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VIII. Zeitschriften.

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Schw. Fr.
Eschenbure, Knigge, Musäus, Erseh, Böttiger, Biester u. a. Inhaltlich um-
fasst die Bibliothek die Gebiete der Philosophie u. Theologie, der Geschichte
u. Jurisprudenz, Philologie u. Archaeologie, der Medizin u. Naturwissen-,
schäften, der schönen Künste mit bedeutenden u. eingehenden Kritiken aller
Neuerscheinungen. Sie ist Bahnbrecher in Deutschland für die Aufklärung u.
ein interessantes, ja unter allen literarischen Produktionen der Zeit das be-
deutendste Spiegelbild des deutschen Geisteslebens. Ein Bild von der
Aufnahme Schillers u. Goethes ist ohne die Allg. deutsche
Bibliothek nicht denkbar. Die Fehde der beiden Klassiker gegen
Nicolai ist bekannt. Trotzdem bleibt es sein Verdienst dies Werk geschaffen
zu haben, das „von solchem Einfluss auf alle Provinzen Deutschlands war,
dass keine Nation ein ähnliches aufzuweisen hatte. Daher hat dieses Werk
eine Wirksamkeit geäussert, die eine wahre Revolution in allen Teilen der
Wissenschaft u. Kultur, ja in der ganzen Denkweise des deutschen Volkes
hervorbrachte“. (Biester 1811.)
Zum Inhalt sind die 204 T.telporlräts, die mit Ramler beginnend die bedeutend-
sten Männer der Zeit in schönen St ehen wiedergeben, eine wertvolle Beigabe.
Das Goethe-Porträt u. 7 andere Stiche stammen von Chodowiecki.
Das Exemplar, das von einigen Beschädigungen .der Einbandrücken u. teilweiser,
schwächerer Braunfärbung abgesehen gut erhalten ist, umfasst zunächst von
der 118bdg. ersten Folge, die Nicolai selbst bis 1793 redigiert hat, die ersten
113 Bde. Hier fehlen nur Bd. 114—17 u. der Registerbd. 118. Die Anhangbde.
sind vollständig. Die anschliessende „Neue allg. deutsche Bibliothek“ ist
ebenfalls mit den Reg ster- u. Anhangbdn. vollständig. Die 8 B.fe. Intelli-
genzblatt“ hierzu kommen im Handel fast nie vor u. sind auss'rordentlich
wertvoll. Im ganzen aber ist ein Exemplar von dieser Vollständigkeit in
den letzten Jahren kaum mehr in den Kalalogen erschienen u. e,ne hervor-
ragende Seltenheit.
1053 BibLotbek des literarischen Vereins Stuttgart. Publikation 127 — 266 —
139 Bde. Tübingen u. Stuttgart 1876—1918. 1500 —
Der „Litterarische Verein Stuttgart“ wurde 1839 als Bibliophilengesellschaft .
' wissenschaftlicher Art gegründet. Seine Arbeit bestand in der Wiederausgabe.
wertvoller Handschriften oder, älterer Werke des deutschen u. romanischen
Sprachgebiets, die entweder ungedruckt oder längst aus dem Handel ver-
schwunden waren. Dabei griff man stets auf die Originale zurück, hielt
sich genau an den alten Text u. versah jedes Werk mit guten Kommentaren
u. Anmerkungen.
Da man sich nun von Anfang an auf den Standpunkt der Seltenheit und des
interessanten Stoffes eingestellt hatte, mehrere Werke aber überhaupt nur in
dieser Sammlung einmalig erschienen waren, waren die Bände schon bei
ihrem Erscheinen einz'gartig und gesucht. Viele Nummern der Samm-ung
sind infolgedessen schon se.t langem vergriffen, einzene sind ausserordent-
liche Seltenheiten u. am Büchermarkt schon früher zu sehr hohen Preisen
ausgeboten worden. Auch von der vorliegenden zweiten Hälfte der Samm-
lung sind die Bände 129, 130, 133, 152, 156, 162, 163 vergriffen und mussten
durch anastatischen Neudruck ergänzt werden.
Über Titel u. Inhalt der einzelnen Bände unterrichtet die Spe-
zialliste, die auf Wunsch kostenlos zugestellt wird. An be-
kannteren Werken können, aus dieser Serie hervprgehoben werden:
Bd. 127: Des Dodes Danz. Nach d. Lübecker Drucken von 1489 u. 1496.
,, 138, 162 u. 171: Andreas Gryphius Lustspiele, Trauerspiele, lyrische Gedichte.
„ 146: Fausts Leben von Georg Rud. Widmann.
„ 152: Tristant u. Isalde. Prosaroman des 15, Jahrb,
„ 156: Das Egerer Fronleichnamsspiel.
„ 185: Deutsche Volksbücher.
„ 199: G. R. Weckherlins Gedichte.
,, 205: Bocaccio de Claris mulieribus deutsch von Steinhöwel.
„ 213: Nürnberger Meistersinger Protokolle.
„ 222: Georg Wickrams Werke. 8 Bde.
,, 234: Die erste deutsche Bibel. 10 Bde.
„ 257: Fr. Matthisons Gedichte. 2 Bde.
Neben diesen Werken der älteren deutschen Literaturgeschichte u. zahlreichen
Werken der deutschen, bes. mittelalterl. Geschichte berühren einzelne Num-
mern andere Gebiete. Die Romanica 169, 175, .178, 187, 189, 194 u. 203
geben Stoffe aus altfranzösischen Handschriften wieder, 205 u. 208 aus
alten italienischen Drucken. „Des. Bamberger Fürstbischofs Gesandtschafts-
reise nach Italien 1612“ enthält Bd. 155, „Nicolaus Muffels Beschreibung
von Rom“, Bd. 128. Spanien erscheint im „Kampf um Teneriffa“ von Ant.
de Viana (165) u. in der altspanischen Übersetzung des Qualteri Burlaei, der
Orient in den Reiseschilderungen von Palästina im „Reisebuch der Familie
Rieter“ oder dem „Itinerarium Fratris Pauli Walteri Gugligensis“, die Tür-
kei in „Hans Schiitbergers Reisebuch“. Besonders interessant ist Bd. 184-
„Ulrich Schmidels Reise nach Süd-Amerika in d. J. 1534—54“ nach d.
Münchner Handschrift. Daneben finden Philosophie, Theologie, Geschichte
u. Archäologie in einigen Werken Beachtung.
Serien von so grossem Umfang sind im Handel nicht mehr vorgekommen. . Es
handelt sich also um eine Seltenheit ersten Ranges, die für jeden Liebhaber
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 518.
 
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