Metadaten

Antiquariat Emil Hirsch <München> [Editor]
Sammlung Arthur Rümann: illustrierte Werke und Graphik des 19. Jahrhunderts in Erstdrucken ; Versteigerung, Montag den 27. und Dienstag den 28. November 1916 — München, 1916

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.15368#0009
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
VORWORT.

Herr Dr. Arthur Rümann ist der Verfasser eines sehr umfangreichen
und gründlichen Kataloges der Holzschnitte von Honore D a u m ier, die
vor ihm in Deutschland wenig gekannt waren, obschon sie seinen berühmten
Lithographien gleichwertig sind und nicht selten sogar mehr Reiz haben als
diese Steindrucke. Jener Katalog gab den Anstoß zur Gründung der Samm-
lung, die nun versteigert wird. Das Material war weder in deutschen öffent-
lichen, noch in privaten Sammlungen zu finden; die Pariser Bibliotheken aber
sind so wenig bequem geordnet, daß auch in ihnen das Bearbeiten von Daumiers
Holzschnittwerk schwierig war und so war Dr. Rümann genötigt, den Stoff
bei sich selbst zusammenzutragen. Damit gewann die Sammlung in ihrem
Kern den Charakter der wissenschaftlichen Vollständigkeit. Sie ist nicht, wie
so viele andere bibliophile Sammlungen, auf den Zufall des Buchhandels ge-
gründet. Diesem Umstände entspricht es auch, daß Dr. Rümann nicht bei
den Holzschnitten stehen blieb, denn Daumier ist nicht nur ein starker großer
Meister, sondern auch ein liebenswerter Künstler. Man kann sich nicht be-
gnügen, nur einen Teil seines Werkes zu pflegen. Zu den Holzschnitten kommen
die Lithographien und so wurde aus der engumgrenzten Spezialsammlung
eine sehr umfangreiche Kollektion von Daumiers gesamtem graphischen Werk,
in dem auch fast sämtliche Lithographien vorkommen, da die Sammlung Rü-
mann nicht nur die berühmte „Caricature" in einem schönen vollständigen
Exemplar, sondern auch den „Charivari" bis zu Ende der 60 er Jahre in lücken-
loser Reihenfolge besitzt, was einen Bestand von einigen Tausend ausmacht.

Nachdem der eine gefeierte Hauptmeister der französischen Graphik so
schön vertreten war, war es nötig und auch unvermeidlich, auch G a v a r n i ,
den nächsten nach Daumier, zu Worte kommen zu lassen. Wenn sich dieser
zwar an Bedeutung nicht mit Daumier messen kann, so spielt er doch in der
Geschichte des Holzschnitts eine große Rolle. Nicht umsonst sind eine Reihe
der entzückenden „Physiologies" von Gavarni illustriert. Mit Gavarni greift
die Sammlung wieder sehr entschlossen auf die Pflege des Buchmäßigen zurück.

Neben den vorgenannten' beiden Hauptgraphikern wurden dann die
anderen großen Zeichner: Grandville, Monnier, G e r i c a u 11 ,
Isabey, Raffet, Delacroix, von dem ich einen überaus frischen
Probedruck zum „Faust" hervorheben will, in Betracht gezogen. Die Samm-
lung wurde, was sie von Anfang werden sollte, eine Vereinigung der Hauptwerke
 
Annotationen