I. Handschriften mit Miniaturen (Originale). 93
M. Pf.
rahmen. Blattgrösse 2Ci1/2 cm H. X 15 cm Br., Schriftspiegel (16 Zeilen)
einschl. Bordüre U'^Xll cm. Brauner Ledereinband mit schönen
Goldpressungen auf den Decken, Doppellinien-Rahmen, innen 5 Band-
ornamente, durch welche sich Maureskenranken schlingen, in den Ecken
Ornamentstempel, dekorierter Rücken, auf den Deckelkanten Fileten,
Schnitt vergoldet. Franzos. Arbeit aus d. 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
21000 —
Der Inhalt der kostbaren Handschrift ist folgender:
I. Kalendarium in französ. Sprache, auf 12 Blatt — 24 Seiten, bei dem die Gedenktage
der Heiligen in roter und blauer Farbe, die Hauptgedenktage aber in leuchtendem
Gold eingetragen sind. Zu jedem Monat 2 Miniaturen, im ganzen also 24, auf den
vorderen Seiten die eigentlichen Kalenderbilder sehr gewandt gemalt, die Per-
sonen tragen die Kostüme der Entstehungszeit der Handschrift, auf den
Rückseiten der Kalenderblätter die Tierkreisbilder in künstlerischer Ausführung.
Grösse dieser Miniaturen 4^ cm Höhe zu 3’/2 cm Breite.
Dann folgen:
II. Abschnitt aus den Evangelisten Johannes, Lucas, Matthäus, Marcus, ferner: Orationes
devotae (Obsecro te und O intemerata) Blatt 13 — 22. Hierauf:
III. Officium Beatae Mariae Virginis (Matutinum, Landes, Prime, Tierce, Midi, Vesperae,
Completorium). Blatt 23—79.
IV. Psalmi poenitentiales. Blatt 80—94.
V. Horae de Sanctae Crucis. Blatt 95—100.
VI. Horae de Sancto Spiritu. Blatt 101—105.
VII. Officium de mortuis. Blatt 106—137.
VIII. Les XV joies nostre dame — les VII requestes nostre seigneur. Blatt 128—143.
Die 14 grossen Miniaturen, welche d. einzelnen Abschnitten voraufgehen, stellen dar:
I. Die sieben Tagewerke der Schöpfung. In der Mitte oben Gottvater, die
rechte Hand erhoben, in der linken die Weltkugel haltend. Unten rechts der Evan-
gelist Johannes, dessen Text der Darstellung zugrunde liegt, vor ihm der Adler, sein
Symbol. In der Prachtbordüre drei Medaillonbilder, darstellend die Evangelisten
Matthäus, Marcus und Lucas schreibend, und mit ihren Symbolen. Die Schöpfung
findet man in Livres d’heures selten dargestellt!
11. Mariä Verkündigung. In blondem wallenden Haar mit goldenem Glorienschein
kniet Maria, ein blaues Gewand mit Goldsaum tragend, in hoher Halle vor einem
gotischen Altar. Vor ihr kniet ein Engel in reicher Gewandung. Oben der Heilige
Geist in Gestalt einer strahlenspendenden Taube, darüber ein Spruchband. In der
Bordüre ferner 5 meisterhafte Medaillonbilder: Gott der Herr, Johann und Anna an
der goldenen Pforte sich küssend, Geburt der Maria, Mariä Tempelgang, Mariä Ver-
lobung.
III. Mariä Heimsuchung. Die greise Elisabeth, im braunen Kleid und roten Mantel,
beide mit Gold gehöht, Kopf und Hals durch ein weisses Tuch geschützt, geht Maria
entgegen, die in blauem goldgesäumten Gewände heranschreitet, hinter beiden Za-
charias. Rechts hinten Hügel, links mittelalterliches Bauwerk, im Hintergründe sind
die Türme der Stadt sichtbar. In der Bordüre zwei bis in die kleinsten Details mit
Feinheit ausgeführte Medaillonbilder: Geburt und Beschneidung des Johannes.
IV. Geburt Christi. Links ein Stall mit vorspringendem Dach. Vorn in einem roh
geflochtenem Korbe das Jesuskindlein. Maria und der bejahrte Joseph knien mit ge-
falteteten Händen davor. Dahinter ruhen Esel und Ochs. Ueber die Mauer am Stall
hinweg sehen wir in eine anmutige Landschaft mit der Stadt im Hintergründe.
