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Die Glasierung und Bemalung
der Gefäße.
Glasur.
Herkunft.
Der tiefschwarze Glanzüberzug der antiken Gefäße, der
am besten mit Glasur bezeichnet wird1), ist keine einmalige
Erfindung. Seine Anfänge reichen nicht nur in die kretisch-
mykenische Kultur zurück, sondern sie sind schon in jenen
primitiven Tonschmelzfarben zu sehen, die zur Ornamen-
tierung neolithischer Keramikgattungen gedient haben2}. Die
Zusammensetzung der Glasur, das Rezept ihrer Herstellung,
war aber erst im Laufe der Jahrhunderte, die der Blütezeit der
attischen Keramik vorangingen, vervollkommnet worden. In
Attika ist an den frühen Dipylongefäßen die Verwandtschaft
der hier verwendeten, meist mattglänzenden, schwarz bis hell-
braunen Glasur mit der der vorausgehenden mykenischen
Gattungen noch ganz deutlich 3). Vom Frühattischen bis zum
Spätschwarzfigurigen ist die zunehmende Verbesserung der
Glasur zu verfolgen, besonders von der Zeit der Netosam-
phora bis zur Francois-Vase. Immerhin fehlt hier noch der tiefe
Hochglanz, der die schwarzfigurigen Gefäße aus der Zeit
nach der Francois-Vase auszuzeichnen beginnt; auf dieser
selbst ist der Auftrag der Glasur noch ein recht unregel-
mäßiger4). Aber noch vor Beginn der rotfigurigen Technik
hat die Glasur an den besten Stücken eine Vollkommenheit
erreicht, die auch später nicht mehr übertroffen wird.
Eigenschaften.
Die gute gebrannte Glasur besitzt etwa den Härtegrad
von Feldspat (H6) und ist vollkommen wasserundurchlässig
und säurefest0). Im Gegensatz zu den heute verwendeten
b Eine treffendere Bezeichnung ist einstweilen, bei der Unkenntnis
über die genauere Zusammensetzung, nicht zu geben; doch wird „Glasur"
noch am genauesten der Eigentümlichkeit des Ueberzugs gerecht, der
gar nichts zu tun hat mit dem ja verbrennbaren „Firnis. Vgl. Riezler,
Weißgrund. Lekythen S. 47 und die auch für die griechische Glasur
gültige Bemerkung v. Oelmann in Materialien z. röm.-germ. Keramik I
(Ker. d. Käst. Niederbieber) S. 3. Anm. 10.
2) Dazu ist schon, um ein Beispiel zu nennen, zu rechnen die Be-
malung der steinzeitlichen Keramik in Thessalien (vgl. die färb. Abb.
bei Wace and Thompson Prehistoric Thessaly), Vgl. auch Graef V. v.
d. A. I. S. 2 unten. Keramische Farben verwandter Art sind auch in
fremden Kulturkreisen bekannt, wie z. B. an mexikanischen und peruanischen
Töpfereien. Hierzu vgL auch Durand-Greville, RA. 1891 p. 112).
3) Vgl. Graef, V. v. d. A. I. S. 4f; Buschor griech Vasenmalerei S. 16ff.
4) Vgl F. R. V. I S. 62 unten.
6) Wiederholte ergebnislose Versuche mit Salz- und Schwefelsäure
die Glasur anzugreifen, bestätigten mir die schon von A. Brogniart
(Traitelp. 551 f.) gemachte Beobachtung ihrer Säuerefestigkeit.

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