Als Mittel der Bindung dienten ihm außer dem selbstverständlichen
der Stilgleichheit: Einheit des Maßstabes für alle der nämlichen
Gruppe zugehörigen Werke, Einheit des Materials, indem er für
alle Figuren feinkörnigen, gelblichgrauen Muschelkalk, für alle
dekorativen Glieder dunkelgrauen Lungstein bestimmte; Be-
schränkung der Farben auf wenige, immer wiederkehrende Töne.
— Die Wipfelwölbungen der Platanen breiten sich in mäßiger Höhe
über dem Boden. Hierdurch war, da die Plastiken nicht nur aus
der Nähe betrachtet werden sollten, ihnen die hochaufstrebende
Vertikalentwicklung von vornherein versagt. Andererseits war das
Maß der größten Breitenausdehnung in dem Abstand zweier Baum-
reihen gegeben. Die geringste Überschneidung hätte die Voll-
wirkung auf die Betrachtung aus nächster Nähe beschränkt. Der
Künstler gebrauchte ein sehr einfaches Mittel, um schon dem ersten
Blick zu enthüllen, ob einer Plastik eine Herren- oder eine Diener-
rolle im Gesamtwerke zukommt: Er wog Höhe und Breite der die
wichtigsten Skulpturen beherbergenden Rechtecknischen so ab,
daß die Bildwerke, ohne gedrückt zu werden, doch den von den
Pfeilerreihen der Bäume, den Wölbungen ihrer Kronen und dem
Boden geformten Rahmen mächtig quellend füllen; die Wasser-
trägerinnen aber stehen in ihren runden, niedrigeren Halbrund-
nischen, die nur Ausbuchtungen der die ganze Nordseite abschlie-
ßenden, efeuverkleideten Wand sind, zierlich, schlank und ohne
Schwere gleich lebenden Säulen. Die Fernwirkung ist aufs genaueste
berechnet. Die Reliefs und die Gruppe „Mutter und Kind" mußten
auf die ganze Länge des Hains, die Gefäßträgerinnen auf seine ganze
Breite den vollen Eindruck vermitteln, der Brunnen aber hatte auch
den sich dem Portal erst Nahenden zu locken. Daß es Hoetger
gelang, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, verdankt er seinem
plastischen Instinkt. Der hieß ihn, jedes Gebilde, es sei nun eine
Einzelfigur, eine Gruppe oder ein dekoratives Glied, aus einer der
einfachsten raumfüllenden Körperformen zu entwickeln, hieß ihn
bei freistehenden Gestalten das Hauptgewicht auf einprägsamen
Umriß legen, bei Reliefs auf die innere Belebung durch Licht und
Schatten, und hieß ihn, seine Werke als farbige Erscheinungen
der farbenbelebten Natur zugleich entgegensetzen und harmonisch
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der Stilgleichheit: Einheit des Maßstabes für alle der nämlichen
Gruppe zugehörigen Werke, Einheit des Materials, indem er für
alle Figuren feinkörnigen, gelblichgrauen Muschelkalk, für alle
dekorativen Glieder dunkelgrauen Lungstein bestimmte; Be-
schränkung der Farben auf wenige, immer wiederkehrende Töne.
— Die Wipfelwölbungen der Platanen breiten sich in mäßiger Höhe
über dem Boden. Hierdurch war, da die Plastiken nicht nur aus
der Nähe betrachtet werden sollten, ihnen die hochaufstrebende
Vertikalentwicklung von vornherein versagt. Andererseits war das
Maß der größten Breitenausdehnung in dem Abstand zweier Baum-
reihen gegeben. Die geringste Überschneidung hätte die Voll-
wirkung auf die Betrachtung aus nächster Nähe beschränkt. Der
Künstler gebrauchte ein sehr einfaches Mittel, um schon dem ersten
Blick zu enthüllen, ob einer Plastik eine Herren- oder eine Diener-
rolle im Gesamtwerke zukommt: Er wog Höhe und Breite der die
wichtigsten Skulpturen beherbergenden Rechtecknischen so ab,
daß die Bildwerke, ohne gedrückt zu werden, doch den von den
Pfeilerreihen der Bäume, den Wölbungen ihrer Kronen und dem
Boden geformten Rahmen mächtig quellend füllen; die Wasser-
trägerinnen aber stehen in ihren runden, niedrigeren Halbrund-
nischen, die nur Ausbuchtungen der die ganze Nordseite abschlie-
ßenden, efeuverkleideten Wand sind, zierlich, schlank und ohne
Schwere gleich lebenden Säulen. Die Fernwirkung ist aufs genaueste
berechnet. Die Reliefs und die Gruppe „Mutter und Kind" mußten
auf die ganze Länge des Hains, die Gefäßträgerinnen auf seine ganze
Breite den vollen Eindruck vermitteln, der Brunnen aber hatte auch
den sich dem Portal erst Nahenden zu locken. Daß es Hoetger
gelang, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, verdankt er seinem
plastischen Instinkt. Der hieß ihn, jedes Gebilde, es sei nun eine
Einzelfigur, eine Gruppe oder ein dekoratives Glied, aus einer der
einfachsten raumfüllenden Körperformen zu entwickeln, hieß ihn
bei freistehenden Gestalten das Hauptgewicht auf einprägsamen
Umriß legen, bei Reliefs auf die innere Belebung durch Licht und
Schatten, und hieß ihn, seine Werke als farbige Erscheinungen
der farbenbelebten Natur zugleich entgegensetzen und harmonisch
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