Ferner in der Bordüre 2 Medaillonbilder, rechts 2 betende Engel, links 2 betende
Hirten in freier Landschaft.
V. Verkündigung an die Hirten. Dem in hügeliger Landschaft seine Schafe
weidenden Hirten mit seiner Frau verkündet ein vom Himmel kommender Engel mit
Spruchband die Geburt Christi: Links auf dem Hügel die Schäferei, rechts im Hinter-
gründe eine mit Mauer umgebene mittelalterliche Stadt mit hohen Türmen. In der
Bordüre 2 Medaillonbilder, links ein nach dem Engel schauender Hirt mit seinem
Hunde, unten eine Schäferszene, mit der der Künstler wohl auf das Hohe Lied deuten
will. — Künstlerisch sehr reife Arbeit!
VI. Anbetung der Könige. Vorn sitzt Maria in blauem Gewände, das Jesuskind auf
dem Schosse. Ein alter König mit seinem weissen Barte und Haupthaar, in grünem
Gewand und langem goldgestickten mit Hermelin verbrämten Mantel, seine Krone
neben ihm liegend, überreicht kniend sein Geschenk. Hinter ihm stehen die beiden
anderen Könige in reichen Gewändern und die Krone auf dem Haupte, ebenfalls Ge-
schenke tragend. Am Himmel der grosse Stern. Hinten der Stall, links über die
Maria hinweg sieht man im Hintergründe einen Stall liegen. 2 Medaillonbilder in
der Bordüre, links die drei Könige ihre Geschenke überreichend, unten, die drei
Könige zu Pferde.
VII. Darstellung Jesu im Tempel. In einer gotischen Halle steht am Altar der
Hohepriester im vollen Ornate mit der Tiara auf dem Haupte, er empfängt von Maria,
die vor dem Altar kniet, mit weissem Tuch verdeckten Händen das Jesuskind, alle
drei mit Goldnimben. Hinter Maria eine Dienerin mit Kerzen und einem Körbchen
mit 2 Tauben. In der Bordüre 2 Medaillonbilder, links der greise Simeon, unten die
Prophetin Hanna und eine andere Frau, beide Bilder zeigen Landschaft mit Baum-
gruppen und Sternhimmel.
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 442
M. Pf.
rahmen. Blattgrösse 2Ci1/2 cm H. X 15 cm Br., Schriftspiegel (16 Zeilen)
einschl. Bordüre U'^Xll cm. Brauner Ledereinband mit schönen
Goldpressungen auf den Decken, Doppellinien-Rahmen, innen 5 Band-
ornamente, durch welche sich Maureskenranken schlingen, in den Ecken
Ornamentstempel, dekorierter Rücken, auf den Deckelkanten Fileten,
Schnitt vergoldet. Franzos. Arbeit aus d. 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.
21000 —
Der Inhalt der kostbaren Handschrift ist folgender:
I. Kalendarium in französ. Sprache, auf 12 Blatt — 24 Seiten, bei dem die Gedenktage
der Heiligen in roter und blauer Farbe, die Hauptgedenktage aber in leuchtendem
Gold eingetragen sind. Zu jedem Monat 2 Miniaturen, im ganzen also 24, auf den
vorderen Seiten die eigentlichen Kalenderbilder sehr gewandt gemalt, die Per-
sonen tragen die Kostüme der Entstehungszeit der Handschrift, auf den
Rückseiten der Kalenderblätter die Tierkreisbilder in künstlerischer Ausführung.
Grösse dieser Miniaturen 4^ cm Höhe zu 3’/2 cm Breite.
Dann folgen:
II. Abschnitt aus den Evangelisten Johannes, Lucas, Matthäus, Marcus, ferner: Orationes
devotae (Obsecro te und O intemerata) Blatt 13 — 22. Hierauf:
III. Officium Beatae Mariae Virginis (Matutinum, Landes, Prime, Tierce, Midi, Vesperae,
Completorium). Blatt 23—79.
