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Hoppe, Stephan
Die funktionale und räumliche Struktur des frühen Schloßbaus in Mitteldeutschland: untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570 — Köln: Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.69717#0023
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Inventarverzeichnisse und Pläne

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B. Inventarverzeichnisse und Pläne des 16. und 17. Jahr-
hunderts als Quellen für die funktionale und räumliche
Struktur landesherrlicher Schloßbauten
Im 15. Jahrhundert und besonders im Laufe des 16. Jahrhundert wurden im
Zuge der intensivierten landesherrlichen Verwaltungstätigkeit immer mehr
Hausratsverzeichnisse bzw. Inventare von einzelnen Schloßbauten aufge-
nommen und durch die umfassendere Archivierungstätigkeit überliefert.4'
Zu Anfang waren diese Inventare ihrem juristischen Charakter entsprechend
reine Auflistungen der in den Bauten vorgefundenen Möbel und anderer
Ausstattungsstücke. Sobald die Inventare aber nicht nur nach Sachgruppen,4
sondern nach einzelnen Räumen gegliedert wurden und sobald einzelne
Raumbezeichnungen mehr oder weniger spezifisch in den Überschriften auf-
tauchen, stellen sie eine wichtige Quelle für die Architekturgeschichte dar.
Allerdings lassen sich diese Inventare älteren Typs in der Regel nicht unmit-
telbar mit dem heutigen, bestenfalls fragmentarisch erhaltenen, Baubestand in
Beziehung setzen, da kaum raumfeste Details erwähnt werden. Außerdem
war es üblich, leerstehende Räume völlig zu übergehen und manchmal wurde
das Inventar zweier funktional zusammenhängender Räume wie Wohnstube
und Schlafkammer unter einer Überschrift aufgelistet. So wurden z. B. im
Wittenberger Schloßinventar von 1539 im Dachgeschoß verschiedene zwei-

VgL Andermann, Kurt: Die Inventare der bischöflich speyerischen Burgen und Schlös-
ser von 1464/65. In: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 85 (1987), S. 133 -
176. Dort ein kurzer Forschungsüberblick über die Auswertung von mittelalterlichen
Inventaren im Rahmen der Sachkulturforschung (nicht der Bauforschung!)
(S. 133 - 135).
Von der Quellengattung sind erst verhältnismäßig wenige Beispiele ediert worden.
Siehe aber z. B. Zingerle, Oswald von: Mittelalterliche Inventare aus Tirol und Voral-
berg. Innsbruck 1909, Andermann 1987, Wirtler 1987, Herrmann, Christofer: Die Deu-
emburg (Burg Maus) bei Wellmich nach einem Inventar von 1578. In: Nassauische
Annalen 104 (1993), S. 105 - 116, Wendt, Antje: Schloß Reinbek. Neumünster 1994,
Borggrefe 1994 und Kiesler 1996. In der Regel handelt es sich bei den abgedruckten
Exemplaren um verhältnismäßig kurze Texte, die kaum auf immobile Details eingehen.
Früher wurden sie hauptsächlich als Quellen für die ehemalige Ausstattung der Räume
ausgewertet, weniger in bezug auf Binnengrundrisse und Raumzusammenhänge. Dieses
ist ohne weitere Informationen zu den jeweiligen Bauobjekten auch kaum möglich (als
Beispiel: Zingerle, Oswald von: Die Einrichtung der Wohnräume tirolischer Herren-
häuser im 15. Jahrhundert. In: Zeitschrift des Ferdinandeums HI/49 (1905), S. 265 - 300
und ebenfalls Wirtler 1987).
Dies ist die älteste Praxis des 14. bis 16. Jahrhunderts gewesen, die später dann seltener
zu beobachten ist, aber natürlich nicht obsolet geworden war.
 
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