FORSCHUNGSGESCHICHTLICHE EINFÜHRUNG
Die vor- und frühgeschichtlichen Bodenfunde
im Stadt- und Landkreise Straubing erfahren
zum ersten Male Beachtung und Betreuung
durch Hauptmann Eduard Wimmer, den spä-
teren Vorstand des Armeemuseums in Mün-
chen, der 1880 das Straubinger Museum grün-
dete und ihm bis 1885 vorsteht. Schon in die-
ser kurzen Zeit gelingt es ihm, auch einige
Funde der frühen Bronzezeit aus dem Kreis-
gebiet, unter ihnen das Salchinger Ringbarren-
depot, für die junge Sammlung zu erwerben.
In den folgenden Jahren wächst und verbreitet
sich das Interesse der Bürgerschaft an heimat-
geschichtlichen Forschungen laufend, so daß
es im Jahre 1898 durch Dr. Ortner zur Grün-
dung des Flistorischen Vereins für Straubing
und Umgebung kommt. In ihm widmen sich
vor allem Rektor Monschein, Staatsanwalt Th.
Groll, Dr. Ortner und Oberlandesgerichtsrat
Fr. Ebner der Betreuung der Vorzeitfunde. Von
Dr. Ortner wird das bekannte Hockergräber-
feld aus der Ziegelei Ortler ausgegraben und
dem Eifer Fr. Ebners, der von 1909 bis zum
Jahre 1921 dem Verein vorsteht, gelingt es in
den folgenden Jahren, mehrere wichtige Fund-
stellen der Frühbronzezeit im Straubinger Ge-
biet zu entdecken. Er birgt bei Untersuchung
des neolithischen Siedlungsplatzes bei Lerchen-
haid, am Westrande der Stadt, auch Früh-
bronzezeitkeramik. Aber auch einige der in
der Folgezeit und z. T. noch heute sehr ergie-
bigen Siedlungsstellen der Frühbronzezeit wer-
den erstmals erkannt und die meist im Zie-
geleibetrieb anfallenden Scherben für das Mu-
seum gerettet. So kennt man u. a. schon vor
dem ersten Weltkrieg die Fundstellen aus den
Ziegeleien Ortler, Mayr, Dendl und Jungmeier
(Regensburger Straße). Damals werden auch
vom Ostenfeld die ersten Streufunde geborgen,
von der Villa Grieb an der Passauer Straße
und aus Altenbuch, Ldkr. Landau a. I. gelan-
gen Scherben der frühen Bronzezeit ins Mu-
seum. Auch die in späteren Jahren so wichtige
Ziegelei Jungmeier an der Landshuter Straße
lieferte in jener Zeit bereits ihren ersten
Grab- und Siedlungsfund. Von der gleichen
Fundstelle gelangt 1908 das große Barrenring-
depot ins Museum, und 1914 gelingt es, einen
Teil des Spangenbarrendepots von Loham,
Ldkr. Bogen für das Museum zu erwerben.
