpe gelangt zu einer Untergliede-
rung der bisherigen drei Hauptstufen BzD, Ha A 1
und Ha B 2 in sechs Stufen, deren zeitliche Stellung
er, für jede Stufe etwa die Dauer eines Jahrhun-
derts rechnend, zwischen dem 13. und 8. Jahr-
hundert v. Chr. ansetzt9. In Anlehnung an Rei-
neckes Chronologieschema bezeichnet er diese Stu-
fen als BzD, Ha Al, Ha A 2, HaB l, Ha B 2,
und Ha B 3. Müller-Karpe, der zu seiner detail-
lierten Stufeneinteilung teilweise nur durch die
Betrachtung der Funde eng begrenzter Landschaf-
ten oder einzelner größerer Gräberfelder gelangt,
zieht für seine chronologischen Schlußfolgerungen
die Funde Ober- und Mittelfrankens in nur ge-
ringem Maße heran. Es wird hier in unserer Ar-
beit an den gebräuchlichen Bezeichnungen fest-
gehalten. Auch im Arbeitsgebiet ist der Ablauf der
Kulturentwicklung in drei Hauptphasen erkenn-
bar, doch legt das fränkische Fundgut nahe, nur
von einer Früh-, einer Mittel- und einer Spät-
stufe zu sprechen, wobei unter der Frühstufe die
von Müller-Karpe umrissene Stufe BzD, unter
der Mittelstufe jedoch Ha A 1, Ha A 2 und Ha
B 1, und unter der Spätstufe Ha B 2/3 zu ver-
stehen sind.
Trotz der eingehenden Erforschung süddeutscher
urnenfelderzeitlicher Kulturgruppen entzog sich
das nordbayerische Fundgut lange Zeit weitgehend
dem Überblick. Benachbarten deutschen und au-
ßerdeutschen Landschaften vergleichbare Gebiets-
untersuchungen fehlten 10. Die Arbeit von Richard
Eckes, eine Marburger Dissertation aus der Schule
G. von Merharts, wurde nie gedruckt11. Sie be-
handelt die Urnenfelder Niederbayerns, der Ober-
pfalz und der östlichen Gebiete Frankens; soweit
7) W. A. von Brunn, Süddeutsche Urnenfelderbronzezeit? Zu einigen Anregungen der englischen Forschung.
Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 4, 1954, 302 ff.
8) Ausführliche Literaturangaben zur Forschungsgeschichte siehe bei H. Müller-Karpe, Beiträge zur Chrono-
logie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen (1959), 1 ff.
9) H. Müller-Karpe, a. a. O. 182 ff.
10) H. Müller-Karpe, Die Urnenfelderkultur im Hanauer Land (1948). — Ders., Münchener Urnenfelder. Ein
Katalog (1957). — Ders., Neues zur Urnenfelderkultur Bayerns. BVB1. 23, 1958, 4 ff. — K. Nass, Die
Nordgrenze der Urnenfelderkultur in Hessen (1952). — W. Kimmig, Beiträge zur älteren Urnenfelder-
zeit im Trierer Land. Trierer Zeitschrift 13, 1938, 157 ff. — Ders., Die Urnenfelderkultur in Baden.
Römisch-Germanische Forschungen 14 (1940). — Ders., Beiträge zur Frühphase der Urnenfelderkultur am
Oberrhein. Badische Fundberichte 17, 194 1/47, 148 ff. — Ders., Neufunde der frühen Urnenfelderzeit
aus Baden. Badische Fundberichte 18, 1948/50, 80 ff. — G. Kraft, Beiträge zur Kenntnis der Urnenfelder-
kultur in Süddeutschland. Bonner Jahrbücher 131, 1927, 154 ff. — Ders., Urnenfelder in Westeuropa. Bon-
ner Jahrbücher 134, 1930, 47 ff. — E. Vogt, Die spätbronzezeitliche Keramik der Schweiz und ihre Chro-
nologie. Denkschrift der Schweizerischen Naturhistorischen Gesellschaft 66, 1930. — K. H. Wagner, Nord-
tiroler Urnenfelder. Römisch-Germanische Forschungen 15 (1943). — J. Böhm, Zaklady Hallstattske pe-
riody v cechäch (Die Grundlagen der Hallstattperiode in Böhmen) (1937). — E. Plesl, Luzickä Kultura v
Severozäpadnich cechäch (Die Lausitzer Kultur in Nordwestböhmen) (1961). — F. R. Herrmann, Die Funde
der Urnenfelderkultur in Mittel- und Südhessen. Römisch-Germanische Forschungen 27 (1966).
11) R. Eckes, Die Urnenfelderstufe in Ostbayern (Urnenfelder in Ostbayern). Inauguraldissertation, vorgelegt
in Marburg 1938 (Manuskript).
