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Posse, Hans
Der römische Maler Andrea Sacchi: ein Beitrag zur Geschichte der klassizistischen Bewegung im Barock — Italienische Forschungen, Neue Folge, Band 1: Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.34605#0169
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PiETRO DA CORTONA/ PtETRO TESTA/PIERFRANCESCO NOLA 137

im „Heimgang der hi. Anna" seine hohe Schätzung einer dramatischen
Darsteiiung des Franzosen wie des „Todes des Germanicus" bezeugt. 1639
waren es zwei Gemälde der beiden Maier, die der kaiserliche Gesandte
ais Geschenke des Kardinalnepoten mit sich aus Rom führte.
Diese Beziehungen führen weit hinein in die römische Künstlerschaft.
Joachim von Sandrart, der von 1629 bis 1635 in Rom geweiit und diesem
Künstlerkreis besonders nahegestanden hat, nennt ais Teilnehmer an den
„Academien", die zur Winterszeit an verschiedenen Orten veranstaltet wur-
den, außer Duquesnoy, dem Landschafter Claude Lorrain und Sacchi, „so
ein sehr kostbares Mitglied unserer allda florierenden Academie gewesen",
auch Pietro da Cortona, mit dem der Deutsche sich befreundet hatte*).
Denn auch diesen Schöpfer eines neuen monumentalen Dekorationsstils trifft
man damals in enger Berührung mit jenen Künstlern, deren Teilnahme an
antiken Dingen durch die antiquarischen Unternehmungen der Sammler wie
Cassiano del Pozzo und Marchese Giustiniani Förderung gefunden hat. Der
Toskaner hat in seiner römischen Frühzeit dem Domenichino nahegestanden ^),
mit Poussin haben ihn persönliche Beziehungen zu den Sacchetti und dem
Cavaliere Marino, der den Franzosen nach Rom gezogen hatte, verbunden.
Andrea Sacchi wiederum ist vor 1630 Cortonas Helfer bei dessen erstem
größeren Freskounternehmen in Castelfusano'*). Erst in der Folgezeit haben
sich ihre Wege getrennt. Andrerseits ist Pietro Testa, ursprünglich Schüler
Domenichinos, der vielbeschäftigte Zeichner für del Pozzos Corpus der
„Anticaglie Romane", der Verehrer Poussins, in den Anfängen der Arbeit
an der Deckenmalerei der Sala Barberina Cortonas Gehilfe. Und ein Sacchi
verwandter Künstler wie P. F. Mola, Schüler der Venetianer und Anhänger
der Naturalisten („imbevuto dello Stile Lombardo"), erscheint schließlich

*) Während der Anwesenheit des deutschen Maiers in Rom fanden soiche Academien
auch im Palazzo Giustiniani statt, ebenso „neiie stanze de! Signor Cardinal Barberino",
an denen nach Matvasia (i, 229) die besten Rünstler von Rom teiinahmen und bei denen
Emiiio Savonanzi, der Freund von Aigardi und Sacchi (Passeri, 199; Flalvasia 1,231), mit
seinen Arbeiten so oft den Preis davongetragen haben soli.
^) Sein Aitarbiid für die Rapuzinerkirche vom Anfang der 30 er Jahre (die Heilung
des Ananias) steht, vor allem in der geschlossenen Zusammenordnung der Figuren, unter
dem Eindrücke der „Rommunion des hl. Hieronymus" von Domenichino, wenn Cortona
auch den Bildhintergrund durch einen reichen farbigen Wechsel von Landschaft und
Architekturen in seiner Art zu beleben und zu vertiefen sich bestrebt hat.
3) Sandrart, Teutsche Akademie 11, 201: In seinen Zeichnungen und gemahlten Tafeln,
sonderlich in Fresko, kompetierte er (Sacchi) gegen den andern (Cortona) dergestalt, daß
immer einer den anderen aufgemuntert, sich zu bessern.
 
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