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Hirschler & Comp. [Hrsg.]
Collection Professor Dr. Hermann Freiherr von Widerhofer: hervorragende Werke alter und neuer Meister ; Ölgemälde, Aquarelle, Miniaturen und einige andere Kunstgegenstände Kunstauktion in Wien, 18., 19. und 20. Februar 1902 — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.20442#0011
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a im Vorworte des Herrn Dr. v. Frimmel ausschliesslich die seiner^
zeit in der erblasserischen Wohnung befindlich gewesenen Gemälde
Professor v. Widerhofer's, und nur diese besprochen worden sind,
gestatten wir uns auf einzelne Objecte jener zweiten Collection,
aus hiesigem Privatbesitz angefügt, und mit * gekennzeichnet, in
Kürze zu verweisen.

Wir sind nämlich auch in vorliegendem Falle unserer sonstigen Gepflogen^
heit, im Katalog jede reclamehafte Anpreisung zu vermeiden und uns
auf die kurze Aufzählung der einzelnen Nummern zu beschränken, nicht untreu
geworden.

Wir folgen dem Kataloge; Nr. 14, eine vorzüglich erhaltene, besonders
reich staffirte Landschaft von Paul Brill zeigt den Künstler in schönster
Qualität. — Caravaggio's prächtiges Halbfigurenbild (Nr. 20), charakteristisch
für den Meister, besonders gut erhalten, zierte die ehemalige gräfl. Esterhazy'
sehe Gallerie und wird in Perger's „Kunstschätze Wien's" (S. 19) als dort be^
findlich angeführt. — Anton van Dyck's prickelnd geistreiche Porträtskizze
(Nr. 34) in sehr schöner Erhaltung dürfte nach Entfernung des anscheinend
gelb gewordenen Firnisses zweifellos noch plastischer wirken. Ob ein grosses
Bildniss Moncada's, den van Dyck mehrmals porträtirt hat, nach dieser Compo^
sition zur Ausführung gekommen, ist uns nicht bekannt. Am überzeugendsten
ist die Identität der Person auf dem von Petre de Jode gestochenen Bilde. — Die
beiden gut erhaltenen Stillleben (Nr. 22) P. Casteels und (Nr. 54) Hamilton
sind erwähnenswerth; ersterer ist ein nicht häufig vorkommender Meister.

Bei dem Madonnenbilde (Nr. 39) aus der Florentiner Schule müssen wir
es dem späteren Besitzer überlassen, den gewiss nicht unbedeutenden Autor fest-
zustellen. — Lemoine's Andromeda (Nr. 70), von Restaurator's Hand vielleicht
überhaupt noch unberührt, vereinigt Rubens'sche Farbentiefe mit französischer
Eleganz des Vortrages. — M. Mierevelt's Familienbild (Nr. 73) gemahnt durch
die Anordnung unwillkürlich an Gonzales Coques. Die alte echte Signatur aber
schliesst jeden Zweifel aus; dieses sehr gut erhaltene Bild soll überdies die
Signatur des Landschafters Stalbent tragen, letztere haben wir nicht gefunden.

Die grosse Kirmess von J. M. Molenaer, ein Capitalbild dieses geschätzten
Künstlers aus der Collection Gsell, ist unseres Wissens eine seiner figuren^
reichsten Compositionen. Durch eminente Qualität erinnern einzelne Figuren
lebhaft an Jan Steen. Der Zustand ist mit Ausnahme einiger unwesentlicher
Retouchen im Baumschlag ein sehr guter.

Aart van der Neer, Mondnacht an holländischem Canal (Nr. 78), bietet
gegenständlich und an Erhaltung Alles, was diesen nicht allzuhäufigen Meister
geschätzt und begehrenswerth macht. Sogar der Zustand der Luftpartien — wir
betonen dies ausdrücklich — ist ein fast durchaus sehr befriedigender.

Das figurenreiche Schul'Interieur (Nr. 84) von Adr. van Ostade, von ganz
besonders reizvoller goldiger Tonung und guter Conservirung, war vorübergehend

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