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Kaum eine vorgeschichtliche Kultur im süddeut-
schen Raum ist während des letzten halben Jahr-
hunderts ähnlich intensiv erforscht worden wie
die der Urnenfelderzeit. Dabei schälte sich erst
langsam der Begriff der süddeutschen Urnenfel-
derkultur als eigene Stufe, vorher als Übergangs-
stufe, als späteste Phase der Bronzezeit oder als
beginnende Hallstattzeit angesehen, heraus7. Un-
lösbar verknüpft mit diesen Forschungen sind die
Namen von Männern wie O. Tischler, P. Reinecke,
E. Vogt, F. Wagner, F. Holste, G. Kraft, W. Kim-
mig, W. Dehn, um nur einige der bedeutendsten
zu nennen8. Aufbauend auf diesen und anderen
Arbeiten ist es H. Müller-Karpes Verdienst, erst-
mals die Erscheinungsformen der Urnenfelderkul-
tur in weitgestecktem geographischen Rahmen
auf ihre chronologische Abfolge untersucht zu ha-
ben. Müller-Karpe gelangt zu einer Untergliede-
rung der bisherigen drei Hauptstufen BzD, Ha A 1
und Ha B 2 in sechs Stufen, deren zeitliche Stellung
er, für jede Stufe etwa die Dauer eines Jahrhun-
derts rechnend, zwischen dem 13. und 8. Jahr-
hundert v. Chr. ansetzt9. In Anlehnung an Rei-
neckes Chronologieschema bezeichnet er diese Stu-
fen als BzD, Ha Al, Ha A 2, HaB l, Ha B 2,
und Ha B 3. Müller-Karpe, der zu seiner detail-
lierten Stufeneinteilung teilweise nur durch die
Betrachtung der Funde eng begrenzter Landschaf-
ten oder einzelner größerer Gräberfelder gelangt,
zieht für seine chronologischen Schlußfolgerungen
die Funde Ober- und Mittelfrankens in nur ge-
ringem Maße heran. Es wird hier in unserer Ar-
beit an den gebräuchlichen Bezeichnungen fest-
gehalten. Auch im Arbeitsgebiet ist der Ablauf der
Kulturentwicklung in drei Hauptphasen erkenn-
bar, doch legt das fränkische Fundgut nahe, nur
von einer Früh-, einer Mittel- und einer Spät-
stufe zu sprechen, wobei unter der Frühstufe die
von Müller-Karpe umrissene Stufe BzD, unter
der Mittelstufe jedoch Ha A 1, Ha A 2 und Ha
B 1, und unter der Spätstufe Ha B 2/3 zu ver-
stehen sind.
Trotz der eingehenden Erforschung süddeutscher
urnenfelderzeitlicher Kulturgruppen entzog sich
das nordbayerische Fundgut lange Zeit weitgehend
dem Überblick. Benachbarten deutschen und au-
ßerdeutschen Landschaften vergleichbare Gebiets-
untersuchungen fehlten 10. Die Arbeit von Richard
Eckes, eine Marburger Dissertation aus der Schule
G. von Merharts, wurde nie gedruckt11. Sie be-
handelt die Urnenfelder Niederbayerns, der Ober-
pfalz und der östlichen Gebiete Frankens; soweit
7) W. A. von Brunn, Süddeutsche Urnenfelderbronzezeit? Zu einigen Anregungen der englischen Forschung.
Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 4, 1954, 302 ff.
8) Ausführliche Literaturangaben zur Forschungsgeschichte siehe bei H. Müller-Karpe, Beiträge zur Chrono-
logie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen (1959), 1 ff.
9) H. Müller-Karpe, a. a. O. 182 ff.
10) H. Müller-Karpe, Die Urnenfelderkultur im Hanauer Land (1948). — Ders., Münchener Urnenfelder. Ein
Katalog (1957). — Ders., Neues zur Urnenfelderkultur Bayerns. BVB1. 23, 1958, 4 ff. — K. Nass, Die
Nordgrenze der Urnenfelderkultur in Hessen (1952). — W. Kimmig, Beiträge zur älteren Urnenfelder-
zeit im Trierer Land. Trierer Zeitschrift 13, 1938, 157 ff. — Ders., Die Urnenfelderkultur in Baden.
Römisch-Germanische Forschungen 14 (1940). — Ders., Beiträge zur Frühphase der Urnenfelderkultur am
Oberrhein. Badische Fundberichte 17, 194 1/47, 148 ff. — Ders., Neufunde der frühen Urnenfelderzeit
aus Baden. Badische Fundberichte 18, 1948/50, 80 ff. — G. Kraft, Beiträge zur Kenntnis der Urnenfelder-
kultur in Süddeutschland. Bonner Jahrbücher 131, 1927, 154 ff. — Ders., Urnenfelder in Westeuropa. Bon-
ner Jahrbücher 134, 1930, 47 ff. — E. Vogt, Die spätbronzezeitliche Keramik der Schweiz und ihre Chro-
nologie. Denkschrift der Schweizerischen Naturhistorischen Gesellschaft 66, 1930. — K. H. Wagner, Nord-
tiroler Urnenfelder. Römisch-Germanische Forschungen 15 (1943). — J. Böhm, Zaklady Hallstattske pe-
riody v cechäch (Die Grundlagen der Hallstattperiode in Böhmen) (1937). — E. Plesl, Luzickä Kultura v
Severozäpadnich cechäch (Die Lausitzer Kultur in Nordwestböhmen) (1961). — F. R. Herrmann, Die Funde
der Urnenfelderkultur in Mittel- und Südhessen. Römisch-Germanische Forschungen 27 (1966).
11) R. Eckes, Die Urnenfelderstufe in Ostbayern (Urnenfelder in Ostbayern). Inauguraldissertation, vorgelegt
in Marburg 1938 (Manuskript).
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