Nachrichten und Notizen.
577
Aber K. erklärt weiter II 175, erst nachdem er den Gedanken der
apostolischen Armut als Eigentümlichkeit des waldensischen Apostelkollegs
[schon] im 12. Jahrh. erwiesen habe, habe man die geschichtlichen Wurzeln
der Bettelorden aufdecken können u. s. w. Dass das früher nicht möglich
gewesen sei, werde am besten durch Dieckhoffs Ansicht (S. 189) erwiesen,
dass die Auffassung der W. vom apostolischen Leben bald nach Entstehung
der Sekte nach den kirchlichen Idealen von der christlichen Vollkommenheit
umgestaltet worden sei. Das kann ich nur so verstehen, nach D.’s Meinung
sei die Armut gar kein ursprünglicher Besitz der Waldenser gewesen,
sondern ihnen erst im 13. Jahrhundert, also nach der Entstehung der Bettel-
orden, aus den kirchlichen Idealen zugekommen. Was aber sagtD. dort
wirklich? Er unterscheidet 1) den Anfang der waldensischen Bewegung,
2) die spätere, aber schon recht frühe Entwickelung unter dem Einfluss
kirchlicher Ideale. Von Anfang an habe die freiwillige Armut bei ihnen
den Grundzug in ihrem apostolischen Leben gebildet1; davon hätten
sie ja auch Pauperes geheissen. Dagegen scheine (S. 191 f.) die freiwillige
Keuschheit als Bestandteil des apostolischen Lebens erst später aus den
kirchlichen Idealen übernommen worden zu sein. — Mit solcher Leichtfertig-
keit liest K. das Buch, um das sich der Streit wesentlich dreht!
„Aber es kommt noch besser“ (I 26). Das was K. als seine Ent-
deckung beansprucht und mir als Raub aufbürdet, was nach seiner
Meinung weder D. noch sonst jemand vor ihm (K.) hatte finden können, das
hat D. selbst ausgesprochen und mit Sperrdruck hervorgehoben.
S. 212 findet er die epochemachende Bedeutung der Stiftung des Waldes
darin, dass sie das „Mittelglied zwischen den antikirchlichen Bewegungen
des 12. Jahrhunderts [Arnold von Brescia, Peter von Bruys, Heinrich von
Cluny u. a.] und den kirchlichen Bettelorden bildet, die vom Anfang des
13. Jahrhunderts an die katholische Welt beherrschen, nachdem sie sich das
von seinem häretischen Gegensatz gegen die Kirche gereinigte Prinzip jener
Bewegungen angeeignet haben.“ Das Prinzip aber dieser Bewegungen von
Arnold bis Waldes ist (S. 211), „dass sie die Notwendigkeit der Nachfolge
des apostolischen Lebens für die Priester als Nachfolger im apostolischen
Amt hervorheben.“ Also dieses Prinzip des W. und seiner Vorgänger ist
von den Bettelorden, d. h. doch wohl auch von Franz von Assisi, angeeignet
worden. Das nennt man doch wohl „Beeinflussung“, und ob diese mittelbar
oder unmittelbar ist, darauf kommt ja nach II 185 gar nichts an.
Was soll ich nun noch sagen? Was K. als seine „wohlerworbenen
Rechte“ grimmig verteidigt, was ich von ihm gestohlen haben soll, das habe
ich zwar zum Teil ausdrücklich verworfen, das hat aber alles derselbe D.
vertreten, den K. in seinem entdeckungsreichen Buch wiederholt zitiert.2
1 Das hat D. S. 181 ff. noch ausdrücklich gegen frühere Meinungen
bewiesen!
