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Herrmann, Herbert
Untersuchungen über die Landschaftsgemälde des Peter Paul Rubens — Stuttgart, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.28047#0014
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zur Natur, gepaart mit einer reichen Phantasie, spricht auch den Bes
schauer an, der sonst keine Beziehungen zur Kunst des Rubens hat. Die
große örtliche Zerstreutheit der Bilder macht die früher relativ geringe
Beschäftigung mit ihnen verständlich. Wie wir sehen werden, lassen sich
die Landschaftsgemälde nach ihrer Entstehung so auf sein Leben vers
teilen, daß die z. B. von Michel ausgesprochene, auch sonst immer
wiederkehrende Ansicht, das Landschaften sei ein Zeitvertreib der
Altersjahre gewesen, und der Erwerb des Schlosses Steen habe Rubens
eigentlich erst dazu angeregt, widerlegt erscheint. Auch finden sich
schon ganz früh in den Figurenbildern landschaftliche Llintergründe,
die sein eigenes Naturstudium verraten.

Wie sehr seine Landschaften schon im 17. Jahrhundert geschätzt
und verbreitet waren, erweisen die zahlreichen Erwähnungen von Kopien
und Originalen in den von Denuce veröffentlichten Inventaren4. Die
Verbreitung der Landschaftskomposition durch Stiche5, die von Vers
legern! oft mit biblischen und anderen Figuren „bereichert” wurden, ist
nicht hoch genug anzuschlagen. Das Lobgedicht deBie’s aus dem Jahre 1661
nennt seine Landschaftskunst der Figurenkünst und der Aktmalerei ganz
gleichwertig. Die Auswirkung auf spätere Zeit, auch durch Vermittlung
seiner Schüler, besonders des Teniers und des van Uden ist groß. Watteau
zeichnete Figuren aus seinen Landschaften heraus8. Die Verehrung des
großen englischen Landschafters Constable zeugt für den inneren
Wert7. Eine Bemerkung Delacroix’ (nach Michel) verrät dessen Ein*
Schätzung der Rubens’schen Landschaftskunst: „Die Spezialisten sind
oft den alles umfassenden Malern unterlegen. Dies lehren die Land«
schäften von Rubens und von Tizian.“ Wir besitzen in der Münchener
neuen Pinakothek eine Kopie von Delacroix nach der Dresdner Wild-
schweinjagd des Rubens. Der große Impressionist Manet komponierte
eine kleine Landschaft mit Motiven nach Rubens und Caracci, die sich
heute in der Sammlung DurandsRuel zu Paris befindet®.

Stiche und Zeichnungen.

Über die Stiche und Zeichnungen müßten gesonderte Arbeiten ge-
schrieben werden, um ihre gesamte Bedeutung zu erfassen. Unsere Ars
beit beschränkt sich darauf, beide Gattungen nur gelegentlich heranzu*
ziehen. Fast alle bedeutenden Landschaften sind zu Rubens’ Lebzeiten
im Stich reproduziert worden. Eine Ausnahme bilden Hero und Leander
in Dresden9, ein Bild, das uns als frühe Fassung eines Seesturmes inter-
essiert, dann die Landschaften mit dem Escorial und der Wiener
Schloßpark mit eleganter Gesellschaft, der nur im Stich nach dem zweite
rangigen Brüsseler Exemplar vorliegt. Nagler zitiert nach Voorhelm*
Schneevogt 63 einen Stich von ä Boiswert nach der Escoriallandschaft,
 
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