IV. Psalmi poenitentiales. Blatt 80—94.
V. Horae de Sanctae Crucis. Blatt 95—100.
VI. Horae de Sancto Spiritu. Blatt 101—105.
VII. Officium de mortuis. Blatt 106—137.
VIII. Les XV joies nostre dame — les VII requestes nostre seigneur. Blatt 128—143.
Die 14 grossen Miniaturen, welche d. einzelnen Abschnitten voraufgehen, stellen dar:
I. Die sieben Tagewerke der Schöpfung. In der Mitte oben Gottvater, die
rechte Hand erhoben, in der linken die Weltkugel haltend. Unten rechts der Evan-
gelist Johannes, dessen Text der Darstellung zugrunde liegt, vor ihm der Adler, sein
Symbol. In der Prachtbordüre drei Medaillonbilder, darstellend die Evangelisten
Matthäus, Marcus und Lucas schreibend, und mit ihren Symbolen. Die Schöpfung
findet man in Livres d’heures selten dargestellt!
11. Mariä Verkündigung. In blondem wallenden Haar mit goldenem Glorienschein
kniet Maria, ein blaues Gewand mit Goldsaum tragend, in hoher Halle vor einem
gotischen Altar. Vor ihr kniet ein Engel in reicher Gewandung. Oben der Heilige
Geist in Gestalt einer strahlenspendenden Taube, darüber ein Spruchband. In der
Bordüre ferner 5 meisterhafte Medaillonbilder: Gott der Herr, Johann und Anna an
der goldenen Pforte sich küssend, Geburt der Maria, Mariä Tempelgang, Mariä Ver-
lobung.
III. Mariä Heimsuchung. Die greise Elisabeth, im braunen Kleid und roten Mantel,
beide mit Gold gehöht, Kopf und Hals durch ein weisses Tuch geschützt, geht Maria
entgegen, die in blauem goldgesäumten Gewände heranschreitet, hinter beiden Za-
charias. Rechts hinten Hügel, links mittelalterliches Bauwerk, im Hintergründe sind
die Türme der Stadt sichtbar. In der Bordüre zwei bis in die kleinsten Details mit
Feinheit ausgeführte Medaillonbilder: Geburt und Beschneidung des Johannes.
IV. Geburt Christi. Links ein Stall mit vorspringendem Dach. Vorn in einem roh
geflochtenem Korbe das Jesuskindlein. Maria und der bejahrte Joseph knien mit ge-
falteteten Händen davor. Dahinter ruhen Esel und Ochs. Ueber die Mauer am Stall
hinweg sehen wir in eine anmutige Landschaft mit der Stadt im Hintergründe.
Ferner in der Bordüre 2 Medaillonbilder, rechts 2 betende Engel, links 2 betende
Hirten in freier Landschaft.
V. Verkündigung an die Hirten. Dem in hügeliger Landschaft seine Schafe
weidenden Hirten mit seiner Frau verkündet ein vom Himmel kommender Engel mit
Spruchband die Geburt Christi: Links auf dem Hügel die Schäferei, rechts im Hinter-
gründe eine mit Mauer umgebene mittelalterliche Stadt mit hohen Türmen. In der
Bordüre 2 Medaillonbilder, links ein nach dem Engel schauender Hirt mit seinem
Hunde, unten eine Schäferszene, mit der der Künstler wohl auf das Hohe Lied deuten
will. — Künstlerisch sehr reife Arbeit!
VI. Anbetung der Könige. Vorn sitzt Maria in blauem Gewände, das Jesuskind auf
dem Schosse. Ein alter König mit seinem weissen Barte und Haupthaar, in grünem
Gewand und langem goldgestickten mit Hermelin verbrämten Mantel, seine Krone
neben ihm liegend, überreicht kniend sein Geschenk. Hinter ihm stehen die beiden
anderen Könige in reichen Gewändern und die Krone auf dem Haupte, ebenfalls Ge-
schenke tragend. Am Himmel der grosse Stern. Hinten der Stall, links über die
Maria hinweg sieht man im Hintergründe einen Stall liegen. 2 Medaillonbilder in
der Bordüre, links die drei Könige ihre Geschenke überreichend, unten, die drei
Könige zu Pferde.
VII. Darstellung Jesu im Tempel. In einer gotischen Halle steht am Altar der
Hohepriester im vollen Ornate mit der Tiara auf dem Haupte, er empfängt von Maria,
die vor dem Altar kniet, mit weissem Tuch verdeckten Händen das Jesuskind, alle
drei mit Goldnimben. Hinter Maria eine Dienerin mit Kerzen und einem Körbchen
mit 2 Tauben. In der Bordüre 2 Medaillonbilder, links der greise Simeon, unten die
Prophetin Hanna und eine andere Frau, beide Bilder zeigen Landschaft mit Baum-
gruppen und Sternhimmel.
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 442