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Zeitschrift des mitteldeutschen Kunstgewerbevereins, nebst Vereinsmit-
theil., red. von F. Luthmer. 1.—4. Jahrg. Mit vielen Illustr. u. Kunst-
beilagen. Frankfurt a. M. 1886—89. (32 M.) 20 —
Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Gewerbe in München.
Jahrg. 1—18 (1851—68). Mit ca. 300 Tafeln. — Fortsetzung: Zeit-
schrift des Kunst-Gewerbe-Vereins in München. Jahrg. 19—46 (1869
bis 1897). Mit zahlr. kolor. u. schwarzen Tafeln. — Fortsetzung:
Kunst u. Handwerk. Jahrg. 47—56 (1897—1906). Mit vielen kolor.
u. schwarzen Tafeln u. Text-Abbildungen. 4. München 1851—1906.
Hlwd., von 1898 an in Heften. 550 —
Eine äußerst reichhaltige Zeitschrift, die jedem Gewerbe eine Fülle von dank-
baren Motiven bieten dürfte. In dieser Vollständigkeit äußerst selten.
Zeitschrift, illustr., kunstgewerbl., für Innendekoration. (Von Bd. 11
an: Innendekoration). Hrsg. v. H. Götz u. A. Koch. Jahrgang 1—15.
Mit vielen z. T. color. Tafeln und Textabbildgn. Fol. Darmstadt
1890—1904. (272 M.) Zum Teil vergriffen. 175 —
— — Ausschmückung und Einrichtung der Wohnräume. Hrsg. v.
A. Koch. Jg. 5—8. 12. Mit zahlr., zum Teil kolor. Tafeln und Text-
abbildgn. Fol. Darmstadt 1894—1901. Lwd. (100 M. br.) 52 —
-Jg. 6—11. 1895—1900. In Heften. (120 M.) 60 —
-Jg. 6—10. 1895-1899. 3 Hfrzbde., 2 brosch. (100 M.) 60 —
— — Jg. 7—10. 1896—1899. 2 Hfrzbde., Rest in Heften. (80 M.) 40 —
-Jg. 5. 1894. Origlwd. (16 M.) 12 —
Zierleisten mit und ohne Bilder oder sonstigen figürlichen Schmuck,
nebst einigen Prachtinitialen, alle aus einem französischen Pergament-
Bande (oder zweien sehr verwandten) des frühen 15. Jahrh., im Format
Klein-Fol. — 35 Stücke auf 10 Kartons Gr.-Fol. in Mappe. 2200 —
Die Bilder, welche noch ohne jeden Rahmen einen wirklichen Bestandteil der
Bordüre bilden, stellen Szenen aus dem täglichen Leben dar, eine große
Seltenheit in einem nicht profanen Text und auch gegenständlich von Ka-
lenderbildern grundverschieden: eine gepflasterte Straße mit Verkaufsbude
(Kuchen- oder Backwaren) und Käufern (III); eine am offenen Feuer sitzende
Frau, die, im Begriff, eine Bratgans am Spieß zu drehen, von einem dazu-
kommenden Hunde in Unangenehmer, schreckenerregender Weise gestört wird;
beachtenswert die über dem Feuer hängenden Kessel, der Küchenhintergrund,
und die unter dem Braten stehende Schüssel zum Auffangen des Fettes.
Ferner (VIII) ein Mann mit Knüttel, einen* großen Hund verscheuchend, der
einen am Boden stehenden Kochtopf umgeworfen hat und auslecken will.
Am sorgsamsten ausgeführt ist (VI) der betende Mann (bemerkenswert auch bei
diesem die Tracht mit dem langen Hals- und Kopftuch); eine Figur, die in
der schwierigen Kopfhaltung wirkliche Naturbeobachtung bekundet und in
der Wirkung der alten Deckfarben-Malerei sich kaum noch von reiferen
Techniken unterscheidet. Die Ornamentmasse, woraus sie sich erhebt, scheint
nicht ganz zufällig einem siedenden Kessel mit Schwefel zu ähneln. Abge-
sehen von dem leisen Humor, der all diese Schildereien durchweht, liegen
satirische Züge doch wohl in solchen Momenten verborgen, wie dem listig
lauernden, sprungbereiten Löwen (Wappentier von Flandern) mit Glocke um
den Hals (V) oder dem kronenförmig zugeschnittenen Halsbande des großen
Hundes auf VIII.
Den von geflammten Goldsternen besäten Pergamentgrund durchziehen blaue,
blätterlose Ranken und, noch intensiver, schlanke Zweige mit grünen, hie
und da auch goldenen Blättchen, Blumen und Früchten aller Art. Da-
zwischen treibt allerhand Getier sein Wesen, ein einen Topf auslecken-
der Bär (VIII), Affe mit Rübenessen beschäftigt (IX), schnuppernder Hase
und vor allem dasjenige aus der Vogel weit, einheimischen wie exotischen
Typus, . Storch, Schwäne, Wildente, Adler, große weiße Eulen (eine mit
Maus im Schnabel), Pfau, Fasanen und Singvögel; all dieses, wie auch
die Schmetterlinge, sehr gut beobachtet und durchgeführt, bald in den
natürlichen Farben, bald, wo der dekorative Zweck es forderte, in üppiger,
dabei doch nicht unwahrscheinlich wirkender Buntheit. — Stilistische Eigen-
tümlichkeiten: die kleinen grünen, hügelartigön Erhebungen mit und ohne
Tieren; das Grau für mehrere Vierfüßler; das Blau der Ornamente stets weiß
belichtet und schwarz abgesetzt, r— Sehr wirkungsvoll die Prachtinitialen'
auf 'intensiv vergoldetem Grunde (X).
