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Galerie Henning; Fraaß, Erich [Ill.]; Galerie Henning [Mitarb.]
Erich Fraass, Dresden: Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Lithographien, Linolschnitte — Ausstellung zeitgenössischer Kunst: Halle (Saale): Galerie Henning, 1947

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https://doi.org/10.11588/diglit.72855#0006
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Grundsätze
Die Natur ist uns nicht gegeben, sondern aufgegeben. In ihrer bedeut-
samen Größe muß sie wesentlich gegeben sein.
Geh in die Welt und finde dich in ihren Dingen und Erscheinungen. Erde
und Himmel sind so groß wie du sie umspannen kannst. Das Feuer schuf
die Welt und das Licht gab ihr Form, Farbe und Raum. Farben sind
Wirkungen des Lichts und Kräfte, die das Gemüt bewegen. Ordnend und
gestaltend gibt sie der Künstler seinem Gebilde. Das Schöne liegt in dir
und die Strahlung deines Bildes bezeugt deine Erlebniskraft. Je klarer
und eindeutiger Form und Farbe, um so überzeugender der Klang. An
der Farbe darf man nicht tüfteln und deuteln, sie schwingt und klingt
und spiegelt deine innere Welt. Die Kunst ist nicht ein geschicktes Ab-
malen der Dinge, sondern ein persönliches Deuten des Erschauten. Jedes
neue Erkennen verbreitert deine Basis, erweitert dein Sein. Die Form
bindet den Inhalt, der Vortrag ist dein Können. Der Gehalt deines Werkes
ist dein Wert. Ohne Klarheit keine Gestaltung, ohne Wahrheit keine
Kunst. Ohne Schmerz wird nichts in dir geboren. Die Lasten, die du
tragen willst, zeigen den Einsatj deiner Kraft. Sei empfängnisbereit, sei
der Gnade würdig! Das Schicksal schenkt dir Bilder, an denen du dich
bilden kannst. Die Kunst zieht hinauf zum besseren Menschen, sie hat ein
Eigenleben und offenbart sich dem Begnadeten, gleich ob sie Schöpfer
oder Betrachter sind. Kunstgenuß fordert Hingabe und viel Arbeit.
Erich Fraass
 
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