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Hoeck, Karl
Kreta: ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung dieser Insel, von den ältesten Zeiten bis auf die Römer-Herrschaft (2. Band) — Göttingen: bey Carl Eduard Rosenbusch (Eigentümer Wilhelm Lauffer in Leipzig), 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.62499#0041
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V o r r e cl e.

XXXVII

wir, dass schon damalds mancher für schein-
heilige Frömmeley hielt der Pythagoreischen
Orphiker strenge Lebensweise. Entartung des
reinen Orphischen Wesens im Einzelnen mag im-
merhin sehr früh fallen. Allein solche Entartung
nun für das eigentlichste Wesen des Orphi-
kerbundes zu halten; die späteren Orpheotele-
sten zur Entwerfung eines allgemeinen Bildes
der altern Orphiker zu benutzen, heisst eben
so unkritisch als ungerecht versahren. Hat sich
Voss je die Mühe genommen, die Nachrichten
über das Orphische Leben unbefangen zu prü-
sen? und hat er auf die Uebeinstimmung man-
cher Orphischen Sätze mit der religiösen My-
thik Pindars, wie sie namentlich in den Frag-
menten vorliegt, geachtet? Unmöglich! er würde
sonst etwas zurückhaltender mit seinen Schmä-
hungen gewesen seyn,
Beym Studium der alten Religionen, ihre
Schattenseite nicht zu vernachlässigen, gebie-
thet dem Historiker die Wahrheit. Jedoch die
Schattenseite des Hellenischen Priesterthums,
ist eben auch nur Eine Seite desselben; diese
nicht allein hervor zu heben, und zum allge-
meinen Bilde desselben zu erheben, verbiethet
die Gerechtigkeit. W ahrheit in vielem Einzel-
 
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