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Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0111
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IV. Zur Technik der Bauausführung.

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ungeeignet ist, dafür verwenden konnte. Und da andere Bauhölzer von der nötigen Länge
in Ägypten nicht häufig sind1, so mag man wohl ausländisches Holz dazu gebraucht
haben1 2 3. Auf jeden Fall war ein derartiges Gerüst aber eine teure Konstruktion, woraus
sich seine seltene Verwendung erklärt.

Abb. 70. Das Aufrichten der Kolossalstatuen im Statuenhof mit Hilfe der abgebundenen Rüstung,

schematisch gezeichnet.

Wir konnten Holzgerüste mit mehr oder minderer Sicherheit außerdem noch nachweisen
am Ausgang zum Pyramidenhof (a—b, 2), in dem Umgang um den Statuenhof an mehreren
Stellen, meistens den Durchgängen gegenüber, und endlich an den Außenseiten des Tempels
(a, 10—11 und f, 9—11). Während die beiden erstgenannten in die Zeit der Erbauung des
Tempels zu setzen sind, könnten die letztgenannten auch vom Abbruch herrühren (vergl.
S. 2 6 f.).

5. Bohren von Gestein. Den alten Ägyptern waren zwei Arten von Gesteinsbohrern
bekannt, der mit steinernem Bohrkopf und der mit röhrenförmiger Bohrkrone oder Zylinderbohrer.

a) Der erstere besteht aus einem harten Stein (soweit mir bekannt ist, immer
Sandstein), welcher mit einer hölzernen, gabelförmig endenden Kurbel gefaßt und gedreht
wird. Ein gleichmäßiger Druck wird durch oben angehängte Steingewichte erzielt. Solche
Bohrer und Bohrsteine sind von Borchardt bereits früher abgebildet und beschrieben worden3.
Ein mit solchem Steinbohrer hergestelltes Loch ist in Abb. 29, a und b zu sehen. Bei Aus-
höhlung von Steingefäßen ist dieser Bohrer der übliche.

b) Viel vollkommener ist der Zylinderbohrer. Proben seiner Wirkungsweise sind in
Abb. 30, c und d und auf Blatt XIV gegeben4. Hauptsächlich kommt er bei harten Gesteinsarten
zur Anwendung. Wir fanden Spuren von ihm in Alabaster, rotbraunem, hartem Sandstein,
rotbuntem Granit, schwarzem Basalt und Amphibolit5. Der technische Vorgang war folgender:

1) Es käme in Betracht das Holz der Acacia nilotica, s. Nefer-ir-ke-re S. 43.

2) Auf dem Palermostein wird berichtet, daß Snefru 40 Schiffe voll Zedernstämme vom Libanon beschafft habe.

3) ÄZ. 35 (1897) S. 107, Ne-user-re, S. 143. 4) Desgl. Sahu-re I. S. 37, Abb. 33.

5) S. 44 Anm.
 
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