154 Achtes Kapitel.
Häuser und Dillen, Bäder und Tempel empor, Gärten und
Rebengelände dehnten sich im Sonnenlichte und bequeme
Straßen verbanden die neue Ansiedelung mit den umliegenden
Städten. Menschen schalteten gleich Göttern. Auch ein Tunnel
nach Cumä wurde zu jener Zeit aus Agrippas Anordnung
angelegt und zwar von dem nämlichen Coccejus, welcher den-
jenigen an der Posilipospitze erbaute C Diese Zrottu äi Ounm
oder Arottu äi kuee, wie sie auch nach einem Spanier Namens
Pietro di Pace heißt, der unter dem Dicekönige Ripacorsa hier
Nachgrabungen veranstaltete, ist einen Kilometer lang und besitzt
nicht nur wie die Grotte von Pozzuoli schräge Luftschachte
an den Ausgängen, sondern auch mehrere senkrechte, die sich
gewaltigen Kaminen gleich von innen zur Bergobersläche er-
heben. Der Tunnel ist vollkommen passierbar, doch ungepslastert
und darum durch Staub beschwerlich. Mehrere Quergänge
gehen von ihm aus, von denen der eine nahe am Ausgange
unverkennbar in die Stadtmitte und zum Hafen führte, wäh-
rend der Haupttunnel die Richtung auf die Akropolis von
Cumä einhält. Somit haben wir Allem zufolge abermals
ein Riesenwerk römischer Arbeit vor uns, das Niemand ohne
Bewunderung besichtigen kann. Unserem Zuge nach Westen
folgend, dem erst das Meer eine Schranke setzt, erreichen wir
nach einer zwanzigminütigen Passage durch die Grotte den
jenseitigen Bergrand und damit das alte Stadtgebiet von
Cumä.
Auf der Höhe jener Bergkette südlich von der rumä-
nischen Grotte lag einst Ciceros berühmtes „Cumanum", ein
Gut, wo er zu verschiedenen Zeiten die bedeutendsten seiner
Zeitgenossen, wie den Pompejus, den jungen Octavianus, ehe
dieser von Athen zurückgekehrt das Erbe seines Oheims Cäsar
antrat, den Redner Hortensius und wiederholt einen ausge-
wählten Freundeskreis um sich sah, so daß er auf seinem
i) Strabo V, 245.
Häuser und Dillen, Bäder und Tempel empor, Gärten und
Rebengelände dehnten sich im Sonnenlichte und bequeme
Straßen verbanden die neue Ansiedelung mit den umliegenden
Städten. Menschen schalteten gleich Göttern. Auch ein Tunnel
nach Cumä wurde zu jener Zeit aus Agrippas Anordnung
angelegt und zwar von dem nämlichen Coccejus, welcher den-
jenigen an der Posilipospitze erbaute C Diese Zrottu äi Ounm
oder Arottu äi kuee, wie sie auch nach einem Spanier Namens
Pietro di Pace heißt, der unter dem Dicekönige Ripacorsa hier
Nachgrabungen veranstaltete, ist einen Kilometer lang und besitzt
nicht nur wie die Grotte von Pozzuoli schräge Luftschachte
an den Ausgängen, sondern auch mehrere senkrechte, die sich
gewaltigen Kaminen gleich von innen zur Bergobersläche er-
heben. Der Tunnel ist vollkommen passierbar, doch ungepslastert
und darum durch Staub beschwerlich. Mehrere Quergänge
gehen von ihm aus, von denen der eine nahe am Ausgange
unverkennbar in die Stadtmitte und zum Hafen führte, wäh-
rend der Haupttunnel die Richtung auf die Akropolis von
Cumä einhält. Somit haben wir Allem zufolge abermals
ein Riesenwerk römischer Arbeit vor uns, das Niemand ohne
Bewunderung besichtigen kann. Unserem Zuge nach Westen
folgend, dem erst das Meer eine Schranke setzt, erreichen wir
nach einer zwanzigminütigen Passage durch die Grotte den
jenseitigen Bergrand und damit das alte Stadtgebiet von
Cumä.
Auf der Höhe jener Bergkette südlich von der rumä-
nischen Grotte lag einst Ciceros berühmtes „Cumanum", ein
Gut, wo er zu verschiedenen Zeiten die bedeutendsten seiner
Zeitgenossen, wie den Pompejus, den jungen Octavianus, ehe
dieser von Athen zurückgekehrt das Erbe seines Oheims Cäsar
antrat, den Redner Hortensius und wiederholt einen ausge-
wählten Freundeskreis um sich sah, so daß er auf seinem
i) Strabo V, 245.