Gustav Adolf und die schwedische Satisfaktion.
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Kehle setzen müsse. Und wenn dies gelang, wenn es der König
erreichte, das letzte grosse Heer der Katholiken zu zersprengen und
andererseits die charakterisierte Abhängigkeit der protestantischen
Stände von seinem Kriegsdirektorium zu vollenden, wo hätte es
dann in Deutschland noch eine Potenz gegeben, um seinen Inten-
tionen nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen? Dann, ja
dann meinte er sagen zu können: So und so will ich den Frieden,
will ich den Frieden. Wie aber wollte Gustav Adolf den Frieden?
Die Leipziger Schlacht ist auch hierfür von Bedeutung gewesen,
seine Wünsche sind durch sie vergrössert worden. Eine weitere
Steigerung haben sie dann noch um die Wende des Jahres 1631
erfahren.
Als in den Beratungen vor dem Kriege einer der Reichsräte
angeregt hatte, die Forderung nach Wiederherstellung der früheren
Zustände auch auf das obere Deutschland auszudehnen, da hatte
der König das zurückgewiesen: später werde man dazu vielleicht
einmal in der Lage sein; vorläufig solle man nicht mehr ver-
langen als man durchsetzen könne. Allerdings hat er diese Selbst-
bescheidung gelegentlich wie in den Bündnisverhandlungen mit
Hessen-Kassel durchbrochen, aber erst seit jenem Siege über Tilly,
darf man behaupten, nahm er die Restitution aller evangelischen
Stände als feststehende Forderung in sein Programm auf.1 * * * * 6
Aber damit war es für ihn noch nicht abgethan. Es ist
darauf hingewiesen, wie er eine Versöhnung zwischen den Gegen-
sätzen in Deutschland nicht für möglich hielt, wie er sich darum
auch für die Zeit nach dem Frieden eine unmittelbare Einwirkung
auf den Gang der Dinge dort offen halten wollte. In diesem
Sinne hatte er sich bereits in dem Bündnisse, das er mit Herzog
Bogislav schloss, als Garant für die Integrität Pommerns gegen
Uebergriffe von kaiserlicher und katholischer Seite anerkennen
lassen. Dieses Verhältnis unternahm er jetzt auch auf die nieder-
sächsischen Stände auszudehnen. Der Bündnisentwurf, den er
bereits ratifiziert den Mecklenburger Herzögen zusandte und den
1 Vgl. das Reichsratsprotokoll d. d. 14. Mai 1630 (a. a. 0. II p. 3), das
Bündnis Wilhelms von Weimar p. 32 f. und 39, Gustav Adolf an den Reichs-
rat d. d. 10. Jan. 1632 (Arkiv I No. 408), den Bericht der braunschweigischen
Gesandten an Herzog Friedrich Ulrich d. d. 11. Fehr. 1632 (Decken H No. 83)
und den Discursus regius (bei Droysen im Archiv für sächs. Gesch. N. F. B.
6 p. 245.)
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Kehle setzen müsse. Und wenn dies gelang, wenn es der König
erreichte, das letzte grosse Heer der Katholiken zu zersprengen und
andererseits die charakterisierte Abhängigkeit der protestantischen
Stände von seinem Kriegsdirektorium zu vollenden, wo hätte es
dann in Deutschland noch eine Potenz gegeben, um seinen Inten-
tionen nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen? Dann, ja
dann meinte er sagen zu können: So und so will ich den Frieden,
will ich den Frieden. Wie aber wollte Gustav Adolf den Frieden?
Die Leipziger Schlacht ist auch hierfür von Bedeutung gewesen,
seine Wünsche sind durch sie vergrössert worden. Eine weitere
Steigerung haben sie dann noch um die Wende des Jahres 1631
erfahren.
Als in den Beratungen vor dem Kriege einer der Reichsräte
angeregt hatte, die Forderung nach Wiederherstellung der früheren
Zustände auch auf das obere Deutschland auszudehnen, da hatte
der König das zurückgewiesen: später werde man dazu vielleicht
einmal in der Lage sein; vorläufig solle man nicht mehr ver-
langen als man durchsetzen könne. Allerdings hat er diese Selbst-
bescheidung gelegentlich wie in den Bündnisverhandlungen mit
Hessen-Kassel durchbrochen, aber erst seit jenem Siege über Tilly,
darf man behaupten, nahm er die Restitution aller evangelischen
Stände als feststehende Forderung in sein Programm auf.1 * * * * 6
Aber damit war es für ihn noch nicht abgethan. Es ist
darauf hingewiesen, wie er eine Versöhnung zwischen den Gegen-
sätzen in Deutschland nicht für möglich hielt, wie er sich darum
auch für die Zeit nach dem Frieden eine unmittelbare Einwirkung
auf den Gang der Dinge dort offen halten wollte. In diesem
Sinne hatte er sich bereits in dem Bündnisse, das er mit Herzog
Bogislav schloss, als Garant für die Integrität Pommerns gegen
Uebergriffe von kaiserlicher und katholischer Seite anerkennen
lassen. Dieses Verhältnis unternahm er jetzt auch auf die nieder-
sächsischen Stände auszudehnen. Der Bündnisentwurf, den er
bereits ratifiziert den Mecklenburger Herzögen zusandte und den
1 Vgl. das Reichsratsprotokoll d. d. 14. Mai 1630 (a. a. 0. II p. 3), das
Bündnis Wilhelms von Weimar p. 32 f. und 39, Gustav Adolf an den Reichs-
rat d. d. 10. Jan. 1632 (Arkiv I No. 408), den Bericht der braunschweigischen
Gesandten an Herzog Friedrich Ulrich d. d. 11. Fehr. 1632 (Decken H No. 83)
und den Discursus regius (bei Droysen im Archiv für sächs. Gesch. N. F. B.
6 p. 245.)