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Hildebrand, Adolf von
Das Problem der Form in der bildenden Kunst — Straßburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.14798#0026
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_ 6 —

chenmerkmale, die ein Ferneres oder Näheres

bedeuten.

Tritt der Beschauer aber näher hinzu, so daß
er verschiedene Stellung und Akkommodation der
Augen braucht, um das gegebene Objekt zu sehen,
dann hat er die Gesamterscheinung nicht mehr
in einem Blick und er kann sich das Bild nur
durch seitliche Augenbewegung mit verschiedener
Akkommodation zusammensetzen. An Stelle der
Gesamterscheinung treten verschiedene Einzeler-
scheinungen, welche durch Augenbewegung ver-
bunden werden. Je näher der Beschauer dem Ob-
jekte tritt, desto mehr Augenbewegungen braucht
er und desto mehr teilt sich die ursprüngliche
Gesamterscheinung in Einzelerscheinungen, in ge-
sonderte Bilder. Zuletzt vermag er den Gesichts-
eindruck so zu beschränken, daß er nur immer
einen Punkt scharf in den Sehfokus rückt und
die räumliche Beziehung dieser verschiedenen
Punkte in Form eines Bewegungsaktes erlebt;
alsdann hat sich das Schauen in ein wirkliches
Abtasten und in einen Bewegungsakt umge-
wandelt und die darauf fußenden Vorstellungen
sind keine Gesichtseindrucksvorstellungen (von
nun an kürzer: Gesichtsvorstellungen), sondern
Bewegungsvorstellungen und bilden das Material
des Form-Sehens und Form-Vorstellens. Alle
unsere Erfahrungen über die plastische Form der
Objekte sind ursprünglich durch Abtasten zu-
 
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