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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 6): Gigantomachie auf einer Vase aus Altamura — Halle, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.5993#0005
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2x£U>ai x).6vov Tiyavttov.

Die Findung und die Bergung des pergamenischen Gigantenfrieses haben aufs Neue den
Blick auf die Darstellungen gewiesen, welche uns aus der klassischen Kunst vom Kampf der
Olympier gegen die Giganten geblieben sind — Darstellungen, ebenso zahlreich als anziehend,
aber fast alle der Kleinkunst, dem Kunsthandwerk zugehörig und an Werth Grösse Phantasie
oder Vollendung nur Pygmaeen gegen jenen Riesenfries, der um Cl. 150 (180 vor Chr. Geb.) in
Pergamon gearbeitet wurde. Die Hauptmenge dieser kleinen Kunstwerke bilden auch hier be-
malte Vasen, welche sowol im älteren als im jüngeren Styl bald nur Einzelkämpfe, bald auch
Gesammtdarstellungen des gewaltigen Kampfes zur Anschauung bringen. Zu den letzteren Dar-
stellungen, welche eingehend zuletzt Overbeck besprochen und in Abbildungen zusammengestellt
hat1, vermag ich ein Vasenbild hinzuzufügen, das, bisher ungebührlich vernachlässigt, in mehr
als einer Hinsicht bekannt zu werden verdient und eine würdige Gabe zur Feier des Winckel-
mannstages ist.

Die rothfigurige Gigantomachie, deren Bild auf der beigegebenen Tafel zum ersten Mal
veröffentlicht wird, findet sich ringsum den Bauch eines grossen Kraters (Höhe 0,60; Durchmesser
1,45), der in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts bei Altamura, dem alten Lupatia, aus-
gegraben wurde und in den Besitz des bekannten Numismatikers G. Sambon in Neapel gelangte,
mit dessen gütiger Erlaubniss ich 1868 sowol eine genaue Beschreibung der Vase veröffentlichen
konnte (Bull, dell' Inst. 1869 p. 245—248) als auch die Bause nehmen durfte, welche der hier
mitgetheilten Lithographie ('/3 der Originalgrösse) zu Grunde liegt: jetzt ist die Vase durch Ales-
sandro Castellani's Vermittelung ins Brittische Museum gekommen.

Leider ist, wie ein Blick auf die Abbildung ergibt, der Bauch der" Vase nicht mehr voll-
ständig vorhanden, es fehlt ungefähr ein Drittel; dagegen sind Fuss Hals und Henkel des Ge-
fässes ganz erhalten. Nach Grösse und arehitectonischem Aufbaue der Form sowie nach Ver-
theilung des Ornaments2 und der figürlichen Darstellungen gehört die Gigantenvase von Altamura

1) OverbeckKirastmytli.il S. 339 ff. und Atlas zur Kunstmyth. Taf. IV ff.

2) A. S. Murray hat die Güte gehabt, meine Notizen nach dieser Richtung zu vervollständigen.

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