KATALOG DER FARBIGEN FRESKO-FASSADEN IN FLORENZ UND PRATO
Die Fresken an Florentiner Kirchen und Hospitälern sind gesondert verzeichnet, s. Nr. 101 - 120. Über die Fresken an Stadttoren
s. Haupttext, Anmerkunng 3. Über Siena siehe im Katalog der Chiaroscuro-Fassaden Nr. 69. Über zwei nicht mehr zu identi-
fizierende Fassadenentwürfe siehe Abbildung i8ß, 187 und 188.
78 PALAZZO DEL PoDESTÄ oder DEL BARGELLO, FLORENZ
Via del Proconsolo
Seit seiner Erbauung im 1 ß. Jahrhundert Sitz der ober-
sten Justizbehörde, heute Museum.
Baubeginn 1230#. Weiteres s. Katalog der Mostra
Documentaria, p. ß. Die Hausteinfassade ist unverputzt, das
unten genannte Freskogemälde wurde an dem »La Volognana«
genannten Turm angebracht.
A/riAcIm Aufträge der Stadt Florenz stellte Tommaso di Ste-
fano gen. Giottino 1 ß4ß die Vertreibung des Herzogs von Athen
dar. »Der Herzog wurde auf der Flucht abgebildet, in Begleitung
seiner bekanntesten Anhänger, die, unter Anspielung auf ihre
Namen oder persönlichen Eigenschaften, allegorisch als wilde
Tiere dargestellt wurden. Masos Fresko ist nicht erhalten. Es gibt
aber eine andere, an allegorischen Anspielungen ebenso reiche
Fassung dieses Themas, von der Hand eines Maso und Nardo
nahestehenden, zweitrangigen Malers, im Stadtgefängnis (Stinche
Vecchie). [Jetzt abgenommen und im Palazzo Vecchio ständig
ausgestellt.] Es ist dies das einzig erhaltene Beispiel anprangern-
der Malerei, und auch dies ist in schlechtem Zustand. Auf der
rechten Seite des Freskos wendet sich der vom Thron aufge-
sprungene Herzog, von einem Racheengel verfolgt, zur Flucht.
Er hält ein Ungeheuer, halb Tier, halb Mensch - Symbol der
Hinterlist - in der Hand und tritt die Attribute der Gerechtig-
keit, Waage und Schwert, mit den Füßen. ... die linke Seite des
Freskos wird von der überlebensgroßen Figur der hl. Anna be-
herrscht, die den Palazzo della Signoria schützt, und an die vor
ihr knienden Ritter, Vertreter der verschiedenen Stadtviertel,
Banner verteilt. Die Mutter der Jungfrau Maria - an deren
Namenstag die Gegenrevolution gegen den Herzog den Sieg
errang - wird also persönlich eingeführt ...« (Antal).
jEr»Alcuni resti di queste pitture, pressoche irriconoscibi-
li, erano ancora visibili nel 1863, ma si fini poi per toglierle ahatto,
che troppo guaste.« (Katalog der Mostra Documentaria, Nr. 101.)
ALÄrA??*.* Gegen 1 343 von Tommaso di Stefano
detto Giottino (lt. Katalog der Mostra Documentaria, Nr. 101).
11 Libro di Antonio Billi, ed. Frey, Berlin, 1892, p. 14,
Kopie des Strozzianus: «Maso Fiorentino. Costuj infra Fahre
sue pitture dipinse il duca d'Athene et i suoi seguacj nella faccia
della torre del Podesta di Firenze.» p. 13, Kopie des Petrei:
«Alesso Baldouinetti Fiorentino fra Fahre pitture dipinse il
duca di Athene et suoi seguaggi nella faccia della torre del
Podesta di Firenze.»
Codice Magliabecchiano, ed. Frey, 1892, p. 36, entspricht dem
Text von Billi (Strozzianus).
F. Antal, Die Florentinische Malerei und ihr sozialer Hinter-
grund, Berlin, 1938, p. 208.
G. Martini/U.Baldini, Katalog der »Mostra Documentaria e
iconograhca del Palazzo del Podesta«, Firenze, i96ß.
79 ORATORIO DELLA COMPAGNIA DELLA MlSERICORDIA VECCHIA
E ÜAPITANI DEL BlGALLO, FLORENZ Abb. 172, 17ß
Via dei Calzaiuoli/Piazza di S. Giovanni
Bruderschaft der Compagnia della Misericordia, die
1423 mit der Bruderschaft von S.Maria del Bigallo vereinigt
wurde. Nach 1776 staatliches Waisenhaus.
1 ß 3 2-1 ß 3 8 wurde der zweigeschossige Bau vermutlich
von dem Baumeister-Bildhauer Alberto Arnoldi errichtet (Paatz),
an der Nordseite mit drei, an der Ostseite mit einer Achse. Das
Erdgeschoß öffnet sich an der Nordostecke durch je einen Rund-
bogen zu einer Loggia über quadratischem Grundriß als Aus-
stellungsraum für Findelkinder. Die übrigen zwei Achsen der
Nordseite sind mit Blendarkaden geschmückt. Die plastische
Dekoration konzentriert sich auf die Loggia, »einem wahren
Glanzstück gotischer Baudekoration«. Das von Pilastern ge-
gliederte Zwischengeschoß blieb dem plastischen und maleri-
schen Schmuck Vorbehalten.
Das 1777 abgenommene und nur fragmentarisch er-
haltene Fresko »Die Vorsteher geben die Kinder, die sich ver-
laufen haben, ihren Müttern zurück« befand sich ursprünglich
wohl über der Arkade der Ostseite (s. auch Nr. 8ß), auf ihm
selbst ist die Ansicht der Nordseite dargestellt. Heute ist es im
Inneren an der Südwand der Sala del Consiglio angebracht.
