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Hotho, Heinrich Gustav
Vorstudien für Leben und Kunst — Stuttgart, Tübingen: Cotta, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.47017#0298
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den kam, ward mir zu Muthe, als hatte ich dem ei-
gentlichen Mutterlande meines Glücks auf immer ein
Lebewohl zu sagen. — Die letzten trüben Trennungs-
stunden brachte ich in Dover zu. Wir waren Abends
nach einer glücklichen Fahrt von London angekommeu,
und sogleich, um nur allein zu seyn, lief ich spat noch
durch die sonntägliche Stille der Straßen dem Gestade
zu, und blickte auf das leichtgekräuselts Meer. Das
Castell auf seinen weißen Kreidefelsen schimmerte bleich
und traurig durch den Nachtschleier, der Nebel hüllte
Himmel und See in farbloses Grau, und ein feuchter
Herbstwind strich über die leise heranrauschende Flache
hin. Da stellte ich mir noch einmal lebendig den grü-
nen Garten vor, den wir heute durchfahren hatten,
die gewölbten Rasenhügel, mit reichen Viehheerden
und dunkeln, sanftgerundeten Daumgruppen, die städ-
tischen Dörfer, die lauten Städte und in der Ferne
die sonnenbegläuzte Themse, die segelnden Schiffe,
die blauen Streifen der Küste und das unermeßliche
Meer. Dann drängte sich mir die Erinnerung an
Oxford auf, an dieses gelehrte anglicanische Kloster
und architektonische Mittelalter der heutigen englischen
Wissenschaft, von Philosophie eben so abgeschlossen
als von allem Brodstudium und Verkehr mit dem Ge-
treide der bürgerlichen Thätigkeit. Zuletzt wogten mir
die Bilder von London vorüber; noch einmal sah ich
zu Wasser und zu Lande, auf dem Strom in den
Häfen, am Ufer und.in den Straßen das Gewim-
mel der Schiffe und Boote, das Gewühl des Handels,
 
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