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Karl Ernst Henrici <Berlin> [Editor]
Niederländische Handzeichnungen, 16. bis 18. Jahrh. (aus dem Besitze des Sammlers mit dem Eulenstempel): verschiedene Handzeichnungen und Ölmalereien bis zur Gegenwart, Miniaturen, Pastelle etc. (aus verschiedenem Besitz) ; Kupferstiche, Schabkunstblätter, Radierungen etc., darunter eine kleine Chodowiecki-Sammlung ... ; Versteigerung ..., 21. bis 23. Juni 1917 (Katalog Nr. 40) — Berlin, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.22008#0249
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der zweiten Ehe, da dem Meister durch den Erwerb eines eigenen Schlosses ein be-
sonders mtimesVerhältnis zur Natur und damit eine neue Bedeutung der Landschaft
für das Bild aufging. In die Frühzeit hingegen dürfte die perspektivisch weite Kreide-
zeichnung einer Landschaft zu versetzen sein, die völlig als Studie zu der mehr auf
Komposition gesehenen frühen Landschaftsmaierei des Rubens anmutet. Von des
Rubens größtem Schüler, van Dyck, sind drei getuschte Zeichnungen vorhanden.
Das hervorragendste Stück ist hier die in Kreide angelegte Studie zur Pieta der
Düsseldorfer Gallerie, ebenso wie die lebensvolle Studie zu einem Gekreuzigten, ein
markantes Beispiel für die im Gegensatz zu Rubens auf einen weichen Rhythmus
angelegte Art, in der sich van Dyck seine Bildideen notierte. Die getuschte Kreide-
zeichnung eines Herrenkopfes hat einem Kupferstich als Vorlage gedient. Von
Rembrandt enthält die Sammlung ein Blatt in Federzeichnung, das einen jungen
und. einen alten Mann zeigt, eines jener Blätter, in denen sich Rembrandt mit der
gleichen Vorliebe wie der alte Lionardo und der moderne Menzel die Erlebnisse
seines Auges festhielt, um sie gelegentlich später, in der Mehrzahl freilich niemals,
malerisch zu verwerten. Diesen Größten der niederländischen Schule schließen sich
die Sterne zweiten Ranges an. Vom großen Jordaens, dem Freunde des Rubens,
eine mythologische Szene in 1 usche. Paul Brill mit einer überaus sorgfältigen Tusch-
zeichnung, eine belebte Seeküste. Jan Fyt, der Rubens des Stillebens, zeichnet in
Bleistift unter Hilfe der Tusche eine Hündin mit Welpen. Vom zu immer stärkerer
Geltung aufsteigenden Jan van Kessel ist als Seltenheit die Tuschzeichnung einer
Waldstraße da. Der Kreis um Rembrandt ist sachlich wie kunsthistorisch gleich
interessant vertreten mit Hooghstraaten, zugleich dem Biographen seines Meisters,
mit den beiden Koninghs, von denen der jüngere Philipp ein so berufener Land-
schafter war — die schöne Tuschzeichnung der Ansicht von Delft (ein großes Delft-
bild hängt im Kaiser Friedrich-Museum) dafür ein Beleg — und so unselbständig
wurde, wenn er dem biblischen Stile seines Meisters Rembrandt nachstrebte, mit
Li vensz, einem der feinsten Landschafter der Periode, mit vielen Kleineren. Be-
sonders stark ist überhaupt die eigentliche Größe der holländischen Malerei ver-
treten : die Landschaft. Hier bringt die Versteigerung nicht weniger als fünf Blätter
des stärkeren Sohnes Jacob van Ruysdael, und 2 Blätter des Vaters Salomon,
darunter zum Beispiel die Rötelzeichnung einer Marschenlandschaft mit der eigen-
händigen Signatur Jacobs. Aelbert Cuyp zeigt die getuschte Kreidezeichnung einer
Zugbrücke. Und schließlich der Höhepunkt für die Feinschmecker: nicht weniger
als zehn Kreide- und Kohlezeichnungen des feinsten aller niederländischen Land-
schafter, des Jan van Goyen. Den Führern schließen sich bunt die besten Namen
an: die Molyn und Momper, die van de Veldes und Vhegers. Auch die Gruppe der
Sittenbildmaler fehlt in der 202 Nummern umfassenden Kollektion nicht: beide
Ostades wie der jüngere Temers sind u. a. mit je einem Blatt vertreten.

Die auf die alten Niederländer folgende Abteilung bringt zum Teil noch alte
Blätter wie eine Rötelzeichnung des Lodovico Carracci, in der Hauptsache aber
die Kunst des 18. und die des 19. Jahrhunderts in Handzeichnungen wie in gemalten
Werken. Unter den Arbeiten des 18. Jahrhunderts ragt besonders Boucher hervor,
 
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