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Karl W. Hiersemann; Springer, Jaro [Mitarb.]
Kunstgeschichte: enthaltend den betr. Teil der Bibliothek Prof. Dr. Jaro Springers - Berlin und andere Sammlungen (Band 3, Nr. 442): Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts: illustrierte Bücher, Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen usw., Miniaturmalerei des Mittelalters und der Renaissance — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.59490#0123
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II, Einzelblätter mit Miniaturen (Originale).

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M. Pf.

weicht von der sonst üblichen'? Darstellung etwas ab, wir sehen hier statt der
Frauen und Johannes den Joseph von Arimathia und Nikodemus unter dem Kreuze.
Beiderseitig schmücken den Text schön in Gold und Farben ausgeführte 25 mm breite
Randleisten sowie 7 grössere u. kleine Initialen ebenfalls in Gold u. Farben gemalt.
438 Christus mit der Dornenkrone. Pergamentblatt, 200 X 145 mm, mit
einer Miniatur, 40X40 mm. 2 Bordüren und 5 Initialen, aus einem
burgund.-französ. Livre d’heures des 15. Jhdts. In Passe-partout. 90 —
Christus sitzt auf einem Throne, 2 Schergen in mittelalterlicher Tracht drücken ihm mit
kreuzweise gelegten Stäben die Dornenkrone aufs Haupt, das mit Glorienschein um-
geben ist.
439 David’s Busse. Aus e. Pergt.-Handschrift a. d. Mitte des 15. Jahrh.,
burgund.-franz. Ursprungs, in 4. Hübsches bemerkenswertes Blatt. 240 —
Anmutige Hügellandschaft, vorn auf grüner Wiese kniet der König im gelben Gewände
und darüberhängendem roten Mantel im Gebet versunken. Neben ihm liegen Krone,
Szepter und Harfe. Rechts oben Gott der Herr sichtbar. Im Hintergründe zwischen
Hügeln das stark befestigte Jerusalem. Die Miniatur umgibt ein aus mehrfarbigen
Feldern zusammengesetzter Rahmen, der mit Blumen, Blätterwerk, Früchten u. Orna-
menten geschmackvoll dekoriert ist. Links in einem der Felder eine Drolerie, eine
Aeffin ihr Junges im Wickel säugend, daneben eine Wiege mit einem anderen
Affenkind.
440 Dreieinigkeit. Döppelblatt aus einer Pergt.-Handschrift aus d. Mitte
des 15. Jahrh., französ. Ursprungs. Die 4 Textseiten schmücken 26 mm
breite fein in Farben u. Gold ausgeführte Randleisten. Auf dem vor-
deren Blatt die Miniatur: GottVater und Sohn sitzen in faltenreichen
Gewändern auf einem romanischen Steinthron die aufgeschlagene Schrift
haltend, zwischen den Häuptern schwebt die Taube, alle drei mit
Glorienschein. 70 —
441 Kreuzigung Christi. Pergament-Doppelblatt, 4, aus einem lateinischen
Gebetbuch von ca. 1450, französischer Provenienz. Die kleine gut aus-
geführte Miniatur stellt die Kreuzigung dar. 60 —
Das Kreuz liegt auf grünem Rasen, ein Scherge schlägt Christus daran, rechts steht ein
Priester in blauem Gewand. Auf allen 4 Seiten eine 25 mm breite und 110 mm hohe
Randleiste, geschmackvoll aus stilisiertem Blätterwerk, Blumen und. Ranken, in Farben
und Gold, auf fein gesprenkeltem Untergründe zusammengefügt. Im Text ausserdem
noch grössere und kleine Initialen fein in Gold und Farben ausgeführt.
442 Verkündigung Mariae. Blatt aus einer burgund.-französ. Handschrift
aus der Mitte des 15. Jhdts. stammend. Maria in faltenreichem blauen
Gewände u. mit Nimbus vor einer Bank, auf der ein aufgeschlagenes
Buch liegt, kniend, empfängt von dem durch die offene Tür herein-
tretenden Engel die Verkündigung, links ein rotes Himmelbett, dahinter
ein Schränkchen, vorn ein Steinkrug. Getäfelter Boden, Holzdecke
(Interieur einer mittelalterlichen Bauernstube.) Die Miniatur umrahmt
eine in lebhaften Farben gemalte Bordüre, aus stilisiertem Ranken- u.
Blattwerk, Blumen und Früchten aufgebaut, eingestreute Goldsternchen
erhöhen die Wirkung. 280 —
443 Geisselung Christi. Miniatur-Malerei auf einem Kupferstich. Aus e.
Pergamentdruck (latein. Horenbuch). In Paris gegen Mitte des XVI.
Jahrh. entstanden. 100 —
Die unbedruckte Seite des Pergamentblattes wird gänzlich durch die Malerei eingenom-
men (101/2xll1/2 cm), welche von einem Goldrahmen (mit brauner Linienzeichnung)
umgeben ist. Die Figuren selbst, 9 an der Zahl, erreichen eine Höhe von 11 cm.
Die Szene geht in einer stattlichen Halle vor sich, an deren Marmorfussboden die
grossen Fliesen abwechselnd grün, dunkelgrau und bläulich-weiss eingehend charak-
terisiert sind, die ersten mit kleiner Aederung, die letzte Sorte mit mehr wolkiger
Marmorierung. In der Mitte an die Säule gefesselt die Christusfigur, sehr gut in
Modellierung und Fleischton, von den Knien ab etwas zu schlank, die Nachwirkung
der alten Kruzifixtypen. Die Dornenkrone liegt am Boden. Der ganze Körper trägt
bereits blutige Striemen, allerdings liniendünn, die das Gesamtbild der Figur nicht
entstellen. Von den 3 Knechten, welche mit Ruten zuschlagen, sind namentlich die
beiden vorderen nach Bewegung sowohl wie Charakterisierung der Menschen-
klasse und der Individuen vorzüglich. Höchst individuelles Aussehen zeigen ferner
die 3 Figuren, die links im Hintergründe teilweise sichtbar werden, wie rechterseits
der Hohepriester in hohem Turban, während eine letzte und neunte Figur daselbst,
die blaue Kopfbedeckung, dunkelbraunes Wams und rote Beinkleider trägt, mit dem
Gesicht unsichtbar bleibt. Gold ist allgemein verwendet, am reichten an der be-
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 442.
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