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Hölscher, Tonio
Herrschaft und Lebensalter: Alexander der Grosse ; politisches Image und anthropologisches Modell — Basel: Schwabe, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.48038#0010
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wo trotz allen sozialen Schichtungen eine grundsätzliche
politische Gleichheit unter den Mitgliedern der Gemein-
schaft oder zumindest ihrer führenden Schichten herrschte,
und wo es darum kaum feste Strukturen der Macht gab, die
die dauerhafte Stellung von Staatsmännern und Herrschern
sicherten, war charismatisches Auftreten von höchster Be-
deutung. Hier kam außerordentlich viel auf persönliche
Qualitäten an: auf die Kraft und den Witz des Geistes und
des Wortes - aber eben auch auf die visuelle Erscheinung
und das Auftreten der Person.

2. Bildnis und Person
Die visuelle Wirkung historischer Personen ist nicht mehr in
unmittelbarer Präsenz wiederzugewinnen. Was wir über das
Aussehen Alexanders des Großen wissen, stammt zum einen
aus versprengten Schriftzeugnissen3: Sie lassen etwas von
dem überwältigenden Eindruck seiner Erscheinung ahnen,
nennen auch einige Motive seiner Gestalt und seines Auf-
tretens, bleiben aber verbal und darum unanschaulich.
Daneben ist eine immense Zahl von Bildnissen Alexanders
erhalten (Abb. 4-12): lebensgroße Köpfe aus Marmor und
Bronze, Darstellungen in Malerei und Mosaik, in kleinen
Statuetten, in Gemmen, Münzen, Medaillons und anderen
Gattungen, aus allen Teilen der antiken Welt, von seinen
Lebzeiten bis in die Spätantike. Wer diese ganze bildliche
Überlieferung durchmustert, wird es schwer haben, ein
<authentisches> Bild Alexanders zu erkennen. Was ist aus
solchen Bildnissen für das Verständnis Alexanders zu ge-
winnen?

3 Gesammelt und (ins Englische) übersetzt bei Stewart, Faces 341-359.
 
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