MÉLANGES HULIN DE LOO
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Dieses Madonnentüchlein ist bis anf einige kleine
Absprengungen der Farbe sehr gut erlialten. Im XVII.
oder XVIII. Jahrhundert war es anf ein Brett aufgezogen
worden. Durch das Sichansdehnen des Holzes sind an
verschiedenen Stellen Risse entstanden. 1928 bat der Res-
taurator Karl Prokscli anf das Vorsicbtigste das Holz
von der Leinwand abgebobelt nnd abgefeilt nnd das nach
mühevollster Arbeit freigelegte Bildchen anf dicke, dnrch
einen Holzrost geschützte Pappe anfgezogen; als Klebe-
material diente ein Kleister, ahndich in der Zusammen-
setznng dem, den Bchuhmacher zur Herstellnng feiner
Leinwandschnhe benützen.
Unbedingt von derselben Hand wie dieser Wiener Tüch-
lein ist ein zweites, etwas kleineres, das sicb jetzt in der
Sammlnng Schloss Rohoncz (fig. 2) befindet nnd aus
dem Franenldoster Altmiinster stammt. Ancli hier ist die
Halbfigur der Mnttergottes, die sich von einem rotpnnk-
tierten Goldgrnnd abhebt, von einer goldenen Umrahmnng
umgeben. Diese Umrahmung ist aber viel einfacher gehal-
ten nnd enthalt lediglicb eine Inschrift mit einem Hymnns
anf Maria. Ber Strablenkranz des Wiener Tüchleins ist
hier dnrch gefiammte Znngen ersetzt.Farbengebung,Typus
und Haarbehandlnng sind anf beiden Madonnenbildchen
fast identisch. Das Münchener Tnchlein scheint mir das
beste Exemplar einer Ivomposition zn sein, von der noch
zwei andere Tüchlein im Louvre nnd im Bukingham Palace
bekannt sind. Aile drei Bilder weisen die gleiche Inschrift
anf, die beiden im Louvre nnd im Bukingham Palace stim-
men ganz untereinander iiberein, das feinere in München
zeigt eine etwas veranderte Haltnng nnd Lage von Kopf
nnd Arm des Christkindes.
Wenn wir nach weiteren verwandten Tüchlein suchen,
so ist vor allem die Madonna mit der Nelke (3) im Wallraf-
Richartz-Mnsenm zn Koln zu nennen. Trotz grosser Ver-
wandtschaft in verschiedenen Einzelheiten ist das Kolner
Bild, das dem Brügger Knnstkreis nahesteht, schlanker
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Dieses Madonnentüchlein ist bis anf einige kleine
Absprengungen der Farbe sehr gut erlialten. Im XVII.
oder XVIII. Jahrhundert war es anf ein Brett aufgezogen
worden. Durch das Sichansdehnen des Holzes sind an
verschiedenen Stellen Risse entstanden. 1928 bat der Res-
taurator Karl Prokscli anf das Vorsicbtigste das Holz
von der Leinwand abgebobelt nnd abgefeilt nnd das nach
mühevollster Arbeit freigelegte Bildchen anf dicke, dnrch
einen Holzrost geschützte Pappe anfgezogen; als Klebe-
material diente ein Kleister, ahndich in der Zusammen-
setznng dem, den Bchuhmacher zur Herstellnng feiner
Leinwandschnhe benützen.
Unbedingt von derselben Hand wie dieser Wiener Tüch-
lein ist ein zweites, etwas kleineres, das sicb jetzt in der
Sammlnng Schloss Rohoncz (fig. 2) befindet nnd aus
dem Franenldoster Altmiinster stammt. Ancli hier ist die
Halbfigur der Mnttergottes, die sich von einem rotpnnk-
tierten Goldgrnnd abhebt, von einer goldenen Umrahmnng
umgeben. Diese Umrahmung ist aber viel einfacher gehal-
ten nnd enthalt lediglicb eine Inschrift mit einem Hymnns
anf Maria. Ber Strablenkranz des Wiener Tüchleins ist
hier dnrch gefiammte Znngen ersetzt.Farbengebung,Typus
und Haarbehandlnng sind anf beiden Madonnenbildchen
fast identisch. Das Münchener Tnchlein scheint mir das
beste Exemplar einer Ivomposition zn sein, von der noch
zwei andere Tüchlein im Louvre nnd im Bukingham Palace
bekannt sind. Aile drei Bilder weisen die gleiche Inschrift
anf, die beiden im Louvre nnd im Bukingham Palace stim-
men ganz untereinander iiberein, das feinere in München
zeigt eine etwas veranderte Haltnng nnd Lage von Kopf
nnd Arm des Christkindes.
Wenn wir nach weiteren verwandten Tüchlein suchen,
so ist vor allem die Madonna mit der Nelke (3) im Wallraf-
Richartz-Mnsenm zn Koln zu nennen. Trotz grosser Ver-
wandtschaft in verschiedenen Einzelheiten ist das Kolner
Bild, das dem Brügger Knnstkreis nahesteht, schlanker