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Hotho, Heinrich Gustav
Vorstudien für Leben und Kunst — Stuttgart, Tübingen: Cotta, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.47017#0107
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enthalten und darstellen soll. Sie allein bedarf zu ih-
rem Ausdruck bestimmtere Individuen. Und den-
noch sind auch diese jetzt inTamino, Papageno
und Pamina mehr Repräsentanten als volle Cha-
raktere.
Die Macht der Innigkeit und Naturunschuld des
Gemüths und seiner Töne sind in Tamino und Papa-
geno der Zauber, der alle Gefahren besiegt, die Natur
überwindet, zum Mitgefühl zähmt und jede rohere Lei-
denschaft zu schuldloser Freude bändigt. Doch zu dem
wahren Ziele vermag diese Innigkeit und Unschuld nur
zu gelangen, nachdem sie die volle Kraft des Ernstes in
sich ausgenommen und durch mannichfaltige Prüfungen
mit sich in Einklang gebracht hat. Und gleichfalls recht
in Mozart'scher Art behält die Innigkeit als ihren ge-
maßesten Inhalt die Empfindung reiner Liebe, wie
sie Paminen und ihren kühnen Geliebten beseelt. Doch
auch dießmal wiederum in neuer Weise. In Figaro
und eo8l ksn rmw ward jede Schuld ohne ernste innere
Reinigung leicht ausgelöscht, im Don Juan hatte die
sittliche Reinheit den schmerzlichen Kampf gegen den
tausendfältigen Frevler zu bestehen, doch ihre tragischen
Schmerzen wurden ihr durch keine beseligende Befrie-
digung vergütet. Tamino aber genießt nach harter
Prüfung in den Armen der Geliebten eines Glückes,
das Beide um so reiner entzückt, je würdiger sie des-
selben geworden sind.
In dieser Werse, ich wiederhole es absichtlich noch
einmal, scheidet und verallgemeinert sich dasjenige zu
 
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