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zweite sanft. Er widmete sich der Musik.
Lyeus verstiefs aber nachmals seine Ge-
mahlin, und heirathete die Dirce. Diese
behandelte die erste Gemahlin und deren
beide Kinder grausam. Die Kinder wur-
den ausgesetzt. Sie hüteten, als sie er-
wachsen waren, Heerden. Zufällig er-
reichten sie den Ort, wo sich ihre Mutter
eingekerkert befand, und erkannten sie
sogleich. Die Söhne versprachen ihre Mut-
ter zu rächen, und hielten Wort. Sie er-
griffen die Dirce, und banden sie an einen
Stier.

Unser Kunstwerk soll also den Augen-
blick der fürchterlich anhebenden Rache
darstellen. Die Wahl des Künstlers hat
hiebei viele Überlegung bewiesen. Im
Hintergrunde soll die Antiope angebracht
seyn, allein diese Gestalt ist ganz ohne
Handlung. Unten sitzt eine andere Figur,
der Hirt genannt. Was soll diese hier ver-
richten? Der Fels soll den Berg Cithäron,
«en Ort der Handlung, vorstellen. Hier
sollte ein Bakchanal gefeiert werden, wo-
zu man die Dirce herbeigelockt hatte.

Das Kunstwerk hat, als solches, viele
Mängel. Die vielen Nebendinge verrathen
einen kleinlichen Geschmack. Die Dirce
unter dem Stiere hat keinen Ausdruck.
 
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