DAS DECKENGEMÄLDE DER DtVtNA SAP!ENZA
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Barberini. in der Linken häit sie den blanken Spiegel (speculum sine macula),
in der Rechten, der Erde zugewendet, das Szepter der Macht mit dem vom
Flammenkreis umgebenen Auge der Gottheit „per segno del provido et saggio
reggimento". Es ist die Personifikation der alles umfassenden Divina Sapienza,
die über dem Weltall thront. Venerunt mihi omnia bona pariter cum illa, et
innumerabilis honestas per manus illius. Unter dem Vorsitz der göttlichen
Weisheit erscheinen als Personifikationen ihrer erhabenen Eigenschaften elf
Frauengestalten, die miteinander im Zwiegespräch die Mittelfigur im Halb-
kreis umgeben*). Durch ihre Attribute gekennzeichnet spinnen sie das
Thema im Sinne des 7. und 8. Rapitels des „Liber Sapientiae" weiter:
La Divinitä, in feierlicher Haltung; in denUmrißlinien ihrer Gestalt klingt nochmals
die Form des Triangels an, das ihre Hände halten: chiaro simbolo dell'unitä, dell'essenza
et trinitä delle persone^);
l'Eternitä, wie Saturn mit der ihren Schwanz verschlingenden Schlange^);
la Santitä, in weiße Schleier gehüllt, ihre Seelenreinheit andeutend, mit kreuz und
Opferaltar;
la Schiettezza (Puritä), einen Schwan mit schneeweißem Gefieder (animi candor)
am Busen hegend;
la Perspicacitä, das Mittel der Erkenntnis mit dem Adler als dem scharfäugigsten
unter den Vögeln, in tiefe Betrachtung der Divina Sapienza versunken (quaecumque sunt
absconsa et improvisa didici: omnium enim artifex docuit me sapientia);
la Bellezza, nackt (discoperta modestamente), in der Rechten das Haar der Berenice
haltend, die den stolzesten Schmuck weiblicher Schönheit im Tempel der Venus für die
glückliche Heimkehr des Gatten darbrachte. Hane amavi et exquisivi a juventute mea et
quaesivi sponsam mihi eam assumere et amator factus sum formae illius. Es ist die
himmlische Schönheit, die nichts mit der irdischen gemein hat. Denn so ist das abge-
schnittene Frauenhaar zu deuten: als Sieg über die Eitelkeit der Welt;
la Suavitä, mit der Leier Apollons als Mittelpunkt des linken Flügels der Kompo-
sition, zugleich mit sinnbildlichem Bezug auf des Papstes DichterruhnP);
la Fortezza, gestützt auf die Keule des Herkules, und
la Giustizia, mit goldener Wage, die Zwillingstugenden des Herrschers;
la Beneficenza, wie Ceres mit einer reifen Ähre, der Erde zugewendet, als Sinn-
bild segenbringender Tätigkeit^);
la Nobiltä, mit der Krone der Ariadne.
9 Ähnlich bringt der Cavaliere Marino (Lettere, Venezia 1627, 236f) die Zwölfzahl
der Tugenden unter dem Bilde der zwölf Strahlen der Sonne mit den erhabenen Eigen-
schaften des Herrschers in Verbindung.
Von Passeri, 314 fälschlich als „nobiltä" bezeichnet,
s) Passeri vermischt di Personifikationen von „eternitä" und „nobilitä" zu einer
einzigen Figur.
9 Bei Teti als „Harmonia".
3) Bei Teti als „Fertilitä".
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Barberini. in der Linken häit sie den blanken Spiegel (speculum sine macula),
in der Rechten, der Erde zugewendet, das Szepter der Macht mit dem vom
Flammenkreis umgebenen Auge der Gottheit „per segno del provido et saggio
reggimento". Es ist die Personifikation der alles umfassenden Divina Sapienza,
die über dem Weltall thront. Venerunt mihi omnia bona pariter cum illa, et
innumerabilis honestas per manus illius. Unter dem Vorsitz der göttlichen
Weisheit erscheinen als Personifikationen ihrer erhabenen Eigenschaften elf
Frauengestalten, die miteinander im Zwiegespräch die Mittelfigur im Halb-
kreis umgeben*). Durch ihre Attribute gekennzeichnet spinnen sie das
Thema im Sinne des 7. und 8. Rapitels des „Liber Sapientiae" weiter:
La Divinitä, in feierlicher Haltung; in denUmrißlinien ihrer Gestalt klingt nochmals
die Form des Triangels an, das ihre Hände halten: chiaro simbolo dell'unitä, dell'essenza
et trinitä delle persone^);
l'Eternitä, wie Saturn mit der ihren Schwanz verschlingenden Schlange^);
la Santitä, in weiße Schleier gehüllt, ihre Seelenreinheit andeutend, mit kreuz und
Opferaltar;
la Schiettezza (Puritä), einen Schwan mit schneeweißem Gefieder (animi candor)
am Busen hegend;
la Perspicacitä, das Mittel der Erkenntnis mit dem Adler als dem scharfäugigsten
unter den Vögeln, in tiefe Betrachtung der Divina Sapienza versunken (quaecumque sunt
absconsa et improvisa didici: omnium enim artifex docuit me sapientia);
la Bellezza, nackt (discoperta modestamente), in der Rechten das Haar der Berenice
haltend, die den stolzesten Schmuck weiblicher Schönheit im Tempel der Venus für die
glückliche Heimkehr des Gatten darbrachte. Hane amavi et exquisivi a juventute mea et
quaesivi sponsam mihi eam assumere et amator factus sum formae illius. Es ist die
himmlische Schönheit, die nichts mit der irdischen gemein hat. Denn so ist das abge-
schnittene Frauenhaar zu deuten: als Sieg über die Eitelkeit der Welt;
la Suavitä, mit der Leier Apollons als Mittelpunkt des linken Flügels der Kompo-
sition, zugleich mit sinnbildlichem Bezug auf des Papstes DichterruhnP);
la Fortezza, gestützt auf die Keule des Herkules, und
la Giustizia, mit goldener Wage, die Zwillingstugenden des Herrschers;
la Beneficenza, wie Ceres mit einer reifen Ähre, der Erde zugewendet, als Sinn-
bild segenbringender Tätigkeit^);
la Nobiltä, mit der Krone der Ariadne.
9 Ähnlich bringt der Cavaliere Marino (Lettere, Venezia 1627, 236f) die Zwölfzahl
der Tugenden unter dem Bilde der zwölf Strahlen der Sonne mit den erhabenen Eigen-
schaften des Herrschers in Verbindung.
Von Passeri, 314 fälschlich als „nobiltä" bezeichnet,
s) Passeri vermischt di Personifikationen von „eternitä" und „nobilitä" zu einer
einzigen Figur.
9 Bei Teti als „Harmonia".
3) Bei Teti als „Fertilitä".