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M. Pf.
Zeitschrift des mitteldeutschen Kunstgewerbevereins, nebst Vereinsmit-
theil., red. von F. Luthmer. 1.—4. Jahrg. Mit vielen Illustr. u. Kunst-
beilagen. Frankfurt a. M. 1886—89. (32 M.) 20 —
Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Gewerbe in München.
Jahrg. 1—18 (1851—68). Mit ca. 300 Tafeln. — Fortsetzung: Zeit-
schrift des Kunst-Gewerbe-Vereins in München. Jahrg. 19—46 (1869
bis 1897). Mit zahlr. kolor. u. schwarzen Tafeln. — Fortsetzung:
Kunst u. Handwerk. Jahrg. 47—56 (1897—1906). Mit vielen kolor.
u. schwarzen Tafeln u. Text-Abbildungen. 4. München 1851—1906.
Hlwd., von 1898 an in Heften. 550 —
Eine äußerst reichhaltige Zeitschrift, die jedem Gewerbe eine Fülle von dank-
baren Motiven bieten dürfte. In dieser Vollständigkeit äußerst selten.
Zeitschrift, illustr., kunstgewerbl., für Innendekoration. (Von Bd. 11
an: Innendekoration). Hrsg. v. H. Götz u. A. Koch. Jahrgang 1—15.
Mit vielen z. T. color. Tafeln und Textabbildgn. Fol. Darmstadt
1890—1904. (272 M.) Zum Teil vergriffen. 175 —
— — Ausschmückung und Einrichtung der Wohnräume. Hrsg. v.
A. Koch. Jg. 5—8. 12. Mit zahlr., zum Teil kolor. Tafeln und Text-
abbildgn. Fol. Darmstadt 1894—1901. Lwd. (100 M. br.) 52 —
-Jg. 6—11. 1895—1900. In Heften. (120 M.) 60 —
-Jg. 6—10. 1895-1899. 3 Hfrzbde., 2 brosch. (100 M.) 60 —
— — Jg. 7—10. 1896—1899. 2 Hfrzbde., Rest in Heften. (80 M.) 40 —
-Jg. 5. 1894. Origlwd. (16 M.) 12 —
Zierleisten mit und ohne Bilder oder sonstigen figürlichen Schmuck,
nebst einigen Prachtinitialen, alle aus einem französischen Pergament-
Bande (oder zweien sehr verwandten) des frühen 15. Jahrh., im Format
Klein-Fol. — 35 Stücke auf 10 Kartons Gr.-Fol. in Mappe. 2200 —
Die Bilder, welche noch ohne jeden Rahmen einen wirklichen Bestandteil der
Bordüre bilden, stellen Szenen aus dem täglichen Leben dar, eine große
Seltenheit in einem nicht profanen Text und auch gegenständlich von Ka-
lenderbildern grundverschieden: eine gepflasterte Straße mit Verkaufsbude
(Kuchen- oder Backwaren) und Käufern (III); eine am offenen Feuer sitzende
Frau, die, im Begriff, eine Bratgans am Spieß zu drehen, von einem dazu-
kommenden Hunde in Unangenehmer, schreckenerregender Weise gestört wird;
beachtenswert die über dem Feuer hängenden Kessel, der Küchenhintergrund,
und die unter dem Braten stehende Schüssel zum Auffangen des Fettes.
Ferner (VIII) ein Mann mit Knüttel, einen* großen Hund verscheuchend, der
einen am Boden stehenden Kochtopf umgeworfen hat und auslecken will.
Am sorgsamsten ausgeführt ist (VI) der betende Mann (bemerkenswert auch bei
diesem die Tracht mit dem langen Hals- und Kopftuch); eine Figur, die in
der schwierigen Kopfhaltung wirkliche Naturbeobachtung bekundet und in
der Wirkung der alten Deckfarben-Malerei sich kaum noch von reiferen
Techniken unterscheidet. Die Ornamentmasse, woraus sie sich erhebt, scheint
nicht ganz zufällig einem siedenden Kessel mit Schwefel zu ähneln. Abge-
sehen von dem leisen Humor, der all diese Schildereien durchweht, liegen
satirische Züge doch wohl in solchen Momenten verborgen, wie dem listig
lauernden, sprungbereiten Löwen (Wappentier von Flandern) mit Glocke um
den Hals (V) oder dem kronenförmig zugeschnittenen Halsbande des großen
Hundes auf VIII.
Den von geflammten Goldsternen besäten Pergamentgrund durchziehen blaue,
blätterlose Ranken und, noch intensiver, schlanke Zweige mit grünen, hie
und da auch goldenen Blättchen, Blumen und Früchten aller Art. Da-
zwischen treibt allerhand Getier sein Wesen, ein einen Topf auslecken-
der Bär (VIII), Affe mit Rübenessen beschäftigt (IX), schnuppernder Hase
und vor allem dasjenige aus der Vogel weit, einheimischen wie exotischen
Typus, . Storch, Schwäne, Wildente, Adler, große weiße Eulen (eine mit
Maus im Schnabel), Pfau, Fasanen und Singvögel; all dieses, wie auch
die Schmetterlinge, sehr gut beobachtet und durchgeführt, bald in den
natürlichen Farben, bald, wo der dekorative Zweck es forderte, in üppiger,
dabei doch nicht unwahrscheinlich wirkender Buntheit. — Stilistische Eigen-
tümlichkeiten: die kleinen grünen, hügelartigön Erhebungen mit und ohne
Tieren; das Grau für mehrere Vierfüßler; das Blau der Ornamente stets weiß
belichtet und schwarz abgesetzt, r— Sehr wirkungsvoll die Prachtinitialen'
auf 'intensiv vergoldetem Grunde (X).