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DAS DECKENGEMÄLDE DER DtVINA SAP1ENZA
majestätisch thronenden Gestalt
der Hauptfigur ausklingt, in ihrer
edien begeisterten Haltung, die das
Emporstreben des Ganzen so glück-
!ichzumAusdruckebringt(Abb. 13).
Hichts Beunruhigendes ist in dieser
Komposition, kein lauter Affekt,
nichts Gewaltsames stört das
Gleichgewicht und die feierliche
Stimmung, nirgends sucht wie bei
Cortona die Bewegung den Bild-
rahmen zu sprengen, nur die in
den Lüften dargestellten Allegorien
von Liebe und Furcht sind lebhaft
bewegt: aufwärts der Löwenreiter
und, ebenso sinnreich, abwärts sein
Gegenspiel,die Allegorie der Furcht.
Aber die Energie ihrer konzentrisch
gerichteten Bewegung hilft als an-
regender Kontrast die ruhevolle
Haltung der himmlischenVersamm-
lung nur um so ausdrücklicher
in Erscheinung treten zu lassen.
ln engen Beziehungen zum formalen Aufbau steht die malerische
Haltung des Deckengemäldes. Die Farbe, leuchtender als je in den
vorangehenden Arbeiten Sacchis, besitzt eine erstaunliche Reinheit der
Klangwirkung. Ein blühendes Farbenspiel von Blau, Gelb, Rot, Grün, reich
abgewandelt durch verbindende Zwischentöne, entfaltet sich seitwärts in
den Gewändern der Figuren, es beruhigt und klärt sich nach der Mitte
zu und klingt heiter und festlich in einem beherrschenden Zweiklang aus:
in reinem Blau, das von der Tönung des Himmels, des Erdballs und den Dra-
perien einzelner Figuren im Vordergründe gehalten wird und im Gewände der
Hauptfigur gipfelt, und in Goldgelb im Thron und der strahlenden Glorie
der Mitte. Reines Weib und Grau der Wolkenmassen, in das diese Farben-
komposition gebettet ist und das sich zur stärksten Helligkeit im schimmern-
den Mantel der göttlichen Weisheit steigert, geben dem leuchtenden Zwei-
klang die Basis. Farbig, mit Rot, ist das Inkarnat behandelt, farbig sind auch
die Schatten. Sandrarts zurückhaltende Bemerkung über die Wirkung des
Abb. 12. Sacchi: La Divina Sapienza (Teilstück)
DAS DECKENGEMÄLDE DER DtVINA SAP1ENZA
majestätisch thronenden Gestalt
der Hauptfigur ausklingt, in ihrer
edien begeisterten Haltung, die das
Emporstreben des Ganzen so glück-
!ichzumAusdruckebringt(Abb. 13).
Hichts Beunruhigendes ist in dieser
Komposition, kein lauter Affekt,
nichts Gewaltsames stört das
Gleichgewicht und die feierliche
Stimmung, nirgends sucht wie bei
Cortona die Bewegung den Bild-
rahmen zu sprengen, nur die in
den Lüften dargestellten Allegorien
von Liebe und Furcht sind lebhaft
bewegt: aufwärts der Löwenreiter
und, ebenso sinnreich, abwärts sein
Gegenspiel,die Allegorie der Furcht.
Aber die Energie ihrer konzentrisch
gerichteten Bewegung hilft als an-
regender Kontrast die ruhevolle
Haltung der himmlischenVersamm-
lung nur um so ausdrücklicher
in Erscheinung treten zu lassen.
ln engen Beziehungen zum formalen Aufbau steht die malerische
Haltung des Deckengemäldes. Die Farbe, leuchtender als je in den
vorangehenden Arbeiten Sacchis, besitzt eine erstaunliche Reinheit der
Klangwirkung. Ein blühendes Farbenspiel von Blau, Gelb, Rot, Grün, reich
abgewandelt durch verbindende Zwischentöne, entfaltet sich seitwärts in
den Gewändern der Figuren, es beruhigt und klärt sich nach der Mitte
zu und klingt heiter und festlich in einem beherrschenden Zweiklang aus:
in reinem Blau, das von der Tönung des Himmels, des Erdballs und den Dra-
perien einzelner Figuren im Vordergründe gehalten wird und im Gewände der
Hauptfigur gipfelt, und in Goldgelb im Thron und der strahlenden Glorie
der Mitte. Reines Weib und Grau der Wolkenmassen, in das diese Farben-
komposition gebettet ist und das sich zur stärksten Helligkeit im schimmern-
den Mantel der göttlichen Weisheit steigert, geben dem leuchtenden Zwei-
klang die Basis. Farbig, mit Rot, ist das Inkarnat behandelt, farbig sind auch
die Schatten. Sandrarts zurückhaltende Bemerkung über die Wirkung des
Abb. 12. Sacchi: La Divina Sapienza (Teilstück)