Die Fresken an Florentiner Kirchen und Hospitälern sind gesondert verzeichnet, s. Nr. 101 - 120. Über die Fresken an Stadttoren
s. Haupttext, Anmerkunng 3. Über Siena siehe im Katalog der Chiaroscuro-Fassaden Nr. 69. Über zwei nicht mehr zu identi-
fizierende Fassadenentwürfe siehe Abbildung i8ß, 187 und 188.
78 PALAZZO DEL PoDESTÄ oder DEL BARGELLO, FLORENZ
Via del Proconsolo
Seit seiner Erbauung im 1 ß. Jahrhundert Sitz der ober-
sten Justizbehörde, heute Museum.
Baubeginn 1230#. Weiteres s. Katalog der Mostra
Documentaria, p. ß. Die Hausteinfassade ist unverputzt, das
unten genannte Freskogemälde wurde an dem »La Volognana«
genannten Turm angebracht.
A/riAcIm Aufträge der Stadt Florenz stellte Tommaso di Ste-
fano gen. Giottino 1 ß4ß die Vertreibung des Herzogs von Athen
dar. »Der Herzog wurde auf der Flucht abgebildet, in Begleitung
seiner bekanntesten Anhänger, die, unter Anspielung auf ihre
Namen oder persönlichen Eigenschaften, allegorisch als wilde
Tiere dargestellt wurden. Masos Fresko ist nicht erhalten. Es gibt
aber eine andere, an allegorischen Anspielungen ebenso reiche
Fassung dieses Themas, von der Hand eines Maso und Nardo
nahestehenden, zweitrangigen Malers, im Stadtgefängnis (Stinche
Vecchie). [Jetzt abgenommen und im Palazzo Vecchio ständig
ausgestellt.] Es ist dies das einzig erhaltene Beispiel anprangern-
der Malerei, und auch dies ist in schlechtem Zustand. Auf der
rechten Seite des Freskos wendet sich der vom Thron aufge-
sprungene Herzog, von einem Racheengel verfolgt, zur Flucht.
Er hält ein Ungeheuer, halb Tier, halb Mensch - Symbol der
Hinterlist - in der Hand und tritt die Attribute der Gerechtig-
keit, Waage und Schwert, mit den Füßen. ... die linke Seite des
Freskos wird von der überlebensgroßen Figur der hl. Anna be-
herrscht, die den Palazzo della Signoria schützt, und an die vor
ihr knienden Ritter, Vertreter der verschiedenen Stadtviertel,
Banner verteilt. Die Mutter der Jungfrau Maria - an deren
Namenstag die Gegenrevolution gegen den Herzog den Sieg
errang - wird also persönlich eingeführt ...« (Antal).
jEr»Alcuni resti di queste pitture, pressoche irriconoscibi-
li, erano ancora visibili nel 1863, ma si fini poi per toglierle ahatto,
che troppo guaste.« (Katalog der Mostra Documentaria, Nr. 101.)
ALÄrA??*.* Gegen 1 343 von Tommaso di Stefano
detto Giottino (lt. Katalog der Mostra Documentaria, Nr. 101).
11 Libro di Antonio Billi, ed. Frey, Berlin, 1892, p. 14,
Kopie des Strozzianus: «Maso Fiorentino. Costuj infra Fahre
sue pitture dipinse il duca d'Athene et i suoi seguacj nella faccia
della torre del Podesta di Firenze.» p. 13, Kopie des Petrei:
«Alesso Baldouinetti Fiorentino fra Fahre pitture dipinse il
duca di Athene et suoi seguaggi nella faccia della torre del
Podesta di Firenze.»
Codice Magliabecchiano, ed. Frey, 1892, p. 36, entspricht dem
Text von Billi (Strozzianus).
F. Antal, Die Florentinische Malerei und ihr sozialer Hinter-
grund, Berlin, 1938, p. 208.
G. Martini/U.Baldini, Katalog der »Mostra Documentaria e
iconograhca del Palazzo del Podesta«, Firenze, i96ß.
79 ORATORIO DELLA COMPAGNIA DELLA MlSERICORDIA VECCHIA
E ÜAPITANI DEL BlGALLO, FLORENZ Abb. 172, 17ß
Via dei Calzaiuoli/Piazza di S. Giovanni
Bruderschaft der Compagnia della Misericordia, die
1423 mit der Bruderschaft von S.Maria del Bigallo vereinigt
wurde. Nach 1776 staatliches Waisenhaus.
1 ß 3 2-1 ß 3 8 wurde der zweigeschossige Bau vermutlich
von dem Baumeister-Bildhauer Alberto Arnoldi errichtet (Paatz),
an der Nordseite mit drei, an der Ostseite mit einer Achse. Das
Erdgeschoß öffnet sich an der Nordostecke durch je einen Rund-
bogen zu einer Loggia über quadratischem Grundriß als Aus-
stellungsraum für Findelkinder. Die übrigen zwei Achsen der
Nordseite sind mit Blendarkaden geschmückt. Die plastische
Dekoration konzentriert sich auf die Loggia, »einem wahren
Glanzstück gotischer Baudekoration«. Das von Pilastern ge-
gliederte Zwischengeschoß blieb dem plastischen und maleri-
schen Schmuck Vorbehalten.
Das 1777 abgenommene und nur fragmentarisch er-
haltene Fresko »Die Vorsteher geben die Kinder, die sich ver-
laufen haben, ihren Müttern zurück« befand sich ursprünglich
wohl über der Arkade der Ostseite (s. auch Nr. 8ß), auf ihm
selbst ist die Ansicht der Nordseite dargestellt. Heute ist es im
Inneren an der Südwand der Sala del Consiglio angebracht.