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Herre, Christian Louis
Okkulte Symbolik des XIII. Jahrhunderts: der wissenschaftlich-philosophische und religiöse Ideengehalt der Bauhüttensymbolik des XIII. Jahrhunderts : mit besonderer Berücksichtigung des Vorhallenbildkreises im Münster zu Freiburg i. Br. (WPRI) : Forschungsergebnisse Nr. 1 und das grundlegende Werk der Freiburger Münsterforschung — Freiburg im Breisgau: Magnum Opus-Verlag, 1920

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51039#0087
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II. Teil.
17 b. Kapitel.
01b Symbolik Marias und des Christuskindes.
Wunderbar, es empfängt Maria von dem, den
sie gebiert. Zeno, Bichof von Verona,
De s. spir. II. 9.
Was nun bisher im Cyclus als Seelenvermögen durch die Kunst dar-
gestellt wurde, findet in dem symbolischen Figurenbilde der Maria mit
dem Christuskinde auf dem Arme ihren symbolischen Gesamtinhalt. Für
dieses Symbolbild hatte man im XII. und XIII. Jahrhundert eine glühende
Verehrung, wovon die Predigten St. Bernhard’s, sein Speculum beatae
Mariae und Albert’s »de laudibus Beatae Mariae« das beredteste Zeugnis
abgeben.
Maria steht in der Mitte des inneren Hauptportaleingangs zur Kirche
auf einem Säulenkapitäl. Unterhalb dieses Säulenkapitäls ruht der schla-
fende Jesse auf einer Bank. Hinter dem Rücken Jesses entspringt nach
Jes. 11, 1 aus dem Stumpfe Isais, der Wurzel Davids, ein Reis, das sich
bildlich im Cyclus nach links und rechts im Anschluß an die Figuren
im inneren Bogenlauf ausbreitet, so den Einfluß des aufstrebenden Reises
auch im Zusammenhang mit dem ganzen Cyclus andeutend.
In »De laudibus Beatae Mariae« schreibt Albert auch tatsächlich den
ganzen Ideengehalt der Schöpfung der hl. Maria (== universale Elemente)
zu. Sie ist ihm alles in allem. Sie ist Mutter, Freundin, Schwester,
Braut, Jungfrau, Königin, Himmel, Firmament, Sonne, Horizont, Luzifer,
Aurora, stella maris, Licht, Tag, Wolken, Erde, Wüste, Thron, Stuhl,
Tempel, Arche Noah, und hat noch viele andere Bezeichnungen bei
Albert.
Nach dem »Mariale« Alberts ist ihr zugeeignet die Kenntnis der
mechanischen und der sieben freien Künste (Grammatik, Jura civilia
(leges et decreta), Logik, Physik und Medizin, Musik, Astronomie, Arith-
metik, Geometrie, Theologie); sie ist »stella maris«, die neue vom Himmel
herabgefahrene Stadt Jerusalem (Apoc. 21,2), deren Abbild auf Erden,
dem physischen Plane, die ecclesia triumphans und militans ist; sie ist
das Wesen, aus dem alle Dinge erschaffen sind (vgl. n. Alb. Apoc. 4,10
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