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Hipp, Hermann
Studien zur "Nachgotik" des 16. und 17. Jahrhunderts in Deutschland, Böhmen, Österreich und der Schweiz: Text — 1979

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66169#0267
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237 -

Die geographische Verteilung
der Steinrippengewölbe unterliegt im zeitlichen Ablauf einem
grundsätzlichen Wandel, im wesentlichen den beiden Abschnitten
der Häufigkeitsstatistik entsprechend: Bis um 163o erreichen
eine besondere Dichte Oberdeutschland (und dort vor allem
Mainfranken) sowie der Osten mit Böhmen, Schlesien und
Sachsen, wobei sich Böhmen und Sachsen besonders verbinden.
Das Hauptgewicht liegt in Oberdeutschland. Vor allem nach
16oo hat die östliche Gruppe nur noch wenige Beispiele aufzu-
weisen. Während der ganzen Zeit hat auch das Rheinland laufend
Steinrippengewölbe, besonders reiche im zweiten Jahrzehnt des
17. Jahrhunderts, in dem sich dort eine eigenständige Gruppe
um. Koblenz, Köln und Aaahen bildet. Das übrige Deutschland
zeigt nur weit gestreute und sich kaum zusammenordnende Bälle.
Darunter gibt es bemerkenswerte Einzelleistungen (Jesuiten-
kirche in Münster z.B.). - Nach 165o bildet sich eine neue
dichte Gruppierung - praktisch nur noch mit Kreuzrippengewöl-
ben - in Westfalen aus. Gegen Ende des Jahrhunderts tritt
dazu das Rhein-Mosel-Eifel—Gebiet, beide weisen Beispiele
bis ins 18. Jahrhundert hinein auf. In Aachen bildet sich
im 18. Jahrhundert eine kleine Sondergruppe. In Sachsen und
Oberdeutschland finden sich im 18. Jahrhundert sporadisch
reiche Figurationen, die formal an Beispiele der ersten Haupt-
phase erinnern, jedoch durch keine geschlossene Traditions-
kette mit diesen zu verbinden sind.
3. Verhältnis zu einfachen Gewölben
Einer klaren Rangordnung sind einfache Gewölbe gegenüber
Steinrippengewölben unterworfen. Letztere werden immer dem:
höherrangigen Bauteil zugewicsen, wenn beide Formen nebenein-
ander Vorkommen. So ist der Hauptraum der Schloßkirche in
Liebenstein (1599-1600) mit Kreuzgratgewölben gedeckt, der
Chor hat Rippengewölbe. Die Jesuitenkirche in Aachen (1618-
1628) hat im Chor und Mittelschiff Netzrippen-, in den Seiten-
schiffen einfache Kreuzgratgewölbe, ebenso schon die Univer-
 
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