Ein Teil dieser Funde wird in den Jahres-
berichten des Historischen Vereins für Strau-
bing und Umgebung angezeigt und beschrie-
ben, und wird 1916 durch G. Behrens in seiner
Bronzezeit Süddeutschlands erstmals über die
Grenzen der Landschaft hinaus der Forschung
bekannt gemacht. Als Franz Ebner 1921 als
erster Staatsanwalt nach Schweinfurt abberu-
fen wird, übernimmt Oberstudienrat Dr. Josef
Keim den Vorstand des Historischen Vereins,
und 1924 auch die Leitung des Museums. Seit
1912 hatte er seine fruchtbare Forschungs-
arbeit hauptsächlich stadthistorischen Proble-
men gewidmet. Nun wandte er sich mehr und
mehr der Erforschung der Vor- und Frühge-
schichte des Gäubodens zu. Besaß damals das
Museum schon recht beachtliche Funde der
frühen Bronzezeit, so gelang es in der Folge-
zeit dem unermüdlichen Eifer J. Keims, dieses
Material nicht nur an Menge, sondern auch
an Bedeutung der Funde zu vervielfachen. Er
barg nicht nur fast alle der in unserem Kata-
log vorgelegten Gräber der Glockenbecherkul-
tur, er konnte auch dem ersten Straubinger
Hockergräberfeld der frühen Bronzezeit ein
zweites hinzufügen. Daneben gelangten unter
ihm die bedeutenden Gräber vom Alburger
Hochweg in Straubing und von Schambach ins
Museum. Die Forschung verdankt J. Keim eine
Fülle von Siedlungsmaterial aus Ziegeleien und
Gruben nicht nur des Stadtgebietes Straubing,
sondern aus dem ganzen Kreisgebiet, und er
unterbrach diese aufopferungsvolle Sammel-
und Bergungstätigkeit auch nicht, als die Grä-
ber des zweiten Straubinger Hockergräberfel-
des im harten Frost des Winters 1941/42 aus
dem metertief gefrorenen Löß der Ziegelei
Jungmeier geborgen werden mußten, und als
die Untersuchung der Siedlungsgruben in der
furchtbaren Endphase des letzten Krieges nur
noch in Pausen zwischen Bombenangriffen
möglich war. Daneben hielt er alle Fund-
beobachtungen und Bergungen in kurzen No-
tizen fest. Diese Notizbücher, in Verbindung
mit denen Fr. Ebners, bilden die wertvolle
Voraussetzung für den hier vorgelegten Kata-
log. J. Keim gab darüber hinaus die Neufunde
in den Jahresberichten des Historischen Ver-
eins für Straubing und Umgebung bekannt,
und viele der Funde wurden auch in den
Fundberichten der Bayerischen Vorgeschichts-
blätter und in der Germania angezeigt. Das
von J. Keim in mühevoller Arbeit angelegte
Inventar der Sammlung, in dem die reichen
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Die vor- und frühgeschichtlichen Bodenfunde
im Stadt- und Landkreise Straubing erfahren
zum ersten Male Beachtung und Betreuung
durch Hauptmann Eduard Wimmer, den spä-
teren Vorstand des Armeemuseums in Mün-
chen, der 1880 das Straubinger Museum grün-
dete und ihm bis 1885 vorsteht. Schon in die-
ser kurzen Zeit gelingt es ihm, auch einige
Funde der frühen Bronzezeit aus dem Kreis-
gebiet, unter ihnen das Salchinger Ringbarren-
depot, für die junge Sammlung zu erwerben.
In den folgenden Jahren wächst und verbreitet
sich das Interesse der Bürgerschaft an heimat-
geschichtlichen Forschungen laufend, so daß
es im Jahre 1898 durch Dr. Ortner zur Grün-
dung des Flistorischen Vereins für Straubing
und Umgebung kommt. In ihm widmen sich
vor allem Rektor Monschein, Staatsanwalt Th.
