SACCHtS BEZtEHUNGEN ZUR nODERNEN RUMST
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figur ganz ausgesprochen Mittel zum Zweck geworden als Kulisse, als
Glied einer malerischen Masse, einer empor und in die Tiefe sich
schwingenden Bewegung, ln solchen Schöpfungen fühlte der Beschauer
mit Befriedigung den universellen Blick, der das Einzelne für den Gesamt-
effekt erfindet.
Andrea Sacchi traf sich auf diesem Gebiet in grundsätzlichen Be-
ziehungen mit Domenichino. Er hat sich in den wenigen von ihm über-
nommenen Aufgaben einer monumentalen Raumausschmückung an die
Grundsätze Annibale Carraccis, Domenichinos, Renis und Albanis gehalten.
Schon in dem Freskogemälde der „Divina Sapienza" im Palazzo Barberini
um 1630 hatte er, während gleichzeitig Pietros da Cortona epochemachende
Deckenmalerei in der Galerie im Entstehen war, um der Deutlichkeit und
Klarheit seiner in feierlicher Ruhe auf Wolken thronenden Gestalten willen
jede energische Verkürzung, jedes Eingehen auf die Forderungen des
neueren Illusionismus gemieden. Bei dem größten ihm zuteil gewordenen
Aufträge dieser Art, der Ausschmückung des Lateransbaptisteriums aus
den 40er Jahren, waren ihm Raffaels Stanzen und Domenichinos Malereien
Vorbilder gewesen. Seine besten Leistungen sind beschränkt auf das For-
mat, das die Leinwand bietet, von größeren Aufträgen hat er fast nichts
selbst ausgeführt.
* *
*
Sacchi fügt sich als wichtiges Glied in die Reihe der Anhänger einer
Tradition ein, die seit der Hochrenaissance nie erloschen ist. Auch aus
seinem Schaffen spricht jene konservativere Gesinnung, die wohl an den
aktuellen Problemen der zeitgenössischen Entwicklung der Barockmalerei
nicht vorbeigeht, ihnen aber ihre letzte von den führenden Künstlern er-
strebte Konsequenz nimmt. Sacchi ist sogar eines der merkwürdigsten
Beispiele für die im italienischen Charakter wurzelnde Macht der großen
klassischen Tradition.
Hach seiner Lehrzeit in Bologna, das ihm die Kenntnis der malerischen
Probleme Oberitaliens vermittelt hat, tritt er in Rom mit öffentlichen Arbeiten
auf, die in der tiefen leuchtenden Farbigkeit und der breiten kraftvollen
Malweise, in den großen pathetischen Gestalten und der packenden Dra-
matik der Handlung einen ungewöhnlich begabten Künstler erkennen
lassen, der mitten in der modernen Bewegung der zwanziger Jahre steht.
Von seinem Lehrer Albani unterscheidet ihn eine reichere Malerbegabung,
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figur ganz ausgesprochen Mittel zum Zweck geworden als Kulisse, als
Glied einer malerischen Masse, einer empor und in die Tiefe sich
schwingenden Bewegung, ln solchen Schöpfungen fühlte der Beschauer
mit Befriedigung den universellen Blick, der das Einzelne für den Gesamt-
effekt erfindet.
Andrea Sacchi traf sich auf diesem Gebiet in grundsätzlichen Be-
ziehungen mit Domenichino. Er hat sich in den wenigen von ihm über-
nommenen Aufgaben einer monumentalen Raumausschmückung an die
Grundsätze Annibale Carraccis, Domenichinos, Renis und Albanis gehalten.
Schon in dem Freskogemälde der „Divina Sapienza" im Palazzo Barberini
um 1630 hatte er, während gleichzeitig Pietros da Cortona epochemachende
Deckenmalerei in der Galerie im Entstehen war, um der Deutlichkeit und
Klarheit seiner in feierlicher Ruhe auf Wolken thronenden Gestalten willen
jede energische Verkürzung, jedes Eingehen auf die Forderungen des
neueren Illusionismus gemieden. Bei dem größten ihm zuteil gewordenen
Aufträge dieser Art, der Ausschmückung des Lateransbaptisteriums aus
den 40er Jahren, waren ihm Raffaels Stanzen und Domenichinos Malereien
Vorbilder gewesen. Seine besten Leistungen sind beschränkt auf das For-
mat, das die Leinwand bietet, von größeren Aufträgen hat er fast nichts
selbst ausgeführt.
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Sacchi fügt sich als wichtiges Glied in die Reihe der Anhänger einer
Tradition ein, die seit der Hochrenaissance nie erloschen ist. Auch aus
seinem Schaffen spricht jene konservativere Gesinnung, die wohl an den
aktuellen Problemen der zeitgenössischen Entwicklung der Barockmalerei
nicht vorbeigeht, ihnen aber ihre letzte von den führenden Künstlern er-
strebte Konsequenz nimmt. Sacchi ist sogar eines der merkwürdigsten
Beispiele für die im italienischen Charakter wurzelnde Macht der großen
klassischen Tradition.
Hach seiner Lehrzeit in Bologna, das ihm die Kenntnis der malerischen
Probleme Oberitaliens vermittelt hat, tritt er in Rom mit öffentlichen Arbeiten
auf, die in der tiefen leuchtenden Farbigkeit und der breiten kraftvollen
Malweise, in den großen pathetischen Gestalten und der packenden Dra-
matik der Handlung einen ungewöhnlich begabten Künstler erkennen
lassen, der mitten in der modernen Bewegung der zwanziger Jahre steht.
Von seinem Lehrer Albani unterscheidet ihn eine reichere Malerbegabung,