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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 12): Pariser Antiken — Halle, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.5999#0010
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mir2S (da das Gewaudstück nicht fallen kann)
durchaus kein zwingender Grund vorhanden zu
sein scheint, sowie ihr Thun dagegen, welches
"nicht wissend was die andere Hand thut', die
Einheit der Bewegung stört.

So diinkt mich die Ergänzung der hohen
Frau von Milo trotz allen eingehendsten Unter-
suchungen und beachtenswerthesten Vorschlägen
noch nicht gefunden2'1 und vielleicht bei dem
Fehlen von Wiederholungen, bei der Wahrschein-
lichkeit dass ein vorhandenes Original frei eopiert
und eigenartig einmal für die 'Apfelinsel' ver-
wendet worden, überhaupt nicht zu finden. Den-
noch will ich mit einem Ergänzuugsvorsehlage
nicht zurückhalten, den ich seit Jahren (d. h. seit
Erkcnntniss der Zugehörigkeit der Basisiuschrift)
bei mir herumtrage und der alle Forderungen
erfüllt, welche meiner Ueberzeugung nach gestellt
und erfüllt werden müssen. Neben der Göttin,
zu ihrer Einken. stand etwa ein Tropaion, auf
dessen oberem Ende die linke Hand mit dem
Apfel ruht; die ein wenig unter Brusthöhe ge-
hobene Rechte aber hält irgend ein Watfeustück
(zB. Schwert oder auch Eanzeuschaftj, welches
sie dem Waffenmal hinzufügen will und dem ihr
Blick gilt; um den Unterkörper hat sie, da beide
Hände unfrei sind, den Mantel geschlungen, wäh-
rend die Schönheit ihres Eeibes unverhüllt sich
darbietet. Aphrodite 'ein Tropaion aufrichtend' ist
zwar nicht allzu häutig nachzuweisen, aber doch
völlig griechischer Auffassung entsprechend. Ge-
wöhnlicher richtet Nike das Waffenmal auf: vgl.

2b) Ebenso Valentin Hohe Frau S. Wf; Henke a.a.O.
S. 195 und I97f; u. s. w.

2'J) Denn Furtwängler's Ergänzung, zugleich die letzte
die mir bekannt geworden (Koscher Myth. Lek. S. 415).
'in der erhobenen Linken den Apfel und mit der Rechten
das Gewand haltend', ist bei ilcr Haltung der Kracht ver-
fehlt, ganz abgesehen von der Haltung der rechten Hand,
von der Nichtberücksichtigung des Hasisloehes, u. s. w.

ausser der Darstellung auf der Balustrade des
Athene-Nike-Tempels zB. die Vasenbilder bei

| Tischbein IV 20 (= Inghirami VF. 164; Elite I

! 94) und bei Kekule Balustrade2 S. 8; die Münze
des Agathokles (Friedländer-Sallet Berl. Münzkab.2
VII 629; u. ö.); u. s. w.30 Aber hin und wieder
kommt doch auch die Alles besiegende Aphrodite
mit einem Tropaeum zur Seite vor: so zB. auf
einem Stoschischeu Carneol (Tölken III 452 —
Winckclmann 11 568; abg. und bespr. Müller-Wie-
seler DaK.3 II no. 272°), wo die Göttin sich gegen
eine Priaposherme lehnt, vor und an welcher die
Waffen11 des Ares und des Eros aufgestellt sind.
Sehr nah kommt gegenständlich meinem Er-
gänzungsvorschlage die vertieftgeschnittene Dar-
stellung eines in der Krim gefundenen Ring-
steines (abg. und bespr. Ant du Bosph. eimm.
XV und I ]). 107; darnach wiederholt oben
S. 3)32: Aphrodite, um den Unterkörper den
Mantel, in der Linken eine Lanze (mit Täuie am
Schaft) haltend, legt die erhobene rechte Hand
auf ein neben ihr stehendes WaffenmaL Hier-
her gehört auch noch die eine Darstellung des
Sarkophags aus Lykien in Athen: Aphrodite, in
Rückenansicht und unterwärts mit dem Mantel
bekleidet den die Linke vorn hält, stellt mit der
Rechten eine Lanze au ein Tropäon, zu dessen

' Füssen ein Jüngling die Keule des Herakles
zwischen Schilde niederlegt (Duhu Aroh. Matth.

| Athen 11 11: vgl. Sybel Athen. Sculpt. no. 2974).
Häutiger freilich ist die Vorstellung, dass die
Göttiu nur das eine oder das andere Waffenstück

30) Vgl. Verwandtes bei Heibig Unters, camp. Wand-
geiu. S. 314; Imhoof-Blumer Wien. Numism. Zeitsohr, III
(1->T1) S. 2S, Iii ff; Knapp Nike in Vasenmal. S. ö'.tf.

31) Ich bemerke gegen Wieseler a. a. ()., dass auch
mir, nach einem scharfen Abdruck zu artheilen, unter den
Füssen Aphrodite's eine 'Keule' zu liegen scheint; die Ab-
bildung in den Denkmälern ist in dem Punkt nicht genau.

32) Syrischer Granat; Arbeit sehr miissig; mehrfach
zersprungen; vgl. auch Bernoulli Aphr. S. ITH
 
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