Groll, Dr. Ortner und Oberlandesgerichtsrat
Fr. Ebner der Betreuung der Vorzeitfunde. Von
Dr. Ortner wird das bekannte Hockergräber-
feld aus der Ziegelei Ortler ausgegraben und
dem Eifer Fr. Ebners, der von 1909 bis zum
Jahre 1921 dem Verein vorsteht, gelingt es in
den folgenden Jahren, mehrere wichtige Fund-
stellen der Frühbronzezeit im Straubinger Ge-
biet zu entdecken. Er birgt bei Untersuchung
des neolithischen Siedlungsplatzes bei Lerchen-
haid, am Westrande der Stadt, auch Früh-
bronzezeitkeramik. Aber auch einige der in
der Folgezeit und z. T. noch heute sehr ergie-
bigen Siedlungsstellen der Frühbronzezeit wer-
den erstmals erkannt und die meist im Zie-
geleibetrieb anfallenden Scherben für das Mu-
seum gerettet. So kennt man u. a. schon vor
dem ersten Weltkrieg die Fundstellen aus den
Ziegeleien Ortler, Mayr, Dendl und Jungmeier
(Regensburger Straße). Damals werden auch
vom Ostenfeld die ersten Streufunde geborgen,
von der Villa Grieb an der Passauer Straße
und aus Altenbuch, Ldkr. Landau a. I. gelan-
gen Scherben der frühen Bronzezeit ins Mu-
seum. Auch die in späteren Jahren so wichtige
Ziegelei Jungmeier an der Landshuter Straße
lieferte in jener Zeit bereits ihren ersten
Grab- und Siedlungsfund. Von der gleichen
Fundstelle gelangt 1908 das große Barrenring-
depot ins Museum, und 1914 gelingt es, einen
Teil des Spangenbarrendepots von Loham,
Ldkr. Bogen für das Museum zu erwerben.
Ein Teil dieser Funde wird in den Jahres-
berichten des Historischen Vereins für Strau-
bing und Umgebung angezeigt und beschrie-
ben, und wird 1916 durch G. Behrens in seiner
Bronzezeit Süddeutschlands erstmals über die
Grenzen der Landschaft hinaus der Forschung
bekannt gemacht. Als Franz Ebner 1921 als
erster Staatsanwalt nach Schweinfurt abberu-
fen wird, übernimmt Oberstudienrat Dr. Josef
Keim den Vorstand des Historischen Vereins,
und 1924 auch die Leitung des Museums. Seit
1912 hatte er seine fruchtbare Forschungs-
arbeit hauptsächlich stadthistorischen Proble-
men gewidmet. Nun wandte er sich mehr und
mehr der Erforschung der Vor- und Frühge-
schichte des Gäubodens zu. Besaß damals das
Museum schon recht beachtliche Funde der
frühen Bronzezeit, so gelang es in der Folge-
zeit dem unermüdlichen Eifer J. Keims, dieses
Material nicht nur an Menge, sondern auch
an Bedeutung der Funde zu vervielfachen. Er
barg nicht nur fast alle der in unserem Kata-
log vorgelegten Gräber der Glockenbecherkul-
tur, er konnte auch dem ersten Straubinger
Hockergräberfeld der frühen Bronzezeit ein
zweites hinzufügen. Daneben gelangten unter
ihm die bedeutenden Gräber vom Alburger
Hochweg in Straubing und von Schambach ins
Museum. Die Forschung verdankt J. Keim eine
Fülle von Siedlungsmaterial aus Ziegeleien und
Gruben nicht nur des Stadtgebietes Straubing,
sondern aus dem ganzen Kreisgebiet, und er
unterbrach diese aufopferungsvolle Sammel-
und Bergungstätigkeit auch nicht, als die Grä-
ber des zweiten Straubinger Hockergräberfel-
des im harten Frost des Winters 1941/42 aus
dem metertief gefrorenen Löß der Ziegelei
Jungmeier geborgen werden mußten, und als
die Untersuchung der Siedlungsgruben in der
furchtbaren Endphase des letzten Krieges nur
noch in Pausen zwischen Bombenangriffen
möglich war. Daneben hielt er alle Fund-
beobachtungen und Bergungen in kurzen No-
tizen fest. Diese Notizbücher, in Verbindung
mit denen Fr. Ebners, bilden die wertvolle
Voraussetzung für den hier vorgelegten Kata-
log. J. Keim gab darüber hinaus die Neufunde
in den Jahresberichten des Historischen Ver-
eins für Straubing und Umgebung bekannt,
und viele der Funde wurden auch in den
Fundberichten der Bayerischen Vorgeschichts-
blätter und in der Germania angezeigt. Das
von J. Keim in mühevoller Arbeit angelegte
Inventar der Sammlung, in dem die reichen
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