2 Ich erwähne beiläufig, dass K. die Listen von Quellen für die Ge-
schichte der W„ die er R 22 und 26 aufstellt, einfach aus D. 157 f. abge-
schrieben hat. Die Reihenfolge ist mit Ausnahme einer kleinen Umstellung
dieselbe. Bei zwei besonders bekannten Quellen sind die älteren Ausgaben
577
Aber K. erklärt weiter II 175, erst nachdem er den Gedanken der
apostolischen Armut als Eigentümlichkeit des waldensischen Apostelkollegs
[schon] im 12. Jahrh. erwiesen habe, habe man die geschichtlichen Wurzeln
der Bettelorden aufdecken können u. s. w. Dass das früher nicht möglich
gewesen sei, werde am besten durch Dieckhoffs Ansicht (S. 189) erwiesen,
dass die Auffassung der W. vom apostolischen Leben bald nach Entstehung
der Sekte nach den kirchlichen Idealen von der christlichen Vollkommenheit
umgestaltet worden sei. Das kann ich nur so verstehen, nach D.’s Meinung
sei die Armut gar kein ursprünglicher Besitz der Waldenser gewesen,
sondern ihnen erst im 13. Jahrhundert, also nach der Entstehung der Bettel-
orden, aus den kirchlichen Idealen zugekommen. Was aber sagtD. dort
wirklich? Er unterscheidet 1) den Anfang der waldensischen Bewegung,
2) die spätere, aber schon recht frühe Entwickelung unter dem Einfluss
kirchlicher Ideale. Von Anfang an habe die freiwillige Armut bei ihnen
den Grundzug in ihrem apostolischen Leben gebildet1; davon hätten
sie ja auch Pauperes geheissen. Dagegen scheine (S. 191 f.) die freiwillige
Keuschheit als Bestandteil des apostolischen Lebens erst später aus den
kirchlichen Idealen übernommen worden zu sein. — Mit solcher Leichtfertig-
keit liest K. das Buch, um das sich der Streit wesentlich dreht!
„Aber es kommt noch besser“ (I 26). Das was K. als seine Ent-
deckung beansprucht und mir als Raub aufbürdet, was nach seiner
Meinung weder D. noch sonst jemand vor ihm (K.) hatte finden können, das
hat D. selbst ausgesprochen und mit Sperrdruck hervorgehoben.
S. 212 findet er die epochemachende Bedeutung der Stiftung des Waldes
darin, dass sie das „Mittelglied zwischen den antikirchlichen Bewegungen
des 12. Jahrhunderts [Arnold von Brescia, Peter von Bruys, Heinrich von
Cluny u. a.] und den kirchlichen Bettelorden bildet, die vom Anfang des
13. Jahrhunderts an die katholische Welt beherrschen, nachdem sie sich das
von seinem häretischen Gegensatz gegen die Kirche gereinigte Prinzip jener
Bewegungen angeeignet haben.“ Das Prinzip aber dieser Bewegungen von
Arnold bis Waldes ist (S. 211), „dass sie die Notwendigkeit der Nachfolge
des apostolischen Lebens für die Priester als Nachfolger im apostolischen
Amt hervorheben.“ Also dieses Prinzip des W. und seiner Vorgänger ist
von den Bettelorden, d. h. doch wohl auch von Franz von Assisi, angeeignet
worden. Das nennt man doch wohl „Beeinflussung“, und ob diese mittelbar
oder unmittelbar ist, darauf kommt ja nach II 185 gar nichts an.
Was soll ich nun noch sagen? Was K. als seine „wohlerworbenen
Rechte“ grimmig verteidigt, was ich von ihm gestohlen haben soll, das habe
ich zwar zum Teil ausdrücklich verworfen, das hat aber alles derselbe D.
vertreten, den K. in seinem entdeckungsreichen Buch wiederholt zitiert.2
1 Das hat D. S. 181 ff. noch ausdrücklich gegen frühere Meinungen
bewiesen!
2 Ich erwähne beiläufig, dass K. die Listen von Quellen für die Ge-
schichte der W„ die er R 22 und 26 aufstellt, einfach aus D. 157 f. abge-
schrieben hat. Die Reihenfolge ist mit Ausnahme einer kleinen Umstellung
dieselbe. Bei zwei besonders bekannten Quellen sind die älteren Ausgaben