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Posse, Hans
Der römische Maler Andrea Sacchi: ein Beitrag zur Geschichte der klassizistischen Bewegung im Barock — Italienische Forschungen, Neue Folge, Band 1: Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.34605#0157
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BtLDNfS DES MONStGNORE CLEMENTE MERUNI

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Maratti (geb. 1625), der seit 1650 bereits als selbständiger Meister tätig
ist, hat in diesem Biidnis der Zuneigung zu seinem Lehrer, dem er so
vieles verdankt*), Ausdruck gegeben. Das Antlitz, umrahmt von ergrauen-
dem noch dichtem Haar, mit der hohen freien Stirn und dem feinen Mund
zeugt von gewinnender Liebenswürdigkeit, in die sich ein Zug von Melan-
cholie mischt. Besonders die Augen sprechen von ungewöhnlicher Güte -). So
abhängig der Stil dieses und anderer Bildnisse Marattis aus den 50er und 60er
jahren von dem seines Lehrers ist, so bezeugt doch außer einer gewissen sen-
timentalen Verfeinerung der Auffassung die ängstlicher vertreibende und in
den Einzelheiten (z. B. dem gemusterten Stoff der Kleidung) genauere Durch-
bildung Marattis Urheberschaft. An Stelle der warmen Haltung von Sacchis
Albani-Porträt ist eine gedämpftere kühlere Gesamtfärbung getreten.
Das bedeutendste und geistvollste unter den bekannten Bildnissen
Sacchis ist jenes Kniestück in Villa Borghese, das offenbar auf Grund
der verwandten heraldischen Embleme (Adler auf Turm) bis heute fälschlich
als Porträt Orazio Giustinianis (1580—1649), des Custoden der vatikani-
schen Bibliothek, gegolten hat (Tafel XXIV). Gio. Incisa della Rocchetta
hat zuerst diese irrtümliche Benennung, die sich auch mit dem Alter des
Dargestellten nicht in Einklang bringen ließ, durch den Hinweis auf das
Inventar Kardinal Antonio Barberinis vom April 1644 berichtigt, das ohne
jeden Zweifel dasselbe Porträt Sacchis als eine Darstellung des „Monsignore
Merlino Auditore di Ruota" aufführU). Der Rechtsgelehrte Clemente Mer-

0 Passeri, 324.
^) Passeri, 327: „Fu uomo di buona presenza, e di statura piü tosto grande, che
aitro, di tratto non discaro, e cordiaie, molto circospetto, e pulito nel procedere, e co' suoi
uguali assai ritirato, e guardingo." — Pascoli i, 18: ,,Era egli . . . bellissimo di corpo,
e di faccia, di giusta statura, e fuor di modo ameno, e grazioso."
3) ,,Un quadro con ritratto mezza figura ä sedere di Monsig.re Merlino Auditore di
ruota, di mano del sig.r Andrea Sacchi, con cornice tinta noce con filetti d'oro." Schon
am 1. Sept. 1642 hat Sacchis Schüler Carlo Magnoni die Bezahlung von 16 Scudi für eine
wohl anläßlich des Todes des Prälaten im Aufträge Cardinal Antonios für die Verwandten
angefertigte Kopie „di un quadro del ritratto di Mons.r Merlino Aud.re di Rota" emp-
fangen (L' Arte XXVH, 69). — Dasselbe Bildnis wird auch in der Nota de quadri esistenti
nel Palazzo ... di Palestrina, Nr. 27 aufgeführt: „un quadro p. 6 riquadrato rap.te un
Ritratto di Monsg. Merlino, con zimarra con berretta nera in capo, con mano sopra un
libro, a sedere sopra sedia all' antica, con pomi coli' Impresa della Casa Giustiniani (!),
e scanzia de libri opera di Andrea Sacchi ... sc. 400"; ebenso in derCopiadell'lnven-
tario del Card. Carlo Barberini legato in Carta pecora 1704, 134: „Un aitro con ritratto
di Mons.e Merlino alto p. 7 largo p. 6 di Andrea Sacchi" (dort schon zusammen mit
Pietros da Cortona Porträt des Marcello Sacchetti aufgeführt).
 
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