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2Z8 Erster Anhang.
Die Gebäude des Carlsberges sind, im Ganzen betrachtet, von guter
Architectur. Der Tempel des MercM' ist, wie bereits gesagt, mehr im
antiken Geschmack. Der Tempel des Apollo zeigt sich im Prospect auf seiner
Höhe, und hat eine überaus entzückende Aussicht. Er ist inwendig mit Bil-
dern geziert, die auf die Geschäfte des Gottes anspielen, und seine Statue erscheint
hier in coloffalischer Größe« Aber er ist nicht sowohl ein alter Tempel, als viel-
mehr ein hoher, gut 'gebaueter Pavillon. Er ist von Holz, hat vier große Oeff-
nungen, und ein rundes Dach. Der Weg hinauf ist in der alten Manier der
Schncckenberge angelegt, ermüdend und von dunklen Tannenhecken eingesperrt.
Dieß Gebäude verlangt doch allerdings eine freye und edle Pflanzung um sich her.
Die auf Bretern gemalten Musen sind desto mehr entbehrlich, da die Statue des
Apoll beym Hinaufsteigen Zwischen den großen Oeffmmgen des Gebäudes hervor-
scheint und ganz das Auge beschäftigt. Der Tempel der Minerva ist nichts
anders, als ein französischer Pavillon mit vergänglichem Gitterwerk, gegen die
Bauart der Alten, freystehend mit großen Oeffnungen und einem runden
Dach. In eben der Form und Bauart, als der Tempel des Apoll, ist dec
Tempel der Calypso; diese Wiederholung scheint eine Dürftigkeit der Erfindung
zu verrathen, die hier doch sonst nirgends sichtbar ist. Die Höhle der Sibylle
ist tief, dunkel, feyerlichfurchrbar, wie es sich für eine Wahrsagerinn schicket, die
in der Nacht der Zukunft forscht, und mit Schicksalen schreckt, die noch nicht herein,
gebrochen sind.
Uebrigens sind die neuen Anlagen auf dem Carlsberg noch keiner voll,
ständigen Beschreibung fähig, da sie noch immer fortgesetzt werden und so
mancher Abänderung unterworfen sind. Indessen ist es doch der Ork, wo die
Wirksamkeit dieser Regierung in Garkenverschönerungen fast allein sichtbar ist;
die übrigen caffelschen Hofgärten sind mehr sich überlassen oder dem vorigen
französischen und holländischen Geschmack, der noch in ihnen herrscht. Alle,
die den Carlsberg mit fo vielem Vergnügen besteigen, finden hier mannichfaltigs
Veranlassungen den erfinderischen und thätigen Geist des Fürsten zu verehren,
der so viele neue, zum Theil noch unbekannte Anlagen schuf, der seine Residenz
nicht bloß verschönerte, sondern sie auch zu einer Wohnung der edlem Künste
weibeke, der, selbst ein großer Kenner, selbst ein guter Zeichner, mit dem glücklichsten
Gedächtniß viel nützliche Wissenschaften vereinigt.
Weifienstein, am Fuß des Carlsbergs, der Aufenthalt des Hofes, ist
em alles Schloß, das aus einem ehemaligen Kloster entstand; indessen hat es durch
einige
 
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