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Hotho, Heinrich Gustav
Vorstudien für Leben und Kunst — Stuttgart, Tübingen: Cotta, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.47017#0195
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Iw eile Abt Heilung

Die sonnigen Frühlingstage behielten ihre Heiterkeit,
ich aber sollte die meinige durch ein erst lockendes dann
plötzlich tragisches Lebenszwischenspiel wer weiß auf wie
lange verlieren. Heiterkeit, Jugendmuth, der Trieb
des Wissens, der freie Blick auf die offene Welt, alles
war hin. Umsonst suchte ich mich zu klugem Gespräch,
zu tiefen Untersuchungen, zu kühnen Scherzen zu er-
mannen; jede Anstrengung mich wiederzufinden, mir
die Kraft, mich der Kraft der Vernunft wiederzugeben,
war verschwendet. Der meergrüne Rhein, der unter
uns herfloß, entlockte mir keinen frohen Blick, die
scharfe Untersuchungskalte der französischen Douaniers
zerstreute mich nicht, gleichgültig fuhr ich in Straßburg
ein, ich mochte nicht reden, nicht reden hören, und
war nur erst froh, als ich die Vorhänge des Bettes
fest zuziehen konnte, um durch den tiefsten Schlaf auch
einen Schmerz in ewige Vergessenheit zu versenken, der
mir unerträglich zu werden begann. Doch um nichts
gebessert stand ich am nächsten Morgen auf. Innerlich
todt ging ich, die Paßgeschäfte abzumachen, stumpfsin-
nig lief ich an den besten Bildern der Gemäldegalerie,
 
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